Institut für Politikwissenschaft

Antrittsvorlesung Prof. Dr. Udo Zolleis

Stellen die deutschen Volksparteien in Zukunft eher sinkende Tanker oder moderne Bürgerforen dar? Über diese Frage referierte der Politologe Udo Zolleis am 20. April 2011 bei seiner Antrittsvorlesung als Honorar-Professor im großen Senat der Neuen Aula. Udo Zolleis wurde 1974 in München geboren und studierte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft in München, Perugia und London. Er schlug zwar eine politische Karierre bei der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag ein, lebt seine akademischen Ambitionen aber seit dem Jahr 2000 durch Lehraufträge an der Eberhard Karls Universität Tübingen, an der Universität Göttingen und an der LMU München ebenfalls aus. Im vergangenen Jahr wurde er schließlich zum Honorarprofessor an der Uni Tübingen ernannt. „Er ist jemand, der die Praxis mit der Theorie verbindet“, konstatierte Thomas Diez über seinen Kollegen und fügte hinzu, dass insbesondere die Exkursionen seines Kollegen berühmt-berüchtigt seien.

Über die Zukunft der Volksparteien wagte Zolleis keine direkte Prognose, weil die „Politikwissenschaft keine Zukunftsforschung“ sei, wie er im Rahmen seines Vortrags betonte. Daher informierte er die Zuhörer in erster Linie über den empirischen Ist-Zustand, der je nach Maßstab für das Siegel „Volkspartei“ entweder kritisch oder normal ist. Legt man als Kriterium für die Bezeichnung „Volkspartei“ etwa eine schichtübergreifende Repräsentation der Bürger oder die Höhe von Mitgliederzahlen an, dann ist es nicht gut um die deutschen Volksparteien bestellt. Wählt man als Maßstab aber eher die Breite des Politikangebots oder ein Minimum von 30 Prozent aller Wählerstimmen, ist die Lage positiver. Am Ende seines Vortrags zeigte Udo Zolleis noch drei mögliche Szenarien für die Volksparteien auf: Entweder sie bleiben herkömmliche Mitgliederparteien, werden professionelle Wählerparteien oder gar moderne Bürgerforen.