Prof. Dr. Jörg Robert

René Waßmer

Kontakt: rene.wassmerspam prevention@uni-tuebingen.de
SFB 1391 „Andere Ästhetik“, TP A3: "Reine Sprache, guter Ton – Purismus und Ästhetik des Umgangs in der frühneuzeitlichen Konversationsliteratur"

Projektbeschreibung

Spracharbeit um der guten Sitten willen – Purismus und Ästhetik des Umgangs im Werk Georg Philipp Harsdörffers (1607–1658)

In der Konversationsliteratur des 16. und 17. Jahrhunderts verbinden sich Ideale der reinen Sprache und des guten Tons zu einer Ästhetik des Umgangs. Dies gilt auch für die deutschsprachige Literaturlandschaft, die 1617 gegründete Fruchtbringende Gesellschaft und insbesondere für Georg Philipp Harsdörffer. In den Werken des Nürnberger Autors ist das Konzept der ‚Spracharbeit‘, die sowohl auf eine sprachliche als auch auf eine soziale Verfeinerung zielt, nahezu omnipräsent. Im Zentrum der Untersuchung stehen die achtbändigen Frauenzimmer Gesprächspiele (1644–57), deren insgesamt 300 Spiele immer wieder den Zusammenhang von Sprachpurismus und gesellschaftlicher Tugendhaftigkeit aufrufen. Das wohl bedeutendste Zeugnis deutschsprachiger Dialogliteratur im 17. Jahrhundert wird daher vor allem unter drei Gesichtspunkten betrachtet:

  1. Welche Strategien und Semantiken des (Sprach-)Purismus, etwa religiöser, politischer oder medizinischer Natur, lassen sich identifizieren?
  2. Wie interagieren die Semantiken mit der spezifischen gesellschaftlichen Umgangsästhetik, die Harsdörffer entwirft?
  3. Wie greifen bei der literarischen Darstellung dieses Zusammenspiels – ganz im Sinne des praxeologischen Modells des SFB 1391 – autologische und heterologische Aspekte ineinander?

In enger Kooperation mit dem romanistischen Arbeitsbereich fragt das Projekt zudem nach der internationalen Intertextualität der Frauenzimmer Gesprächspiele und ordnet sie in den europäischen Kontext der frühneuzeitlichen Konversationstheorie und Dialogliteratur ein.

Dabei richtet sich der Blick auch auf weitere Texte Harsdörffers – etwa die Übersetzungen des Catechisme royale (1645/48) und des französischen Klugen Hofmanns (1655) oder seinen Teutschen Secretarius (1661) –, die ebenfalls alle ‚Spracharbeit‘ und gesellschaftliche Umgangsformen miteinander verknüpfen. 

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