Slavisches Seminar

Forschungsschwerpunkt Prager Moderne(n)

Das Prag des beginnenden 20. Jahrhunderts (hier weit gefasst als Zeitraum zwischen den 1890er und den 1930er Jahren) war ein Ort zweier Sprachen und auch zweier Literaturen. In dem Projekt werden die deutsch- und tschechischsprachige literarische Kultur der Zeit jedoch nicht – wie es in den überwiegenden Fällen immer noch geschieht – getrennt untersucht, sondern vergleichend im Hinblick auf Austausch- und Abgrenzungsprozesse sowie auf Parallelen und Differenzen betrachtet. Dies bedeutet einerseits, den gemeinsamen Entstehungsrahmen, den die Stadt Prag materialiter für die kulturellen Akteure beider Sprachen darstellte, stets mitzureflektieren, andererseits aber auch die durchaus unterschiedlichen symbolischen Zuschreibungen zu analysieren, die Prag bzw. einzelne Punkte im Stadtbild dabei erhielten; hinzu kommt die jeweilige kulturelle Selbstpositionierung bzw. die Positionierung Prags im Verhältnis zu anderen europäischen Metropolen oder auch zur Provinz und damit letztlich zu den die Zeit prägenden Modernisierungsprozessen.

So geht es in dem Forschungsschwerpunkt darum, auf welche Weise im damaligen Prag in einem kulturellen In-, Mit- und auch Gegeneinander zentrale Problemfelder der Moderne wie Identität, Sprache und Religion verhandelt wurden und wie und ob sich in diesen vielfältigen Diskussionen eventuell signifikante Prager Positionen herausbildeten bzw. ob und wie dabei jeweils die (Selbst)Positionierung (in) Prag(s) konzipiert wurde. Insofern geht es einerseits um die Analyse von Einzeltexten und andererseits um die Beachtung der Diskurse, innerhalb derer die einzelnen Äußerungen standen, innerhalb derer sie sich situierten und situiert wurden.

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