Ratgeber, Experten, Manipulatoren: Einfluss als Machtfaktor und Diskursobjekt in der Antike
Nachwuchsförderprogramm
der Universität Tübingen
Wissenschaftler:
Laufzeit
Aug. 2013 - Jun. 2015
Wissenschaftliche Zielsetzung
Im Zentrum der Untersuchung stehen historische Akteure, die Einfluss auf Entscheidungsträger hatten, Entscheidungen prägten oder sogar anstoßen konnten. Es ist zu zeigen, welche Rolle die politischen und intellektuellen Umbrüche der Klassik und Spätantike beim Aufstieg einzelner Berater und beim Aufkommen neuer Typen von Beratern spielten. Wie gelang es den Beratern, sich zu etablieren? Welche Rolle spielten dabei Erfahrung und Wissen (Ratgeber vs. Experte)? Gleichzeitig soll der Diskurs über ihr Wirken (Selbstdarstellung, Fremdsicht) in den Blick genommen werden. Mit welchen Argumentationsmustern legitimieren sie sich; folgen sie einem Leitbild? Welche Stereotypen werden bei ihrer Zeichnung als Manipulatoren bedient; welche Erzähl- und Deutungsmuster stecken hinter der Darstellung ihres Verhältnisses zu Entscheidungsträgern? Diese Diskurse sollen anhand theoretischer Quellen zum Verhältnis Ratgeber-Entscheidungsträger und den Wissenstraditionen zu gutem und schlechtem Rat (Philosophie, Religion) kontextualisiert werden.
Der Fokus soll also von den Institutionen auf die Akteure, und von Entscheidungsträgern auf die Ratgeber und Experten gelenkt werden. Gleichzeitig sollen die politologischen und soziologischen Konzepte „Ratgeber“, „Experte“ und „Einfluss“ für die Antike fruchtbar gemacht werden und dabei helfen, alte Zusammenhänge zu hinterfragen und neue Erklärungsmodelle für die historische Untersuchung zu erschließen. Durch die Untersuchung der Interdependenz von „Akteur“, „Stereotyp“ und Figur“ sowie ihrer Bedingtheit (Konstruktion und Kontingenz) leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Politik- und Mentalitätsgeschichte.
Aktivitäten
Während der Laufzeit wurde ein Antrag im Emmy Noether-Programm der DFG erarbeitet und ein wissenschaftliches Netzwerk aufgebaut. Im Oktober 2014 wurde eine interdisziplinäre und internationale Konferenz zum Thema „Persönlicher Einfluss auf den Herrscher in der römischen Kaiserzeit und dem frühen Mittelalter“ abgehalten, auf der die Theoriebildung vorangetrieben und die Thematik in Fallstudien ausgelotet wurde (Tagungsbericht).
Hilfskräfte: Jennifer Talwieser, Philipp Lammers