Religionspädagogik

Gesamtbibliographie

Vorwort

Das Werk und die Botschaft des Auschwitz-Überlebenden, Schriftstellers, Menschenrechtsaktivisten und Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel (1928-2016) stellt für die Erinnerung an den Holocaust und die Bekämpfung des Antisemitismus einen herausragenden, einzigartigen und höchst bedeutungsvollen Beitrag dar. Elie Wiesel hat die Erinnerungskultur ab den 1950er-Jahren bis heute international und nachhaltig geprägt. Nur durch wissenschaftliche Bearbeitung kann das Werk und die Botschaft Elie Wiesels für gegenwärtige und zukünftige Generationen erschlossen und für die Profilierung einer sich transformierenden Erinnerungskultur und die Bekämpfung des neu aufkommenden Antisemitismus in Deutschland fruchtbar gemacht werden. 

Dazu hat die Forschungsstelle Elie Wiesel an der Universität Tübingen unter Förderung durch die Baden-Württemberg Stiftung die vorliegende Gesamtbibliographie erstellt und herausgegeben, als das weltweit einzige Institut, welches direkt und ausschließlich mit der Erforschung des Werks Elie Wiesels beschäftigt ist.

 

Quellenlage

Mit dem Ziel, eine Gesamtbibliographie bzw. eine möglichst vollständige Bibliographie zu erstellen, wurde neben den jeweils einschlägigen, inzwischen aber überholten Bibliographien von Molly Abramowitz (1974), Iriving Abrahamson (1985) und Betty Bigelbach (1988), erstmals das sogenannte BU-Inventory ausgewertet. Dieses Inventory wurde von der persönlichen Assistentin Elie Wiesels während dessen Zeit an der Boston University geführt und war ausschließlich für den internen Gebrauch vorgesehen. Es wurde dementsprechend bis heute noch nie veröffentlicht und erst 2019 an Reinhold Boschki im Zuge seiner Forschungsreisen nach Boston und Recherchen im Elie Wiesel Archive sowie aufgrund guter persönlicher Kontakte zu Elischa Wiesel erstmalig ausgehändigt. Das BU-Inventory wurde für die Erstellung der Gesamtbibliographie kritisch geprüft und in eine wissenschaftliche Systematik überführt. Etwaig fehlende bibliographische Detailangaben zu einzelnen Titeln wurden durch eigene Recherchen ergänzt. Weiterhin wurden umfassende Recherchen im Elie Wiesel Archive, dem Elie Wiesel Center for Judaic Studies und dem Archiv des United States Holocaust Memorial Museum durchgeführt.

 

Aufbau

Die chronologisch und innerhalb der Chronologie alphabetisch angelegte Gesamtbibliographie umfasst den Zeitraum von 1956-2021 und ist in zwei Hauptteile untergliedert. Der erste Teil listet alle ermittelten und bezeugten Publikationen Elie Wiesels auf, begonnen mit dessen Erstlingswerk, dem autobiographischen, jiddischen Überlebensbericht Un di Welt hot geschwign welches später zu Wiesels bekanntester Publikation, der Erinnerung und dem Zeugnis Nacht kondensiert wurde. Entsprechend beginngt die Bibliographie mit Wiesels Autobiographien und wendet sich dann sukzessive Wiesels literarischen Schriften wie bspw. Romanen und Dramen, seinen biblisch-talmudischen-chassidischen Schriften und seinen essayistischen Schriften zu, um mit Wiesels publizistischem Werk, wie Reden und Interviews und offenen Briefen zu enden. Der zweite Hauptteil beinhaltet eine umfassende und aktuelle Aufstellung von Fachliteratur. Die Bibliographie wird laufend ergänzt, Vollständigkeit wird derzeit nicht beansprucht.

 

Perspektive

Langfristig soll in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek Tübingen und Dr. Alan Rosen, Jerusalem, Yad Vashem, sowie dem Elie Wiesel Center for Judaic Studies eine digitale Gesamtbibliographie und ein Elie Wiesel Portal entstehen. Dazu soll gedrucktes sowie handschriftliches Quellenmaterial Elie Wiesels hochwertig gescannt, katalogisiert, ggf. aus dem jiddischen oder hebräischen transkribiert und öffentlich zugänglich gemacht werden, um so nicht nur die Forschung qualitativ weiterzuführen, sondern auch die Botschaft Elie Wiesels für die künftigen Generationen zu bewahren und die Profilierung einer digitalen Erinnerungskultur zu unterstützen. Derzeit wird von der Forschungsstelle Elie Wiesel bspw. an einer Auswertung des Archivs der hebräisch-sprachigen Zeitschrfit Jedioth Aharonot und der jiddisch-sprachigen Zeitschrift Zion im Kampf gearbeitet. Bisher völlig unbeachtet und nicht ausgewertet sind die Briefe Elie Wiesels aus der frühen Zeit, insbesondere die ca. 1200 Briefe an den Verleger von Jedioth Aharonot Dow Judkowski, einem seiner engsten Kollegen und Freund, mit dem er die Entstehungsgeschichte seiner frühen Werke austauschte.