„Sprache – Welt – Erfahrung“: China-Studienreisen als pädagogisches Projekt interkultureller Bildung an Schulen
Für die Entwicklung wissenschaftlich-didaktisch fundierter Konzepte interkulturellen Lernens spielen Studienreisen eine wichtige Rolle. Dabei kooperiert das Erich-Paulun-Institut mit Schulen und anderen pädagogischen Einrichtungen. Eine Zusammenarbeit mit der Wilhelm-Schickard-Schule Tübingen besteht seit 2017.
Am Wirtschaftsgymnasium der Wilhelm-Schickard-Schule können Schüler den bilingualen Zug Internationale Wirtschaft belegen; seit 2008 wird das Fach Chinesisch in den Klassen 11 bis 13 unterrichtet; regelmäßig gibt es Seminarkurse zum Thema China. Seit 2010 finden Reisen nach Guangzhou (Kanton) statt, die Schülern unmittelbare Einblicke in die chinesische Lebens- und Arbeitswelt eröffnen sollen.
2015 wurde die Studienreise von der Karl Schlecht Stiftung gefördert; sie stand unter dem Motto 五行之行. Die Theorie der Fünf Elemente war dabei nicht nur ein geeignetes Organisationsprinzip, sondern, wichtiger noch, ein Kompass, die chinesische Wirklichkeit (anders) zu erleben. In Reisejournalen sollten die Schüler ihre Eindrücke festhalten; diese wurden nach der Rückkehr ausformuliert und, zusammen mit Bild- und Videomaterial, zu einem Manuskript zusammengestellt. In Kooperation mit dem Deutsch-Chinesischen Studiengang für Druck- und Medientechnologien der Hochschule der Medien Stuttgart entstand über zwei Semester ein professionell gestaltetes Reisebuch.
Die Reise im April 2017 war eingebunden in das EPI-Modellprojekt „Sprache – Welt – Erfahrung“. Die Zusammenarbeit mit dem China Centrum Tübingen und dem Projekt „Interkulturelle Schule“ am AOI der Universität Tübingen ermöglichte den Schülern ein vertieftes Vorverständnis der chinesischen Wirklichkeit. Zu den wesentlichen Programmpunkten der Reise selbst gehörten Besuche deutscher und chinesischer Unternehmen sowie Begegnungen mit Germanistikstudenten der Guangdong Universität für Fremdsprachen und Außenhandel. Dabei geht es nicht nur um Informations- und Erfahrungsaustausch, sondern deutsche Schüler und chinesische Studierende planen, realisieren und dokumentieren gemeinsam kleinere Projekte. So sind die Teilnehmer konfrontiert mit den fremden Denk-, Sprech- und Verhaltensmustern, und herausgefordert, deren Andersartigkeit zu erfassen sowie sprachliche Wege für gemeinschaftliches Handeln zu finden. In Begleitung der chinesischen Studierenden erkundeten die Schüler diesmal mit Aufnahmegeräten die fremde Sprach-Welt. Aus den Originaltonaufnahmen entstand in Zusammenarbeit mit dem Institut für Medienwissenschaft der Universität Tübingen ein Feature für das studentische Radioprojekt Micro Europa.
Unter diesen Vorzeichen tragen Studienreisen zur Bildung eines reflektierten Sprachbewusstseins bei und schaffen die Bedingungen für einen gleichberechtigten Dialog und eine wechselseitige Horizonterweiterung.
Um dieses von der Karl Schlecht Stiftung geförderte Modellprojekt vorzustellen, aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zu beleuchten und zu diskutieren, veranstaltet das Erich-Paulun-Institut im Wintersemester 2017/18 eine Vortragsreihe.
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