Tübinger Forum für Wissenschaftskulturen
Projekte

Die BTWH-Konferenzen sind Ausgangspunkte für zahlreiche wissenschaftliche Präsentationen auf Tagungen, in Museen und in deutsch- sowie englischsprachigen Publikationen (siehe Publikationsliste unten). Im Jahr 2019 organisierten mehrere Mitglieder des Netzwerkes die Ausstellung »Rotes Wien: 1919-1934« am Wien Museum/MUSA (30. April 2019–19. Januar 2020); siehe auch den bereits erschienenen Katalog hierzu. 2020 erschien von BTHW eine umfangreiche Publikation zum »Roten Wien« auf Deutsch und Englisch (die deutsche Variante bei De Gruyter, die englischsprachige bei Camden House). Der Quellenband soll als neues Standard-Nachschlagewerk zum Themenkreis »Zweite Wiener Moderne« dienen. Das Interesse an der experimentellen sozialdemokratischen Reformphase Wiens von 1919 bis zu deren gewaltsamem Ende 1934 geht dabei zurück auf das Jahresthema 2016 und wurde durch die Jahresthemen »Freizeit« (2017) und »Freundschaft« (2018) vertieft.

McFARLAND, Rob / SPITALER, Georg / ZECHNER, Ingo (Hg.):
Das Rote Wien. Schlüsseltexte der Zweiten Wiener Moderne 1919–1934, Berlin – Boston: De Gruyter Oldenbourg 2020, 976 S.

ISBN-13: 978-3-11-064003-8
e-ISBN (PDF) 978-3-11-064162-2
e-ISBN (EPUB) 978-3-11-064208-7

Panorama eines großen Reformprojekts

Das Rote Wien fungierte lange als Kampfbegriff, der auf die politischen Mehrheitsverhältnisse in Österreich anspielte: eine sozialdemokratische Insel innerhalb einer konservativ regierten Republik. In der internationalen Forschung ist daraus ein alternativer Epochenbegriff geworden, der die Jahre 1919-1934 bezeichnet und das Spannungsfeld zwischen den politischen Lagern, aber auch die Wissenschaft, Kunst und Kultur dieser Zeit umfasst. Das Rote Wien steht für die Zweite Wiener Moderne mit ihren Hoffnungen, konkreten Utopien und Entwürfen einer neuen Gesellschaft: Das Massenelend nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, die Flüchtlingskrise nach dem Zusammenbruch des Vielvölkerstaates, die Finanz- und Wirtschaftskrise, die prekären Lebensverhältnisse und die Herausbildung einer neuen Konsum- und Freizeitkultur sind die Rahmenbedingungen dieses gesellschaftspolitischen Experiments. Wie baut man eine Großstadt ohne Slums und Ghettos? Wie gewährleistet man Gesundheitsversorgung für alle? Wie schafft man ein sozial durchlässiges Bildungssystem? Heutige Fragen als ferne Echos aus einer Zeit, in der politischer Gestaltungswille und Aufklärung eine zerbrechliche Allianz eingingen (Text des Verlags De Gruyter).

TOVEY, Cara / KLINNER, Julian (Hg.): Karl-Marx-Hof. Schlüsselbau der Moderne, Wien: Mandelbaum 2024, 260 S.

ISBN-13: 978399136-047-6

 

Karl-Marx-Hof. Schlüsselbau der Moderne

»Wenn wir einst nicht mehr sind, werden diese Steine für uns sprechen.« Diese Prophezeiung des Wiener Bürgermeisters Karl Seitz bei der Eröffnung des Karl-Marx-Hofs am 13. Oktober 1930 hat sich erfüllt. Wie kein anderes Bauwerk steht der berühmte Wiener Gemeindebau für das Reformprojekt des Roten Wien, die Stadt zu revolutionieren. Und wie wenig andere Projekte der Wiener Stadtverwaltung der Zwischenkriegszeit wurde der mehr als einen Kilometer lange »Riese« in Heiligenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg zum Faszinationsobjekt für Intellektuelle, Aktivist:innen, Künstler:innen und Journalist:innen.
Mit dem Sammelband Karl-Marx-Hof. Schlüsselbau der Moderne unternimmt das internationale Forschungsnetzwerk BTWH eine Spurensuche durch die Geschichte des Gemeindebaus (Text: Mandelbaum Verlag).