Evang. Institut für Berufsorientierte Religionspädagogik

Interreligiöse und Interkulturelle Kompetenz in der Ausbildung für den Elementarbereich (IBEA)

Hintergrund

Die multireligiöse Zusammensetzung von Gruppen in Kindertageseinrichtungen ist zumindest in den Städten längst eine Normalität. Um sich in dieser religiös-weltanschaulichen Vielfalt orientieren zu können, müssen Kinder religionspädagogisch begleitet werden. Pädagogische Fachkräfte sind für diese Begleitung von zentraler Bedeutung. Sie sollen pädagogisch kompetent mit interreligiösen und interkulturellen Inhalten, Situationen und Fragestellungen umgehen sowie entsprechende Werthaltungen erklären und bei den Kindern unterstützen können. Ziel des Projekts ist die Untersuchung, wie interreligiöse und interkulturelle Kompetenzen in der Erzieher:innenausbildung durch unterrichtliche Interventionen gefördert werden können.
 

Vorgehen

Beim Projekt handelt es sich um eine Interventionsstudie, die auf längere Vorstudien (gemeinsam mit KIBOR) zur interreligiösen Kompetenzentwicklung in der Erzieher:innenausbildung anknüpft. Aus den Desideraten der Pilotstudien wurde ein auf fünf Doppelstunden angesetztes Unterrichtsmodul zum interreligiösen und interkulturellen Lernen zum Thema „Gottesvorstellungen und Gebet“ entwickelt und in einem Prä-Post-Design auf seine Wirksamkeit untersucht. Thematisch zielt die Unterrichtseinheit auf die Begegnung mit unterschiedlichen Gottesbildern und auf die Erhellung des Gottesverständnisses bei Kindern, aber auch in der eigenen Lebensgeschichte sowie auf die Auseinandersetzung mit Formen des Gebets in Christentum und Islam. Zusätzlich wurden Studierende an Evangelischen Fachschulen in Baden-Württemberg auf ihre Lernvoraussetzungen und ihr Interesse an interreligiösen Fragestellungen befragt, um die Neukonzeption des Treatments zielgruppenspezifisch anpassen zu können. Mit Hilfe eines Fragebogens wurde der Zuwachs in den Kompetenzkomponenten religionsbezogenes Wissen, Interesse und Fähigkeit zur Perspekti-
venübernahme gemessen. Die Intervention wurde in Kooperation mit den Evangelischen Fachschulen in Baden-Württemberg durchgeführt.


Ergebnisse

Die Ergebnisse (ausführlich in der Publikation: Interreligiöse Kompetenz für pädagogische Fachkräfte im Elementarbereich. Eine Interventionsstudie an Evangelischen Fachschulen in Baden-Württemberg, hrsg. von Friedrich Schweitzer, Evelyn Schnaufer, Eva Dubronner und Hanne Schnabel-Henke dargestellt) sind differenziert zu betrachten. Empirisch nachweisbare Kompetenzzuwächse ließen sich statistisch signifikant bei der Komponente Wissen feststellen, während in Bezug auf die Komponente Interesse keine signifikante Veränderung und in Bezug auf die Komponente Perspektivenübernahmefähigkeit lediglich Tendenzen in diese Richtung nachgewiesen werden konnten. Aus diesen Befunden lassen sich Anhaltspunkte für die Weiterentwicklung der Unterrichtseinheit erkennen, zumal auch aus der Ausbildungspraxis ein großer Bedarf am Thema Interreligiosität bekundet wird. So könnte bei einer Weiterentwicklung darauf geachtet werden, dass genügend Lernanlässe für Perspektivenübernahme geboten werden, etwa im Einüben in konkreten Anforderungssituationen. Bezüglich der untersuchten Komponente Interesse, die bisher in der religionspädagogischen Forschung noch wenig Aufmerksamkeit gefunden hat, könnte zum einen die Stabilität des Interesses hervorgehoben werden, zum anderen muss auch hier eine Ermutigung für weitere Unterrichtsversuche gesehen werden.