Institute of Political Science

Governance-Strukturen und Akteurskonstellationen in Bildung und Bildungspolitik

Der zweite Themenkomplex ist auf die Etablierung neuer Governance-Strukturen in der Bildung und Bildungspolitik gerichtet. Der theoretische Bezug zur Governance-Forschung ist somit weiterhin zentral; diese hat sich bisher schon als fruchtbarer Ansatz sowohl zwischen den Disziplinen als auch für die Untersuchung der unterschiedlichen Gegenstandsbereiche (Hochschule, berufliche Bildung, Schule, Weiterbildung, etc.) erwiesen. Governance meint hier nach Mayntz (2004; vgl. auch Benz 2004) „das Gesamt aller nebeneinander bestehenden Formen der kollektiven Regelung gesellschaftlicher Sachverhalte: von der institutionalisierten zivilgesellschaftlichen Selbstregelung über verschiedene Formen des Zusammenwirkens staatlicher und privater Akteure bis hin zu hoheitlichem Handeln staatlicher Akteure“. Dabei hat der Governance-Ansatz drei Vorteile, die sich auch in der zweiten Phase gewinnbringend verfolgen lassen: Zum einen können damit komplexe Konfiguration erfasst werden, zum anderen deren Wandel im Zeitverlauf bzw. nach Kontextveränderungen und Reformen sowie schließlich deren Unterschiede im internationalen Vergleich untersucht werden.

Hierbei sind insbesondere die zentralen Entwicklungen des Wandels der Bildungs- und Erziehungssysteme vor dem Hintergrund einer veränderten Educational Governance relevant. So lässt sich in der formalen Schulbildung und in informellen Bildungszusammenhängen, welche sich beide inhaltlich mit der Outputorientierung durch Bildungs- und Leistungsstandards konfrontiert sehen, ein Bedeutungszuwachs zivilgesellschaftlicher Akteure beobachten.

In Bezug auf internationale Bildungsregime (vgl. Amos 2011; Parreira do Amaral 2011) stellen sich in diesem Zusammenhang künftig auch Fragen nach internationalen Einflüssen, wie denjenigen der UN, der OECD und der EU auf die Bildungspolitik. Wie diese in die vorhandenen und die sich entwickelnden Steuerungsmechanismen Eingang finden und umgesetzt werden, ist hierbei noch weitgehend unerforscht und soll nun – in generalisierter Form – stärker als bisher in den Vordergrund rücken.

Beispielhafte Themenbereiche

· Akteursanalysen in unterschiedlichen Bildungsbereichen im internationalen oder nationalen Vergleich (sowohl stärker akteurs- und prozessorientiert in der Pädagogik als auch typisierend oder quantitativ ausgerichtet in der Politikwissenschaft oder der Soziologie)

· Netzwerke und Akteurkonstellationen, deren Interessen und Handlungslogik

· Untersuchung der Governanceprozesse an der Schnittstelle der Bildungspolitik zu Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik

· Bildungspolitische Steuerungspraxen im europäischen Mehrebenensystem