Deutsches Seminar

Absolventenprofil Trott



ISABEL TROTT

Warum haben Sie sich für den MA Germ. Linguistik in Tübingen entschieden?
Als ich im Grundstudium meines Lehramtsstudiums zum ersten Mal mit Linguistik in Kontakt kam, war ich überrascht, wie vielseitig die Linguistik ist. Ich habe mich immer schon für Sprachen interessiert und ausgehend von der lateinischen Sprache habe ich Verknüpfungen zu anderen Sprachen und Entwicklungen in der Sprachgeschichte abzuleiten versucht. Besonders im Proseminar II (Deutsche Grammatik) wurde mir schließlich bewusst, dass mich an Sprachen das Systematische, das Logische fasziniert. Diesem Interesse ging ich verstärkt nach und war sehr froh, dass sich mir über das Lehramt-plus-Programm noch rechtzeitig die Möglichkeit eines Doppelabschlusses bot. So konnte ich der Linguistik intensiver nachgehen und einen international anerkannten (im Gegensatz zum Staatsexamen), fachgebietsspezifischen Abschluss absolvieren.

Was hat Ihnen besonders gut am MA Germ. Linguistik gefallen?
Die angebotene Bandbreite an Seminaren und Kooperationen verschiedener anderer Fach- und Studiengebiete hat mir gut gefallen. Wie in anderen Absolventenprofilen ja auch zu lesen ist, gibt es immer wieder fächerübergreifende Angebote z.B. mit den Psychologen, Kognitionswissenschaftlern, aber auch mit Literaturwissenschaftlern oder Mediävisten, die über den Tellerrand hinausgehen, neue Bereiche öffnen sowie Korrelationen darlegen. Am meisten Spaß hat mir immer schon die Syntax bereitet. Bei meiner Hiwi-Tätigkeit in der Computerlinguistik im Projekt A3 (Prof. Dr. Erhard Hinrichs) des SFB Bedeutungskonstitution war ich stets mit den Problemen der Modellierung von Sprache und syntaktischen Beziehungen konfrontiert und konnte hier theoretische Erkenntnisse aus den Seminaren einbringen, umgekehrt jedoch auch praktische Probleme und kritische Sichtweisen gewinnen.
Das Forschungskolloquium der Linguistischen Abteilung bietet die Möglichkeit, einen Einblick in die aktuelle Forschung von Studenten, Doktoranden und Lehrenden zu gewinnen. Dass die verschiedenen Gruppen hier gleichermaßen vortragen und diskutieren, hat mir das Gefühl gegeben, dass auch meine Ideen und Gedanken einen Beitrag leisten können. Auch die Hauptseminare vermittelten mir stets den Eindruck, dass es hier nicht um ein Abprüfen des zu lesenden Textes oder zu verstehenden Themengebiets geht, sondern um das gemeinsame Problematisieren und Weiterentwickeln.
Für mich als Quereinsteiger war besonders entgegenkommend, dass mir verschiedene Veranstaltungen, auch aus anderen Studienfächern (Latein, Philosophie) angerechnet wurden. Die Beratungs- und Hilfsbereitschaft war nicht nur bei der zuständigen Studienberaterin Frau Dr. Averintseva-Klisch sehr groß, sondern auch bei den anderen Dozentinnen und Dozenten habe ich immer ein offenes Ohr gefunden, wenn es Fragen, Probleme oder Ideen zu besprechen galt.

Was haben Sie so im MA Germanistische Linguistik nicht erwartet?
Ich fand es toll, Einblick in die psycholinguistischen Methoden zu bekommen. Im Rahmen des Methodenseminars bei Prof. Dr. Stolterfoht habe ich erstmals ein Sprachexperiment eigenständig durchgeführt und ausgewertet, was mir nun zugute kommt. Eigentlich hatte ich mir durch den Master Germ. Linguistik erhofft, gerade in die von mir bislang vernachlässigten Fachbereiche einzutauchen. Da ich dann größtenteils noch die Module im Profil (in meinem Fall Syntax) absolvieren musste, konnte ich hierauf bei der Seminarwahl nur wenig Rücksicht nehmen.

Worüber haben Sie Ihre Masterarbeit geschrieben?
In meiner Masterarbeit (und zugleich Zulassungsarbeit im Lehramtsstudium) habe ich den syntaktischen Status der Vergleichsjunktoren als und wie in deutschen Vergleichskonstruktionen untersucht. Im Fokus standen hypothetische Vergleichssätze mit als ob, als wenn, wie wenn und als+V1-Satz, wobei ich mich vordergründig mit der inneren Struktur der hypothetischen Vergleichssätze beschäftigt habe.

(1) Er sah so bedrückt aus, als ob / als wenn / wie wenn / als würde die Welt gleich untergehen (würde).

Ausgangspunkt der Untersuchung waren korpuslinguistische Daten des annotierten Korpus TüBa-D/Z, die eine theoretisch inakkurate Analyse dieser Konstruktionen, v.a. der als+V1-Variante realisierte. Die bisherige Analyse sah als ob, als wenn, wie wenn als komplexe Subjunktoren, die gemeinsam in der Komplementiererposition stehen. Die Variante als+V1 zeigt jedoch deutlich, wie problematisch dieser Ansatz ist. Denn in diesem Fall kann die C-Position nicht von dem Vergleichsjunktor besetzt werden. Mit Hilfe diachroner Evidenzen und neuerer theoretischer Erkenntnisse habe ich einen optimierten Annotationsvorschlag geliefert, der im neuen Release (Frühjahr 2015) nun auch umgesetzt wurde. Vorgeschlagen werden aufgrund distributioneller und semantischer Generalisierungen zwei verschiedenen Strukturen: als wird als Vergleichsjunktor analysiert, der verschiedene Phrasen einbetten kann, wie dagegen als satzeinbettende Subjunktion.

Wie war es, in Tübingen zu studieren?
Tübingen ist wie jede andere Studentenstadt auch stark geprägt von der Universität und den Studenten: Junger Altersdurchschnitt, viele kulturelle Angebote, Kneipenkultur und Sportangebote. Mir gefällt besonders die Lage und Umgebung Tübingens, gerade wenn man gerne Zeit in der Natur und den Bergen verbringt, ist man hier genau richtig. Zum Spazieren oder Mountainbiken bieten sich der Schönbuch und die schwäbische Alb hervorragend an, wo man oft eine herrliche Aussicht genießt. Wassersportler können auch auf dem Neckar ein wenig planschen – schwimmen lieber nicht. Kletterbegeisterten eröffnen sich hier viele Möglichkeiten, ob im Sommer am Fels oder im Außenbereich der Hallen oder im Winter. Freunde des alpinen Bergsports haben keine langen Anfahrtswege, die Autobahnanbindung Richtung Süden ist optimal. Und wenn man sich dann doch mal mehr auf das Studium konzentrieren muss, ist man sehr schnell im Grünen, um wieder Energie zu tanken und den Kopf frei zu bekommen.

Was haben Sie nach Ihrem Abschluss gemacht?
Ich habe mich nach meinem Abschluss für eine Promotion an der Uni Tübingen entschieden. Auch wenn ich mich auf den Lehrerberuf gefreut habe (und das immer noch tue), wollte ich mir diesen Wunsch erfüllen, wenn sich die Möglichkeit bietet. Ich bin sehr froh über die große Unterstützung meiner Betreuerinnen und begeistert von der Diskussions- und Hilfsbereitschaft anderer Doktoranden und Dozenten, die mich bspw. bei der Planung von Experimenten beraten oder mit mir Ideen und Meinungen austauschen und diskutieren.