Neuere Geschichte

Dr. Anne Sophie Overkamp

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Kontakt

Seminar für Neuere Geschichte

Wilhelmstraße 36

72074 Tübingen

overkampspam prevention@uni-wuppertal.de


Vita

seit 10/2024
Junior-Professorin

für Historische Wissenschafts- und Technikforschung an der Bergischen Universität Wuppertal

04/2024-09/2024
Fellow

am Forschungskolleg Transkulturelle Studien / Sammlung Perthes, Universität Erfurt

04/2023-09/2023
Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Vertretung)

am Fachbereich Geschichtswissenschaft, Seminar für Neuere Geschichte, der Eberhard Karls Universität Tübingen

04/2022-03/2023
Wissenschaftliche Assistentin (Vertretung)

an der Universität Freiburg (Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte Westeuropas, Prof. Dr. Jörn Leonhard)

06/2019-03/2024
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

im Forschungsprojekt „Landhäuser im Wandel“ an der Universität Tübingen

2019
Abschluss der Dissertation

„Ein Eldorado der Fleißigen, ein Zion der Gläubigen, ein Ort der Bildung – das Wuppertal und seine Kaufmannsfamilien, 1760-1840“

08/2014 - 07/2015
Elternzeit
12/2012-05/2019
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

an der Universität Bayreuth (LS für Geschichte der Frühen Neuzeit, Prof. Dr. Susanne Lachenicht)

01/2012-09/2012
Elternzeit
2010-2012
Promotionsstipendiatin

der Studienstiftung des Deutschen Volkes

2008-2010
Mitarbeiterin

bei TU9 – German Institutes of Technology e.V.

2007
Diplom-Kulturwissenschaftlerin
2001-2007
Studium

der Kulturwissenschaften, Schwerpunkt Kulturgeschichte an den Universitäten Frankfurt/Oder, Warschau und Chapel Hill/NC


Forschung

Schwerpunkte

  • Bürgertumsforschung

  • Materielle Kultur und Konsumgeschichte

  • Wirtschaftsgeschichte als Kulturgeschichte

  • Atlantische Geschichte

  • Adelsgeschichte

Forschungsprojekte

Die Tropen auf der Fensterbank – Domestizierung und Kommerzialisierung der Natur im Zeitalter des Hochimperialismus (Habilitationsprojekt)

Das Forschungsprojekt nutzt die Spannung zwischen imperialer Expansion und intimer Häuslichkeit, wissenschaftlichem Rigorismus und ästhetischer Wertsetzung, kommerziellen Interessen und volkspädagogischem Impetus, um das Verhältnis von Natur, Kultur und Gesellschaft im Zeitalter des Hochimperialismus neu und anders zu beleuchten. Es erforscht die Marktlogik hinter den so genannten globalen Gütern, untersucht die materielle Aneignung und Domestizierung fremder Natur und fragt nach der Präsenz des Kolonialen in der alltäglichen Lebenswelt. Mit seinem Fokus auf eine spezifische Praktik, die Zimmerpflanzenkultur, begreift das Projekt globale Verflechtungsprozesse auf einer individuellen Ebene und bettet sie lokal und bereichsspezifisch ein. Die Untersuchung konzentriert sich auf Deutschland und Belgien von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1930. Durch die vielfältigen transimperialen Bezüge dieser beiden nicht nur regional fragmentierten, sondern auch sozial, politisch und wirtschaftlich stark in sich differenzierten Gesellschaften, so die These, gerät die Verschränkung von hochimperialer Globalisierung und Nationsbildung auf der einen und von kolonialisierter Natur und lokaler Umwelt auf der anderen Seite besonders deutlich in den Blick.

Das Landhaus zwischen Konsum und Patina, 1780-1820

 Forschungsprojekt „Landhäuser im Wandel

Die Zeit um 1800 brachte starke, wenn auch regional unterschiedliche Umbrüche mit sich, die auch das Leben auf Schlössern, Guts- und Herrenhäusern, kurz „Landhäusern“, deutlich beeinflussten. Die zeitweilige Abschaffung des Adelsstandes und der Feudallasten im Rheinland, seine Mediatisierung im Südwesten und die Agrarreformen im Nordosten veränderten nicht nur die ökonomischen Bedingungen für die Gebäude, sondern transformierten auch die Beziehungen zur Bevölkerung im Umfeld des Hauses, das sich in aller Regel zunächst noch im Besitz Adliger befand, in steigender Zahl aber zumindest im Westen und Osten auch von Bürgerlichen bewohnt werden konnte. All diese Ereignisse hatten neben der Adelskritik auch auf das Selbstbewusstsein und den Führungsanspruch der (adligen) Landhausbewohner Auswirkungen. Recht verlor für die Betonung von Status erheblich an Bedeutung. Kriege und Reformen ließen Einkommen zusammenschmelzen.

