Uni-Tübingen

Adventskalender 2016

Schätze aus der Universitätsbibliothek und dem Universitätsarchiv

3. Dezember: Süß war das Studentenleben

Porzellan-Pfeifenköpfe der Sammlung Georg Schmidgall aus dem 19. Jahrhundert (Universitätsarchiv)

Einblicke in das Leben der Studenten des 19. Jahrhunderts liefert die Sammlung Schmidgall des Universitätsarchivs. Die Studentica-Sammlung von Georg Schmidall umfasst rund 1000 Gegenstände und Schriftstücke, darunter Fotos, Mützen und Bänder, Tassen und Pfeifenköpfe. Nicht ohne Humor und Selbstironie zeigen die Pfeifenköpfe studentisches Leben vergangener Zeiten und dokumentieren das Selbstverständnis der korporierten Studenten in der Stadt. In geselliger Runde frönte der Bursch‘ abends Kartenspiel und Bier [Pfeifenkopf S 161/597]. Tagsüber vergnügte er sich beim Stocherkahnfahren auf dem Neckar [Pfeifenkopf S 161/769] oder auf dem Paukboden [Pfeifenkopf S 161/622], wo sich der stolze Bursch‘ mit seinen Kommilitonen im Fechtkampf maß. Das Leben hätte immer so fort gehen können, wären nicht eines Tages die Examina vor der Tür gestanden…

Die Pfeifenköpfe wurden von den Studenten häufig einem Kommilitonen als Erinnerung an die gemeinsame Studienzeit geschenkt. Zu diesem Zweck wurden die Namen der Schenkenden und des Beschenkten auf der Rückseite des Pfeifenkopfs verewigt [Pfeifenkopf S 161/583]. Der Fantasie waren bei der Motivwahl keine Grenzen gesetzt. Von Stadtansichten über Verbindungswappen bis hin zu den hier gezeigten teils humoristischen Szenen aus dem Alltag der Studenten ist alles vertreten. Ein besonders schönes Beispiel für den ironischen Umgang mit einem verpatzten Examen ist ein Pfeifenkopf, der von einem Studenten H. Boßert seinem „Ai.“ geschenkt wurde: Darauf abgebildet ist eine Szene aus der Examenspredigt eines Studenten Schulz, die von dessen Hund, der nicht länger vor der Kirchentür auf sein Herrchen warten wollte, gestört wird. Schulz werden folgende Worte in den Mund gelegt: „Ich muß bitten daß der Hund entfernt wird. Der Hund geniert mich sehr, der Hund muß raus.“

Georg Schmidgall (1867-1953), Pfarrerssohn aus Rutesheim, studierte von 1886 bis 1889 Kameralwissenschaften an der Universität Tübingen. Seine Zeit als Aktiver in der Studentenverbindung Normannia hatte Ihn für studentengeschichtliche Fragen sensibilisiert. Ab 1902 begann er mit der Sammlung von studenten- und korporationsbezogenen Gegenständen. 1943 erwarb die Universität Tübingen die hochschulkundliche Bibliothek und die Studentica-Sammlung. Seit 1976 befindet sich die Sammlung in der Obhut des Universitätsarchivs. Der größere Teil der Sammlung wird seit 1936 am Institut für Hochschulkunde der Universität Würzburg verwahrt.

Quellen:

UAT S 161, 583, 597, 622, 769

Literatur: