Marcel Brenner

Doing Abendmahl

Praxistheoretische Ethnografie des gegenwärtigen Evangelischen Abendmahls 

(Arbeitstitel)

Abstract

Das Promotionsprojekt nimmt in Teilnehmender Beobachtung und Videographie Evangelische Abendmahlsgottesdienste wahr. Das Abendmahl wird dabei einerseits als Ritual begriffen, das aber nicht vorausgesetzt werden kann, sondern in praxi hergestellt wird in einem Zusammenspiel verschiedenster Akteure – Personen wie auch nichtmenschliche Entitäten (Dinge, Artefakte, Räume, Kleidung, Klänge, …), denen aber auch Akteurscharakter zugeschrieben werden kann. Andererseits wird das Abendmahl als Bündel von Praktiken mit Reckwitz (2003) und anderen verstanden. Dabei wird ‚implizites Wissen‘ oder tacit knowledge abgerufen und im Vollzug Abendmahl hergestellt. Darum ist von ‚Doing Abendmahl‘ die Rede.

Neben Essen und Trinken, die selbst schon in andere (Mikro-)Praktiken unterteilt werden können, sind dabei viele weitere Praktiken beobachtbar – beispielsweise können Praktiken wie Vergemeinschaftung, Differenzierung, Verteilen, Interaktion, (sich) Positionieren, Sakralisierung, u.a.m. diskutiert werden.

Dabei werden Praktiken vermutlich nicht um ihrer selbst willen in Gebrauch genommen, sondern weil den damit vollzogenen Handlungen Sinn zugeschrieben wird. Andernfalls wäre zu hinterfragen, zu welchem Zweck in Gottesdiensten Brotstücke und Weinschlucke verteilt werden. Neben anderen religiösen Praktiken scheint im Forschungsfeld der Aspekt sinnliche Erfahrung bzw. des sinnlichen Erlebens zentral zu sein. Brot wird gegessen, Wein getrunken. Alle anderen Mikropraktiken scheinen damit in Beziehung gesetzt zu werden.

Forschungsfrage und Ziel des Projektes ist, die beobachtbaren Praktiken und ihr Zusammenspiel zu beschreiben, das implizite Wissen zu explizieren sowie nach darin liegenden theologische (Be)Deutungen zu fragen und diese in den Fachdiskurs einzutragen.

Forschungsfragen

  1. Was geschieht beim Abendmahl?
    1. Auf den Ablauf bezogen, beobachtbar, unmittelbar
    2. Auf das „innere Erleben“ bezogen, die (Be)Deutung
  2. Wie ist das Abendmahl ritualtheoretisch zu verstehen? Lässt sich eine Ritualtheorie im Gespräch mit den empirischen Daten entwickeln und bestehende Konzepte neu formulieren?
  3. Wozu, mit wem und wie wird das Ritual gestaltet, konstituiert und vollzogen? Was macht das Abendmahl aus? Was gehört unbedingt dazu, um das Ritual „gültig“ zu machen? Wodurch und wovon grenzt es sich ab?
  4. Welche Praktiken, welche Doings und Sayings sind im Rahmen des Abendmahls beschreibbar und relevant?
  5. Was verändert ein empirischer Blick im bisherigen theoretischen Diskurs?