Die Untersuchung von Inseln im Spannungsfeld zwischen geographischer Isolation und kultureller Konnektivität kann wichtige Beiträge zu aktuellen Debatten innerhalb und außerhalb des wissenschaftlichen Feldes liefern. Sie bietet Einblicke in eine lange Geschichte von Migrationen, Anpassungen an Klima- und Umweltveränderungen oder die Ausbreitung von Ideen, Technologien, aber auch von Epidemien. Aufgrund ihrer Lage an überregionalen Handelsrouten können Inselgesellschaften als wichtige Orte für die Analyse von Austausch, sozialer Integration und interkultureller Kommunikation betrachtet werden. Auch gelten Inseln oft als Orte, an denen Relikte der Vergangenheit, alte Bräuche oder Gesetze erhalten geblieben sind. Somit können Inseln als Modelle für die Zukunft, aber auch als Archive der Vergangenheit untersucht werden.
Angesichts der Fülle von Erkenntnissen, die das Studium von Inseln ermöglicht, ist ein neues, interdisziplinäres Feld der "Inselstudien" entstanden, das oftmals im Grenzbereich traditioneller Fächer und außerhalb spezifischer Programme betrieben wird.
Das Netzwerk setzt sich aus Forscher*innen der Geschichtswissenschaft, Archäologie, Anthropologie, Digital Humanities, Geographie, Literaturwissenschaft und Philologie zusammen, um eine vertiefte interdisziplinäre Diskussion zu ermöglichen. Die Hauptziele des Netzwerks sind:
1. Die methodischen Herausforderungen der interdisziplinären Arbeit auf dem Gebiet der Inselforschung zu erörtern.
2. Von etablierten Einrichtungen für den Aufbau von Institutionen zur Inselforschung zu lernen.
3. Als Multiplikationsplattform für Inselforschungen zu dienen.
4. Den wissenschaftlichen Nachwuchs durch Vernetzung zu fördern.
5. Ergebnisse zu drei Themenschwerpunkten zu generieren und publizieren.
- Austausch: Oft waren Inseln über ausgedehnte Seerouten eng miteinander und dem Festland verbunden. Neben landwirtschaftlichen und anderen Gütern wurden Informationen ausgetauscht. Das Netzwerk möchte die Auswirkungen dieses Austauschs auf Inselgesellschaften diskutieren und fragen, in welchen sozialen oder kulturellen Konfigurationen Außenbeziehungen ermöglicht oder beschränkt wurden.
- Umwelten: Aufgrund ihrer physischen Begrenztheit sind Inseln und ihre Ressourcen häufig stärker mit den Auswirkungen von Umweltveränderungen konfrontiert als das Festland. Diese Anfälligkeit hat viele Inselkulturen im Laufe der Zeit geprägt. Daher können Insulaner auf eine lange Geschichte der Bewältigung und Planung von Knappheit und Naturgefahren zurückblicken.
- Wahrnehmungen: Die Wahrnehmung von Inseln als andersartige, barbarische, exotische, utopische Räume oder "Laboratorien" für soziale Reformen beeinflusste nicht nur die Literatur in ganz Europa von Homer und Platon bis Thomas More und Shakespeare, sondern auch die Art, wie Inseln regiert wurden. Zu untersuchen, was die Menschen über Inseln und Insulaner "wussten", öffnet den Blick auf historische Entscheidungen mit nachhaltigen Auswirkungen – auch für die heutige Zeit.