Wurden vor diesem Hintergrund neue Wege zur Manifestation der eigenen sozialen Stellung gesucht? Konsum und die Inszenierung der materiellen Kultur können für die Abgrenzung nach außen ein wesentlicher Faktor sein und, so die Prämisse des Teilprojektes, lassen sich somit als Reaktionen auf die Herausforderungen des tiefgreifenden Strukturwandels um 1800 untersuchen. Hiervon ausgehend fragt das Projekt nach der Ausgestaltung von Landhäusern, das heißt den Raumarrangements und Interieurs, den Konsumpraktiken und allgemein der materiellen Kultur, die von den Landhausbewohnern und -bewohnerinnen gepflegt wurden. Konfession und geschlechtsspezifische Rollenverteilungen in der materiellen Kultur bilden weitere Analysekategorien.

Fleiß, Glaube, Bildung – Kaufleute als gebildete Stände im Wuppertal 1760-1840 (abgeschlossenes Dissertationsprojekt)

In meiner Dissertation habe ich mich mit Verleger-Kaufleuten in einer proto-industriellen Gewerberegion, dem Wuppertal, beschäftigt und danach gefragt, wie in der Zeit um 1800 in Deutschland eine spezifische soziale Formation, die „gebildeten Stände“, entsteht. Zentrales Anliegen der Arbeit ist es, Wirtschafts- und Kulturgeschichte miteinander zu verbinden. Für die integrative Untersuchung der Kaufmannsfamilien im Wuppertal des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, welche Firma und Familie in ihren Wechselbeziehungen in den Blick nimmt, habe ich verschiedene Forschungsansätze miteinander in Dialog gebracht: atlantische (Wirtschafts-)Geschichte, Proto- Industrialisierungsforschung und Konsumgeschichte auf der einen, Bürgertums- und Gebildetenforschung auf der anderen Seite. Auf diese Weise werden die Kaufleute nicht allein als Wirtschaftsakteure, sondern in ihren vielfältigen Lebenswelten analysiert. So habe ich erstens Techniken der Markterschließung und der kaufmännischen Buchführung untersucht, zweitens kaufmännische Ausnahmesituationen wie den Konkurs betrachtet, und drittens diese Phänomene in Beziehung gesetzt zu kulturellen Normen und religiösen Praktiken. Bildungs-, Heirats- und Reproduktionsstrategien oder die öffentliche Geselligkeit der Familien habe ich wiederum daraufhin untersucht, inwieweit diese von der Lebenswelt „Firma“ beeinflusst waren. In einer solchermaßen doppelt eingebetteten Untersuchung, so lautet die zentrale These, lassen sich ökonomische Makroprozesse wie die globale Kommerzialisierung umfassend analysieren, ihre kulturelle Bedingtheit verstehen und angemessen historisieren.


Funktionen und Mitgliedschaften

- Mitglied der Fachredaktion 19. Jahrhundert bei Hsozkult (www.hsozkult.de)

- Mitglied des wiss. Beirats des AHRC-Projektes "Hidden lives: domestic servants in the European country house, 1700-1850" https://countryhouseservants.mmu.ac.uk/


Publikationen

Monographie

  • Fleiß, Glaube, Bildung. Kaufleute als gebildete Stände im Wuppertal 1760-1840, Göttingen 2020.

Herausgeberschaften

  • [mit Jutta Wimmler], Ordnungen im Wandel. Institutionen und Vergesellschaftungsprozesse um 1800. Artikelserie (Journal of Modern European History 19,2 2021 ff.)
  • [mit Magnus Ressel], Migration und Kosmopolitismus. Mitteleuropäische Fernhändler im 18. Jahrhundert (Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Themenheft, 107,2 2020).

Aufsätze

  • [mit Daniel Menning, Julietta Schulze], Global Goods and Imperial Knights: Assemblages in Country Houses in Southwestern Germany, 1700-1820, in: Jon Stobart (Hg.), Global Goods and the Country House. Comparative Perspectives, 1650-1800. London 2023, S. 53-76, open access: discovery.ucl.ac.uk/id/eprint/10179625/1/Global-Goods-and-the-Country-House.pdf.

  • [mit Johanna Ilmakunnas, Jon Stobart], To their credit: The aristocracy and commercial credit in Europe, c. 1750-1820, in: Journal of Modern History 2/2024, open access: https://doi.org/10.1177/16118944241241.

