Forschungskolloquium SoSe 2014

Mittwochs, 18 c.t. Seminarraum 165, Schloss Hohentübingen

16.04.2014 - Dr. Philipp Kobusch (Kiel)

Grabbauten römischer Zeit in Hispanien – Zur kulturellen Prägung der Sepulkralarchitektur am Beispiel Carmonas.

Im Vortrag wird die Grabarchitektur Hispaniens am Beispiel der frühkaiserzeitlichen Nekropole von Carmona im Kontext der kulturellen Veränderungsprozesse in den römischen Provinzen (Romanisierung) thematisiert. Zum einen wird die Frage gestellt, wie die Formfindungsprozesse von statten gingen, zum zweiten, welche Aussagen über die kulturelle Identität der beteiligten Personen daraus abzulesen sind. Konkret wird für die Nekropole von Carmona immer wieder eine starke punische Prägung konstatiert: diese These soll kritisch hinterfragt werden.

30.04.2014 - Dr. Martin Kovacs (Freiburg)

Alexander in Ägypten - Untersuchungen zur Adaptions- und Tradierungsgeschichte der Alexanderikonographie im Hellenismus.

Die Ikonographie Alexanders des Großen ist seit jeher Gegenstand intensiver Diskussion. Umstritten sind dabei nicht nur einzelne Zuschreibungen bestimmter Porträts oder Statuen, wie etwa der sog. Alexander Rondanini oder der Kopf Schwarzenberg, sondern auch die Deutung des Alexanderbildnisses in seinem jeweiligen historischen Kontext, oder auch die Frage, inwiefern heroische, ideale oder gar divine Aspekte Ausdruck in den Bildnissen fanden. Tatsächlich wurde jedoch seit Kurt Gebauer kein groß angelegter systematischer Versuch unternommen, das Porträt des großen Makedonenkönig in seinen unterschiedlichen Adaptionen und Transformationen vom frühen Hellenismus bis zur Kaiserzeit zu untersuchen. Die Analyse der Veränderungen und Entwicklungen der Alexanderikonographie stellt die Archäologie aufgrund der zersplittert anmutenden Überlieferung indes nicht nur vor formal-methodische Herausforderungen, sondern offeriert auch ein beträchtliches Potential für die Erforschung der Bedeutung der Figur Alexanders. Wie und wo wird das Porträt Alexanders adaptiert und in welcher Form bewusst transformiert?

14.05.2014 - Prof. Dr. Klaus Junker (Mainz)

Kolossal. Monumentales Format in der archaischen Kunst und Architektur

Die Schaffung kolossaler Bildwerke und Bauten gehört zu den signifikanten Merkmalen der archaischen Epoche. Der Vortrag will demonstrieren, wie eine die traditionellen Gattungsgrenzen überschreitende Auseinandersetzung mit den religiösen Motiven, den sozialen und den technologischen Prozessen hinter diesem Phänomen der materiellen Kultur dazu beitragen kann, Struktur und Dynamik der frühgriechischen Gesellschaft besser zu verstehen.

04.06.2014 - Dr. Ulrike Koch-Brinkmann (Frankfurt)

Die Anwendung der "skiagraphia" auf Relief und in der Malerei, am Beispiel des Alexandersarkophages und des Jagdfrieses von Vergina

 

25.06.2014 - Dr. Heide Mommsen (Tübingen)

Pferde des Exekias: zwischen Tradition und erlebter Wirklichkeit.

