Institut für Sportwissenschaft

PLAYABLE – Wie viel Bewegung steckt in der Freizeit unserer Kinder?

Ein aktiver Lebensstil ist entscheidend für die gesunde Entwicklung von Kindern (Biddle & Asare, 2011; Janssen & LeBlanc, 2010), wie auch für die spätere Gesundheit von Erwachsenen (Miko et al., 2020). Bewegung und aktives Spielen fördern nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern stärken das soziale Miteinander, die kognitive Entwicklung (Ball, 2002; Blinkert, 2015), reduzieren das Risiko für chronische oder nicht-übertragbare Erkrankungen und verbessern die soziale Teilhabe (Lee et al., 2012; World Health Organization, 2011). 

Wie aktiv sind Kinder wirklich? Ein Blick auf aktuelle Zahlen

Internationale Daten zeigen: Weltweit spielen täglich nur 40–46 % der Kinder mehr als zwei Stunden aktiv (Aubert et al., 2022). Bei Kindern mit Behinderungen sind die Zahlen noch niedriger – weniger als 39 % erreichen diesen Richtwert (Ng et al., 2023). Zudem zeigen Ergebnisse der KiGGS Studie in Deutschland, dass freies, unstrukturiertes Spielen zunehmend zurückgeht, während die Teilnahme an außerschulischen und organisierten Sportaktivitäten steigt (Schmidt et al., 2016).  

Viele Faktoren beeinflussen diese Entwicklung. So hat die Wohnumgebung einen entscheidenden Einfluss auf das Bewegungsverhalten von Kindern: In Gebieten mit wenigen „Aktionsräumen“ sind Kinder stärker auf elterliche Unterstützung angewiesen, um draußen zu spielen oder an Sportangeboten teilzunehmen (Blinkert, 1996). Sichere und gut erreichbare Bewegungsräume schaffen Voraussetzungen für mehr selbstständige Aktivität im Freien (Deutsches Kinderhilfswerk e.V., 2014). Zudem können Sicherheitsbedenken der Eltern dazu führen, dass Kinder seltener draußen aktiv sind (Aranda-Balboa et al., 2020; Jerebine et al., 2022). Für Kinder mit Behinderungen bestehen zusätzliche Hürden, etwa durch unzureichend barrierefreie Spielplätze oder fehlende inklusive Bewegungsräume (Ballas et al., 2022; Bult et al., 2014).

Forschungslücke schließen – mehr Bewegung ermöglichen? 

Aktuelle Daten zur bewegungsbezogenen Freizeitgestaltung von Grundschulkindern mit und ohne Behinderung fehlen. Darüber hinaus gibt es keine Daten, welche diese Prävalenzen in Zusammenhang mit zentralen Einflussfaktoren – wie individuellen (z. B. Geschlecht, Alter, Gesundheitsstatus), sozialen (z. B. elterliche Unterstützung, Sicherheitsbedenken der Eltern) und physischen Faktoren (z. B. Verfügbarkeit von Bewegungsräumen) – umfassend betrachten. Damit bleibt unklar, welche Bedingungen eine aktive Freizeitgestaltung fördern oder hemmen und wo gezielte Unterstützungsangebote ansetzen können.

Das Forschungsprojekt PLAYABLE

Das Forschungsprojekt PLAYABLE (Physical Leisure Activities in Children with and without Disabilities) setzt genau hier an. Ziel ist es, ein umfassendes Bild über das Bewegungsverhalten und die relevanten Einflussgrößen für dieses Verhalten von Grundschulkindern in Deutschland zu gewinnen – sowohl für Kinder mit als auch ohne Behinderung.  Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem nicht organisierten aktiven Spielen in Innen- und Außenräumen, der aktiven Mobilität (wie Kinder von A nach B kommen), sowie auf der Bewegung in organisierten Kontexten wie Schule, Verein und kommerziellen Sportanbietern. Die deutschlandweite, repräsentative Datenerhebung erfolgt im Frühjahr 2025 mit Online-Fragebögen für Eltern und deren Kinder über das Panel „Forsa Omninet“.

Die Ergebnisse dieser Studie sollen dazu beitragen, gezielte Maßnahmen zur Förderung aktiver Freizeitgestaltung und Chancengleichheit zu entwickeln. Sie können wertvolle Erkenntnisse für Wissenschaft, Politik, Pädagog*innen, Sportvereine und Eltern liefern – mit dem Ziel, mehr und bessere Möglichkeiten für Bewegung und Inklusion zu schaffen.
 

 

Projektleitung

Prof. Dr. Anne Kerstin Reimers 
Prof. Dr. Yolanda Demetriou

Projektmitarbeiterinnen

Dr. Franziska Beck 
Dr. Jannika John
Selina Seemüller
Jasmin Brecht 

Förderzeitraum

2024-2026

Kooperationspartner

Universität Erlangen