Promotionsverbund "Burg und Adel"
Dass Burg und Adel im Mittelalter zusammengehören, ist ein Gemeinplatz, wird doch insgesamt der Typus der mittelalterlichen Burg auch als „Adelsburg“ bezeichnet, der im Gegensatz zu früheren und späteren verwandten Bauformen (wie z.B. Kastell und Fluchtburg oder Festung und Schloss) adliges Wohnen mit der Wehrfunktion verbindet. Neuere Forschungen, insbesondere aus dem Gebiet der Mittelalterarchäologie, haben zu Umdatierungen von Burgen, zu einer Neubewertung der wirtschaftlichen und militärischen Funktion der Anlagen sowie der Bedeutung einzelner Gruppen im Adel (z.B. der Ministerialität) für den Burgenbau geführt. Es tut dringend not, diese neuen archäologischen Ergebnisse in den übrigen, mit der Burgenforschung befassten Disziplinen zu diskutieren und in ihren Konsequenzen auf scheinbare Gewissheiten zu untersuchen. Das Graduiertenkolleg will diese Arbeit in interdisziplinärer und internationaler Perspektive leisten.
Aus Sicht der Geschichtswissenschaft geht es darum, die derzeit international geführte Diskussion zu Entstehung, sozialer Differenzierung, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Bedeutung des Adels im europäischen Mittelalter vor dem Hintergrund der genannten archäologischen Forschungen, sowie im Kontext einer kulturwissenschaftlichen Perspektive zu diskutieren. Aus Sicht der Germanistik ist die literarische Funktionalisierung von Burgarchitektur vergleichend zu analysieren und die literarischen Formen ins Verhältnis zu sozial- und mentalitätsgeschichtlichen Entwicklungen im mittelalterlichen Adel zu setzen. Die Archäologie schließlich will ihre an regionalen Beispielen entwickelten Modelle im interdisziplinären und internationalen Kontext verifizieren und weiterentwickeln.
Insgesamt sollen die auf der Basis einer dichten regionalen Untersuchung gewonnenen Ergebnisse zum Phänomen Adelsburg im internationalen und interdisziplinären Vergleich diskutiert und auf drei verschiedenen Ebenen (1. Raum und Ressourcen, 2. Status und 3. Wahrnehmung) untersucht werden.
Ansprechpartner: Prof. Dr. Sigrid Hirbodian / Dr. Sabine Klapp