Die Rekrutierung ist abgeschlossen - es können keine TeilnehmerInnen mehr aufgenommen werden!
Projekt „A2BipoLife“ - Tübingen
Psychotherapie zur Rückfallprävention einer Bipolaren Störung
Bipolare Erkrankungen nehmen bei der Mehrzahl der Betroffenen einen chronischen Verlauf an, d.h. es kommt immer wieder zu depressiven bzw. manischen Krankheitsepisoden. Die Auswirkungen dieser wiederholten Krankheitsphasen übertreffen andere Erkrankungen, wie z.B. Depressionen, um ein Vielfaches. Chronische, wiederholt phasenweise auftretende bipolare Störungen führen unter anderem zu ausgeprägter psychischer, sozialer, familiärer und beruflicher Beeinträchtigung. In der Mehrheit der Fälle beginnt die bipolare Störung vor dem 18. Lebensjahr, verläuft lebenslang und bedarf immer der begleitenden, stimmungsstabilisierenden Medikation.
Während man noch vor einigen Jahren überzeugt davon war, alleine durch die Dauermedikation mit „mood stabilizer“ den Verlauf der bipolaren Störung beeinflussen und neue Krankheitsepisoden verhindern zu können, hat sich heute die Erkenntnis durchgesetzt, dass Medikamente alleine nicht ausreichen. Trotz Dauermedikation kommt es immer wieder zu Rückschlägen, weshalb eine begleitende Psychotherapie für bipolare Störungen als angemessen und den Behandlungserfolg steigernd eingeschätzt wird. Die Betroffenen selbst sollen hierbei lernen, dem Auftreten von neuen Krankheitsepisoden aktiv vorzubeugen. Es wird angenommen, dass Betroffene mit Hilfe von Psychotherapie erheblichen Einfluss darauf nehmen können, das Auftreten, die Dauer und Intensität von manischen bzw. depressiven Episoden zu beeinflussen.
Trotz einiger Belege, die auf die Wirksamkeit von Psychotherapie bei bipolaren Störungen hinweisen, reichen jedoch die wissenschaftlichen Erkenntnisse für diese Annahme noch nicht aus. Vor allem ist unklar, ob die Anwendung spezifischer Psychotherapie hilfreich und für die Verhinderung, die Abschwächung bzw. Verzögerung von neuen Krankheitsepisoden besonders angezeigt ist.
Wen suchen wir für die Studie?
- Menschen mit bipolaren Störungen (manisch-depressiv),
- zwischen 18 und 55 Jahre alt,
- mit Bereitschaft zu oder bereits bestehender psychiatrischer Behandlung und
- Bereitschaft zur Teilnahme an einem Gruppenpsychotherapieprogramm.
Ablauf der Studie
Wenn Sie mit uns Kontakt aufnehmen, werden wir mit Ihnen zunächst kurz besprechen, ob Sie grundsätzlich für die Studie geeignet sind. Ist dies der Fall, laden wir Sie zu einem ausführlichen Diagnostiktermin ein, um genau zu untersuchen, ob Sie in die Studie aufgenommen werden können. Wenn dies zutrifft, werden Sie per Zufall einer der beiden Therapiebedingungen zugelost. Dies ist für die wissenschaftliche Qualität der Studie unbedingt notwendig. Sollten Sie bei Studienbeginn noch nicht in psychiatrischer Behandlung sein, würden wir diese für Sie im Rahmen der Studienteilnahme gewährleisten.
Die Therapie umfasst in jeder Therapiebedingung vier ganztägige Termine (ca. 8h Dauer inkl. Pausen), jeweils im Abstand von ca. 4 Wochen. Nachdem Sie die gesamte Therapie durchlaufen haben findet ca. 6 Monate nach Ihrem ersten Diagnostiktermin eine erneute diagnostische Untersuchung statt. Nach weiteren 6 bzw. 12 Monaten nach Abschluss der Therapie laden wir Sie zu zwei weiteren Diagnostikterminen ein, um zu sehen wie es Ihnen in der Zwischenzeit ergangen ist.
