Die Klassische Archäologie ist eine historische Kulturwissenschaft, deren Gegenstandsbereich die Kulturen der griechischen und römischen Antike sind. Der geographische Rahmen umfasst Griechenland, Kleinasien und Italien, ist aber prinzipiell offen, da Griechen und Römer in den verschiedenen Epochen mit unterschiedlichen benachbarten mediterranen Kulturen in engem Austausch standen. Die zeitlichen Grenzen sind von den Hochkulturen der Bronzezeit (2. Jahrtausend v. Chr., kykladische, minoische und mykenische Kulturen der Ägäis) und den etruskisch-italischen Kulturen der Apenninenhalbinsel einerseits und dem Ende des Imperium Romanum und der Spätantike (4./5. Jahrhundert n. Chr.) andererseits bestimmt.
Gegenstand des Faches ist die gegenständliche Hinterlassenschaft der antiken Kulturen. Dazu gehören visuelle Zeugnisse wie Architektur, Skulptur, Malerei und Keramik. Als Faktoren historischer Situationen sind sie in ihrem Nutzungskontext und ihrer ursprünglichen Funktion zu rekonstruieren. Zu den Kontexten gehören das öffentliche und private Leben, Politik, Wirtschaft, Heiligtümer, Rituale und das Bestattungswesen. Ziel des Faches ist die Erforschung von natürlichen und gestalteten Lebensräumen sowie antiken Lebenszusammenhängen.
Die Klassische Archäologie fragt nach der Schaffung, Ausgestaltung und Nutzung von Landschaften und Lebensräumen (von der Hütte bis zur Großstadt), nach dem Selbstverständnis der Menschen und der Wahrnehmung ihres Lebensraumes, nach der Realisierung und den Mechanismen visueller Kommunikation in den verschiedenen Medien. Den Gegenstand des Faches bilden die Wurzeln von Sehgewohnheiten, Darstellungskonventionen und Formen, die bis heute unsere gebaute und gestaltete Umwelt prägen. Insofern ist die Klassische Archäologie methodisch zweifach determiniert: einerseits als Bildwissenschaft, die sich hauptsächlich mit Fragen der visuellen Dekodierung beschäftigt und andererseits als eine Wissenschaft, die für ihre Fragestellungen eng mit den antiken Texten verbunden ist. Die Klassische Archäologie stellt ihre Gegenstände in einen politischen, sozialen, religiösen und kulturhistorischen Rahmen. Auf dieser Basis wird versucht, neue, übergreifende Fragestellungen zu entwickeln, die gerade für unsere immer stärker visuell orientierte Gesellschaft relevant sind.