Interdisziplinärer Promotionsverbund „Verflechtungszeiten im Globalen Süden"
Thematischer Fokus
Der Promotionsverbund beschäftigt sich mit Zeit als einer der zentralen Kategorien der Konstruktion sozialer und kultureller Differenz. Im Rahmen eines transarealen Ansatzes geht der Promotionsverbund hierbei der Frage nach, wie sich im Globalen Süden Zeitverhältnisse herausbilden, die durch komplexe Verflechtungen zwischen Zeitpolitiken, Zeitpraktiken und Zeitimaginarien unterschiedlicher Provenienz gekennzeichnet sind – so etwa den Homogenisierungsdynamiken globaler Zeitlichkeit, der longue durée kolonialer Gesellschaftsstrukturen und der Permanenz autochthoner Kulturen. Zeit wird in diesem Zusammenhang weder als objektive Gegebenheit noch als Kategorie des menschlichen Bewusstseins verstanden, sondern als Produkt mannigfaltiger sozialer und kultureller Praktiken und Fremdzwänge. Der Promotionsverbund privilegiert eine subjektzentrierte Perspektive. In drei Themenclustern „Subjekt und Gemeinschaft“, „Mediatisierung und Performativität“ und „Historizität und Futurizität“ sollen exemplarische Fallstudien im Bereich von Literatur-, Kultur-, Medienwissenschaft und Anthropologie erstellt werden.
Kritisch hinterfragt werden soll der Moderne- und Entwicklungsdiskurs, der gesellschaftlichen, technologischen, wissenschaftlichen und ökonomischen Fortschritt mit Vorstellungen von der Nachzeitigkeit und Unterentwicklung des Südens verknüpft. Hierbei schließt der Promotionsverbund an kritische Zeittheorien aus dem Globalen Süden an, etwa an Konzepte wie „Ungleichzeitigkeit des Gleichzeitigen“ (C. Rincón, in Verkehrung des Diktums von E. Bloch), „multitemporale Heterogenität“ (N. García Canclini), „time of entanglement“ (A. Mbembe 2001), „multiplex temporalities“ (A. Simone 2004), „folded temporalities“ (D. Hook 2013) oder „countertemporality“ (O. Barak 2013).