Im 6. Jh. v. Chr. beziehen sich die meisten Pferdebilder auf die heroische Vergangenheit, in der die Krieger noch mit dem Streitwagen in den Kampf zogen. Exekias, der sich von den herrschenden Konventionen weitgehend befreit, entwirft einen eigenen neuen Pferdetypus und führt neue Themen ein, von denen einige in der Folgezeit zum Allgemeingut werden, wie etwa der Pferdeführer. Es ist sein besonderes Anliegen, in verschiedenen Bilderfindungen sowohl die vertraute Beziehung zwischen Reiter und Pferd zu gestalten wie auch den Machtkampf zwischen Mensch und Pferd. In dramatischen Anschirrungsszenen oder beim Sturz eines Gespannpferdes hat er sich auch darum bemüht, die Bewegungen und Ansichten der Pferde überzeugend wiederzugeben. Hierbei konnte er sich nicht an seinen Vorgängern und Zeitgenossen orientieren, sondern hat eigene Erfahrungen und Beobachtungen zu Hilfe genommen, wie später die rotfigurigen Pioniere.

02.07.2014 - Prof. Dr. Magdalene Söldner (Münster)

Werkprozess und Werktradition in der kleinasiatisch - römischen Bauornamentik. Ein Neufund aus Alexandria Troas

Seit 2008 kam während mehrerer Grabungskampagnen im Forumsbereich von Alexandria Troas ein Polygonalbau zutage, von dessen Architektur handwerklich äußerst hochwertige ornamentierte Werkstücke geborgen wurden. Aufgrund des guten Erhaltungszustandes der Funde können Überlegungen zum Werkprozess angestellt werden. Ferner soll der Fundkomplex, der in das 2. Jahrhundert n. Chr. zu datieren ist, vor dem Hintergrund regionaler beziehungsweise werkstatteigener Traditionen der römischen Bauornamentik diskutiert werden.

09.07.2014 - Prof. Dr. Gilles Sauron (Paris)

Die augusteische Revolution des Theaters: Dramaturgie und Architektur

Die augusteische Wende war nicht nur eine politische, sondern hatte auch zum Ziel, alle Aspekte des menschlichen Lebens (Sitten, Religion, Kunst, Literatur usw.) zu verändern. Das Theater stand im Mittelpunkt aller dieser Wandlungen, da sich hier der neue Machthaber vor der Bevölkerung aller Städte des Reiches zur Schau stellte. Nach den Jahrhunderten, während derer der römische Senat den Bau ständiger Theater verhindert hatte, und nach dem außerordentlichen, von Pompeius beschloßenen Bau eines ständigen Theaters im Zentrum des Campus Martius, befahl Augustus, überall Theater zu errichten, natürlich vor allem in den westlichen Provinzen (Gallien, Spanien, Afrika), wo diese Gebäude zuvor nicht existierten. Augustus ließ zudem die Architektur der Bühne (scaenae frons) tiefgreifend verändern: An die Stelle der an die dramatischen Genres angepaßten Bühnenbilder trat eine unveränderliche Bühne, die den durch die Rückkehr des goldenen Zeitalters erneuerten Kosmos symbolisierte. Die Wandlung der Dramaturgie ist darüber hinaus mit dem Wirken des Pantomimen Pylades verbunden. Dieser, ein Freund des Augustus, hatte ein neues Schauspielgenre theoretisiert, den „italischen Tanz“, dessen Repertoire sich „von der ersten Geburt der Welt bis zu Kleopatra, Königin von Ägypten“ (nach Lukian, Über den Tanz, 37) erstreckte. Das augusteische Theater fand somit seinen Ausdruck im Kontrast zwischen der scaenae frons, dem Symbol der erneuerten Welt des goldenen Zeitalters, und dem Schauspiel, der Aufführung des menschlichen Lebens bis zum Ende des eisernen Zeitalters.

10.07.2014 - Carlos Machado (Sao Paulo)

Der Vortrag findet an einem Donnerstag statt!

Political capital, construction materials and social power: Aristocrats and the building of late antique Rome.

During the late antique period, the monuments of Rome were the object of a series of well documented works of restoration and embellishment. The restoration and preservation of the former imperial capital required an impressive organization, as well as enormous economic and human resources. The aim of this talk is to explore the role played in this process by the city's elite, the senatorial aristocracy, and the possibilities offered by these occasions for the accumulation of social, economic and political capital.