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Die Tagebücher des Orientalisten Julius Euting

Julius Euting (* 11. Juli 1839 in Stuttgart, † 2. Januar 1913 in Straßburg) war ein schwäbischer Gelehrter, Orientreisender und Maler. Er studierte Theologie und orientalische Sprachen an der Universität Tübingen, für die er später als Bibliothekar arbeitete. 1871 verschlug ihn sein Beruf nach Straßburg, wo er 1880 Honorarprofessor für semitische Sprachen und 1900 Direktor der Universitätsbibliothek wurde.

Das herausragendste Merkmal Eutings waren seine vielfältigen Sprachfähigkeiten. Auf seinen Reisen durch das östliche Mittelmeergebiet und dem Orient waren diese ihm von großem Nutzen. Von seinen Reisen liegen insgesamt 26 Tagebücher und zehn Skizzenbücher mit zahlreichen Iluustrationen vor. Sein „Tagebuch einer Reise durch Inner-Arabien“ wurde 1896 (Band I) und 1914 (Band II) publiziert.

Trotz seiner Forschungsreisen war er stets mit seiner Heimat verbunden, schrieb einen Wandererführer für den Schwarzwald und war von 1876 bis 1912 Präsident des Vogesenclubs. Sein Grab befindet sich auf eigenem Wunsch am Seekopf im Schwarzwald, wo ihm zu Ehren alljährlich an seinem Geburtstag Mokka ausgeschenkt wird.

Um die Möglichkeiten einer Verknüpfung von Text, Raum und Zeit zu prüfen, wurde durch das eScience-Center eine auf Open-Source-Komponenten bestehende Struktur implementiert und weiterentwickelt. In dieser werden gerade die Tagebücher des Tübinger Orientalisten Julius Euting exemplarisch erfasst. Der Nutzer kann so dem Forscher auf seinem Weg durch den Orient auf dem hinterlegten Kartenmaterial folgen. Das historische Kartenmaterial stammt aus den Beständen der Kartensammlung der Geographie und wurde durch die Scanabteilung der UB gescannt. Aufgrund des „Tübinger Atlas der Vorderen Orients“ steht besonders aus dieser Region äußerst umfangreiches Kartenmaterial zur Verfügung.

Die Georeferenzierung der Karten erfolgte durch Mitarbeiter des eScience-Centers. In den kommenden Wochen sollen erste Teile des Systems online verfügbar gemacht werden. Im Rahmen der in Tübingen stattfindenden Konferenz der „AG Computer-Anwendungen und Quantitative Methoden in der Archäologie“ wird das Vorhaben erstmals im Rahmen eines Vortrags präsentiert.

Um die Möglichkeiten solcher Systeme weiter auszuloten, wurde im Sommersemester 2014 im Rahmen eines studentischen Projektes die Endurance-Expedition des britischen Polarforschers Ernest Shackelton in eine vergleichbare Infrastruktur eingepflegt und veröffentlicht.


Die Anfang 2014 eingesetzte Software wurde damals für das Projekt angepaßt und ist mittlerweile nicht mehr funktional. Es wird an einer technisch einfacheren und somit hoffentlich langlebigeren Version der Edition gearbeitet. Da die Arbeit nur neben der eigentlichen Tätigkeiten am Digital Humanities Center geleistet werden kann, läßt sich nicht abschätzen, wann die neue Edition fertiggestellt sein wird.

Fabian Schwabe, Masterprofillinie Digital Humanities