Am 26. Januar verstarb im Alter von 81 Jahren der Professor der Mathematik Günter Scheja nach langer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie im Haus der Geborgenheit in Neuffen.
Günter Scheja wurde 1932 in Wuppertal geboren. Nach dem Schulbesuch am Besselgymnasium in Minden schrieb er sich 1952 an der Universität Münster für Chemie ein. Aber schon bald zog es ihn in die Mathematik, die damals durch Heinrich Behnke besonderen Ruf genoss: Dieser hatte während der Kriegszeit engen Kontakt mit hervorragenden französischen Mathematikern wie Hernri Cartan, der nach Kriegsende immer wieder nach Münster kam und die internationale Isolation überwinden half.
Günter Scheja wurde 1979 auf den renommierten Lehrstuhl für Algebra am Mathematischen Institut der Universität Tübingen berufen, nachdem er zuvor zehn Jahre lang als Ordinarius an der Universität Bochum gewirkt und einen Ruf an die Universität Stuttgart abgelehnt hatte. Er wurde Nachfolger von Helmut Wielandt, einem der ganz Großen in der Mathematik. Das Arbeitsgebiet von Günter Scheja war insbesondere die kommutative Algebra, das ist derjenige Zweig der Algebra, der zum besseren Verständnis geometrischer Objekte beiträgt.
Über Forschung und Lehre hinaus wirkte Günter Scheja als Dekan und Institutsdirektor der damals noch selbständigen Mathematischen Fakultät und half, jüngere erfolgreiche Mathematiker nach Tübingen zu berufen.
Neben seinen zahlreichen Publikationen hat er sieben Bücher geschrieben, zum Teil in intensiver Zusammenarbeit mit angesehenen Kollegen; etwa das zusammen mit Uwe Storch verfasste Standardwerk 'Lehrbuch der Algebra', das in zwei Bänden mit zusammen über 1500 Seiten die gesamte Algebra umfassend behandelt und das gerade ins Englische übersetzt wird.
Gerne hat Günter Scheja sein Wissen auch Nichtmathematikern näher gebracht; davon zeugt sein populärwissenschaftliches Bändchen 'Der Reiz des Rechnens' und die Tatsache, dass er oft eine Vorlesung mit dem Titel 'Mathematik für Geisteswissenschaftler' gehalten hat.
Dank seiner umfassenden literarischen Bildung war er ein geschätzter Gesprächspartner. Dabei liebte er bisweilen durchaus ein pointiertes klares Wort. Erwähnt werden soll hier auch sein hoher ästhetischer Anspruch. Er scheute keine Mühe, Aussagen immer wieder neu zu formulieren, bis sie schließlich seinem Sprachgefühl genügten.
Auch der Sport kam bei ihm nicht zu kurz: Wöchentlich traf er sich mit einer Mannschaft aus dem Mathematischen Institut zum Fußball. Zudem absolvierte er lange Zeit von seinem Haus in Kilchberg aus seine tägliche Joggingtour den Rammert hinauf. In den Sommerferien zog es ihn und seine Familie oft mit dem Segelboot an die Mittelmeerküste in Südfrankreich.
Günter Scheja wird uns als kompetenter Kollege in Erinnerung bleiben und nicht nur in seinen vielen Kindern und Enkeln weiterleben.