Die Teilnahme an dieser wissenschaftlichen Studie ist freiwillig. Sie können Ihre Teilnahme an den Eingangs- und Verlaufsuntersuchungen, den Befragungen und an der angebotenen Therapie jederzeit ohne Angabe von Gründen beenden. Dadurch entstehen Ihnen keine Nachteile.
Ziel der Studie
Ziel dieser kontrollierten, randomisierten Therapiestudie ist es, bei bipolar erkrankten Patienten (18 - 55 Jahre), die Wirksamkeit einer spezifischen Psychotherapie zur Rückfallverhinderung mit der einer unterstützenden, auf Selbststeuerung und Selbsthilfe ausgerichteten und informierenden Psychotherapie zu vergleichen. Dafür sollten die Patienten gegenwärtig weitgehend symptomfrei und stabil mediziert sein und sich somit in regelmäßiger psychiatrischer Behandlung befinden.
Mit dieser Studie soll die klinische Versorgung dieser Patientengruppe verbessert werden, indem die Erkenntnisse zur Durchführung einer wirksamen Psychotherapie in Form von entsprechend gestalteten Behandlungsmanualen der Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Zudem sollen Erkenntnisse zu den kurz- und längerfristigen Auswirkungen einer erfolgreichen ergänzenden psychologischen Therapie untersucht werden, z.B. in dem Bereich von Gesundheitskosten.
Teilnahme an weiteren Untersuchungen für bipolare Patienten
Es besteht für Sie die Möglichkeit, an weiteren, zum Teil mit dieser Studie verwandten Teilvorhaben des übergeordneten Forschungsverbundes „BipoLife“ teilzunehmen.
- Zum einen können Sie sich an einer freiwilligen Untersuchung in einem Magnetresonanztomographen (fMRT) beteiligen. Bei der Magnetresonanztomographie (fMRT) handelt es sich um ein Verfahren zur Erstellung von Bildern des menschlichen Körpers, das seit 30 Jahren auch in der radiologischen Diagnostik eingesetzt wird. Es beruht auf der Aufnahme von Signalen, die von Atomkernen im Körper ausgesendet werden, wenn zuvor eine Anregung mit einem Radiowellenimpuls in einem äußeren Magnetfeld erfolgt ist. Es werden keine Röntgenstrahlen verwendet.
Ziele der fMRT-Messungen sind, ein besseres Verständnis der Gehirnfunktion bei bipolarer Störung zu erlangen. Besonders untersucht wird die Verarbeitung von Emotionen, sozialer Information und Belohnungsreizen im Gehirn bei bipolarer Störung, wobei Untersuchungen vor und nach der psychotherapeutischen Behandlung durchgeführt werden.
Für diese Untersuchung erhalten Sie eine Aufwandsentschädigung von mindestens 30 Euro. - Des Weiteren erhalten Sie die Möglichkeit, an einer freiwilligen Untersuchung verschiedener biologischer Marker (z.B. der Erbsubstanz, chemischer Veränderungen der DNS oder Eiweißstoffe) teilzunehmen. Dafür ist es erforderlich, dass Ihnen Speichel und eine Haarprobe entnommen werden, welche zur Auswertung in einem mit uns verbundenen zentralen Labor aufbereitet und analysiert werden.
Ziele der genetischen Untersuchungen sind, ein besseres Verständnis der Vererbung und des genetischen Risikos bei bipolaren Störungen zu erlangen.
Mithilfe beider Zusatzuntersuchungen soll es ermöglicht werden, die Effekte der Psychotherapie besser zu verstehen, mit dem langfristigen Ziel, die bestehenden Therapiemöglichkeiten zu verbessern und eventuell Therapieerfolge vorab einschätzen und Therapieangebote individuell anpassen zu können.
Die Teilnahme an den Zusatzuntersuchungen ist freiwillig und unabhängig von der Teilnahme an der „A2BipoLife“-Studie, d.h. dass Ihnen keine Nachteile dadurch entstehen, sollten Sie sich gegen die Teilnahme an diesen Zusatzuntersuchungen entscheiden.