Urgeschichte und Naturwissenschaftliche Archäologie

Grotte de la Verpillière II (VP II)

Im Jahre 206 wurde 50 m südlich der altbekannten Höhle (VP I) eine weitere entdeckt, die seither systematisch Ausgegraben wird.

Dachsbau
In den Jahren 2006 bis 2008 wurden mehrere Kubikmeter Sediment eines Tierbaus, die den Eingang zum Höhlenraum verschlossen, abgetragen. Durch Georadar-Untersuchungen konnte 2009 die ungefähre Größe der Höhle erfasst, sowie wahrscheinlich gemacht werden, dass sich unterhalb des Tierbaus horizontal verlaufende Schichten befanden.
Das archäologische Material aus den Sedimenten des Tierbaus umfasst typologisch Objekte des Mittelalters, des Jung- sowie Mittelpaläolithikums. Möglicherweise stammt ein Großteil der Funde von Schüttungen vom obengelegenen Plateau.

Grabungen intakter Horizonte
Im Jahre 2009 wurden unterhalb des Tierbaus mehrere geologische Schichten aufgefunden, die seit dem systematisch Ausgegraben werden. Bisher konnten zwei geologische Horizonte mit Artefakten entdeckt werden (GH 3 und 4). Beide Horizonte enthalten ausschließlich Artefakte, die dem Mittelpaläolithikum zuzuweisen sind. Aufgrund mikromorphologischer Untersuchungen sind diese Horizonte als intakt anzusprechen. Bisher konnten nur geringe Verlagerungen durch Bioturbation erkannt werden (Wißing, 2012).

Durch die Arbeiten der Kampagne 2012 können wir das Inventar des GH 3 dem ostfranzösischen Micoquien zuweisen (Floss et al., 2013), da sich hierin bifazielle Elemente mit Schneidenschlägen nachweisen lassen. Der GH 4 ist bisher noch nicht weit genug ausgegraben um eine Zuweisung vornehmen zu können. Neben interessanten Fundverteilungen (Zonen mit Akkumulationen von Knochen oder Holzkohlen) scheint sich das Inventar des GH 3 in mehreren Phasen (einzelne archäologische Horizonte) abgelagert zu haben.

Nach dem bisherigen hypothetischen Modell zu Entstehung und Sedimentation der Fundstelle weisen wir die mittelpaläolithischen Fundhorizonte dem OIS 5 zu. Was sich jedoch durch zahlreiche naturwissenschaftliche Methoden (Chronometrie und Umweltanalysen) bestätigen lassen muss.
Insgesamt scheint die Fundstelle rund 100 qm groß zu sein und bietet somit das Potential Besiedlungsmuster zu rekonstruieren sowie detaillierte technologische Analysen der einzelnen Inventare vorzunehmen.
In den nächsten Kampagnen sind wir bestrebt einerseits weitere Funde der intakten Horizonte zu bergen, als auch Datierungen der Inventare und Schichten vornehmen zu können.