  • Ein Eldorado der Fleißigen, ein Zion der Gläubigen. Die Herkunft von Friedrich Engels, in: Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins 106 (2019-2021) (Themenschwerpunkt: 200 Jahre Friedrich Engels. Neue historische Perspektiven, hg. von Stefan Gorißen), S. 17-24.

  • [mit Jon Stobart], Networks of supply and elite consumers in Britain and Germany, c.1750-1830, zur Veröff. angenommen, erscheint in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte.

  • Polite practices of acquisition: how German elites shopped for clothes, 1770–1820, in: History of Retailing and Consumption 7/3 (2022), S. 277-292, DOI: 10.1080/2373518X.2022.2114679.

  • Maintaining Order in Revolutionary Times –The Political Practices of a Mercantile Elite in the Rhineland, 1770–1830, in: Judith Pollmann / Henk te Velde (Hg.), Civic Continuities in an Age of Revolutionary Change, c. 1750-1850 Cham 2023, S. 145-170 (open access: Link).

  • Religiöse und vestimentäre Praktiken in einem Gewerbezentrum – Das Wuppertal und seine Kaufmannsfamilien, 1750 bis 1840, in: Esther Meier / Adelheid Rasche (Hg.), Der Stoff der Protestanten. Textilien und Kleidung in den lutherischen und reformierten Konfessionen, Nürnberg 2022, S. 103-114 (open access: Link).

  • [mit Jutta Wimmler], Ordnungen im Wandel. Institutionen und Vergesellschaftungsprozesse um 1800. Einleitende Bemerkungen, in: JMEH 19,2 (2021), S. 239-243.

  • Außenhandel und Heimarbeit. Die Industrialisierung des Wuppertaler Bandgewerbes, in: Michael Schäfer, Swen Steinberg, Veronique Töpel (Hg.), Sachsen und das Rheinland. Zwei Industrieregionen im Vergleich, Leipzig 2021, S. 103-125.

  • Mit Ewald Frie, Manuela Mann, Daniel Menning, Christoph Schlemmer: Landhäuser im Wandel. Gesellschaftliche Transformation in deutschen Regionen, 18.-20. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Agrargeschichte und Agrarsoziologie 68,2 (2020), S. 103-117.

  • Elberfeld und der Atlantik. Strategien und Möglichkeiten eines proto-industriellen Kaufmannes im (Trans-)Atlantikhandel, 1760-1820, in: VSWG 107,2 (2020), S. 242-263.

  • [mit Magnus Ressel], Migration und Kosmopolitismus. Mitteleuropäische Fernhändler im 18. Jahrhundert, in: VSWG 107,2 (2020), S. 146-162.

  • A Cartel on the Periphery. Wupper Valley Merchants and their Strategies in Atlantic Trade (1790s-1820s), in: Klaus Weber / Jutta Wimmler (Hg.), Globalized Peripheries. Central Europe and the Atlantic World, 1680-1860, Woodbridge 2020, S. 133-150.

  • Die Wuppertaler Schmalwarenindustrie im 18. Jahrhundert, in: ZBGV 105 (2017/18), S. 21- 38.

  • Vestimentäre Praktiken zwischen einer „Kultur der Erscheinung“ und einer „Kultur des Ansehens“. Wuppertaler Kaufmannsfamilien und ihre Kleidung, in: Anne Gräfe / Johannes Menzel (Hg.), Un/Ordnungen denken. Beiträge zu den Historischen Kulturwissenschaften, Berlin 2017, S. 290-311.

  • A Hinterland to the Slave Trade? Atlantic Connections of the Wupper Valley in the Early Nineteenth Century, in: Felix Brahm / Eve Rosenhaft (Hrsg.), Slavery Hinterland. Transatlantic Slavery and Continental Europe, 1680-1850. Woodbridge 2016, S. 161-185.

  • Of Tape and Ties: Abraham Frowein from Elberfeld and Atlantic Trade, in: Susanne Lachenicht (Hg.), Europeans Engaging the Atlantic. Knowledge and Trade, 1500-1800. Frankfurt/Main, New York, Chicago 2014, S. 127-150.

  • Stadtbürgerliche Fürsorge, christlicher Gemeinsinn und nützliches Erwerben: Die Armenfürsorge in Elberfeld und Barmen im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts, in: Swen Steinberg, Winfried Müller (Hg.), Wirtschaft und Gemeinsinn. Konfessionelle und neureligiöse Gemeinsinnsmodelle im 19. und 20. Jahrhundert, Bielefeld 2014, S. 149-170.

  • „Vermehrung der Kenntnisse, Verfeinerung der Sitten – die Elberfelder Lesegesellschaft (1775-1818)“ in: Geschichte im Wuppertal 19 (2010), S. 43-53.