Johannes Krause M.A.
Der Künstler Günter Hildebrand. Studien zu Leben und Werk.
Das Promotionsvorhaben widmet sich dem bislang unerforschten Schaffen des Malers und Grafikers Günter Hildebrand (1911–1994).
Hildebrand steht mit Verfemung im Nationalsozialismus, Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, Verlust des Frühwerks, Entwurzelung und spätem Neubeginn in der Nachkriegsmoderne exemplarisch für eine marginalisierte Generation bundesrepublikanischer Künstler: Als sich der gebürtige Breslauer 1936 an der Dresdner HfBK offen der Gleichschaltung von Lehre und Studierendenschaft widersetzte, wurde er zum Abgang gedrängt und mit Ausstellungs- und Berufsverbot belegt. Nach dem Verlust der Heimat brachte der einstige Meisterschüler Wilhelm Rudolphs eine Prägung durch den Brücke-Holzschnitt und nachexpressionistische Strömungen nach Tübingen mit. Gemeinsam mit den Künstlern der Tübinger-Reutlinger Gruppe „Ellipse“ prägte er das Kunstleben nach 1945 und repräsentierte dabei trotz aller Schwierigkeiten ungewöhnlich wandlungsfähig die internationale Moderne in der künstlerischen Provinz. Nachdem er zunächst den Weg in die Gegenstandslosigkeit verfolgt hatte, wandte sich Hildebrand in seinem Spätwerk ab 1970 erneut der Figuration im Sinne des Kritischen Realismus zu. Verstärkt erscheinen nun in seinen Arbeiten lokalpolitische Kommentare zu Themen wie Umwelt- und Naturschutz. Von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist die Beziehung zu seiner Frau, der Künstlerin und Lehrerin Elisabet Hildebrand. Sie gewährleistete nicht nur die Lebenspraxis als Künstlerpaar, sondern schuf ein eigenständiges Werk jenseits der akademischen Kunst, das interessante Wechselwirkungen mit dem ihres Mannes aufweist.
Um eine Ordnung des Œuvres in Werkgruppen und eine Analyse der stilistischen Entwicklung vornehmen zu können, sollen im Zuge dieser Forschungsarbeit zeitgenössische Quellen ebenso erschlossen werden wie verstreute Werke in privatem und öffentlichem Besitz. Hildebrand hat keinen durch Ausstellungen und Rezeption geformten Werkkorpus hinterlassen, ließ vielmehr die Widersprüche im eigenen Werk stets bewusst zu. Deshalb wird zunächst ein Werkverzeichnis des malerischen Werkes mit Berücksichtigung der Druckgrafik erstellt werden. Darüber hinaus will eine weiter gefasste Analyse des biografischen und gesellschaftlichen Kontextes sowie der regionalen Kunstgeschichte zugleich einen Beitrag zur Künstlerforschung wie zur Institutionengeschichte liefern.