Zentrum für Islamische Theologie (ZITh)

Christlich-muslimischer Dialog in Baden-Württemberg - eine Bestandsaufnahme

Die Tagung "Muslime in Baden-Württemberg: angekommen - anerkannt?"

Von Hala Fouad-Sindlinger

Einige Vertreter des Zentrums für Islamische Theologie nahmen im September an der Tagungsreihe „Gesellschaft gemeinsam gestalten“ der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart teil; u. a. mit einem Vortrag von Juniorprofessor Dr. Erdal Toprakyaran zum Thema „Historische Modelle des Verhältnisses von Religion und Staat im Islam“. Auch drei Studentinnen des Zentrums waren bei der Veranstaltung dabei.


Die Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung zwischen 2006 und 2008 ein wissenschaftliches Projekt ins Leben gerufen, das sich mit islamischen Organisationen in Baden-Württemberg beschäftigt.
Im Rahmen des Projekts werden islamische Vereinigungen und ihr noch ungenutztes Integrationspotenzial im kommunalen und religiösen Umfeld unter die Lupe genommen. Dabei werden die Lage der Muslime in Baden-Württemberg sowie die Erfahrungen der Integration auf kommunaler Ebene methodisch untersucht.
Ziel des Projekts ist es, Möglichkeiten aber auch Hindernisse beim aufeinander Zugehen der beiden Weltreligionen zu erörtern und diese durch Dialog und Vermittlung zu verbessern.
Es geht insbesondere darum, die Zugehörigkeit der Muslime bzw. des Islams zu Baden-Württemberg und zu Deutschland anzuerkennen. Darüber hinaus stellte sich die Frage der institutionellen Zusammenarbeit zwischen Staat und muslimischen Verbänden, die als Ansprechpartner anerkannt werden möchten.

Die Tagungsreihe „Gesellschaft gemeinsam gestalten“ hat sich mittlerweile zu einem Ort für konstruktive Diskussionen über Fragen des Zusammenlebens entwickelt. Die fünfte und letzte Tagung der Reihe mit dem Titel „Muslime in Baden-Württemberg: angekommen – anerkannt?“ zieht eine Bilanz der Dialogaktivitäten der letzten Jahre. Die Tagung fand am 25. und 26. September im Tagungszentrum Hohenheim der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Akademie in Zusammenarbeit mit der Robert-Bosch-Stiftung.
Unter den Teilnehmern der Tagung waren Politiker, Mitarbeiter von sozialen Diensten, Landesbehörden und Kommunen, Ehrenamtliche aus Dialog- und Integrationsarbeit, kommunale Integrationsbeauftragte, kirchliche Mitarbeiter, Vertreter der Religionsgemeinschaften, muslimische Multiplikatoren sowie Studierende und Lehrkräfte im Umfeld des islamischen Religionsunterrichts an Schulen und Hochschulen.
Wie kann nun die Kooperation zwischen Staat und islamischen Verbänden geregelt werden?
Dieses Thema wurde in der Tagung kontrovers diskutiert. Verschiedene weitere Themen wurden in Arbeitsgruppen erörtert, darunter muslimischer Religionsunterricht, Erwachsenenbildung, Seelsorge, religiöse Betreuung und religiöse Praxis, Moscheebau, Bestattung für Muslime, Land und Muslime in Baden Württemberg – Anregungen und Ideen. Das Thema islamischer Religionsunterricht auf berufsbildenden Schulen wurde in zwei Arbeitsgruppen thematisiert. Insbesondere die Frage, wie man von den Erfahrungen des laufenden Modellprojekts „islamischer Religionsunterricht“ an Grund- und Hauptschulen profitieren kann, stand im Mittelpunkt. Am Ende gab es eine Diskussionsrunde zu den Erfahrungen aus anderen Bundesländern (Niedersachsen und Bremen). Am Ende der Veranstaltung stand eine Abschlussdiskussion mit Vertretern aller Landtags-Fraktionen, der Kirchen und der drei größten islamischen Verbände (Ditib, IGBW, VIKZ) um den Staatsvertrag, den Antrag auf eine Religionsgemeinschaft der großen muslimischen Verbände und den islamischen Religionsunterricht in Baden-Württemberg.

Der Leiter des Staatsministeriums, Klaus-Peter Murawski, der zur Abschlussrede gekommen war, lud zu einer weiteren Tagung im Frühjahr 2014 ein. Deren Ziel soll es sein, der Regierung eine Ideensammlung oder einen Entwurf für einen Staatsvertrag zu überreichen. Das wäre ein großer Schritt.