Privacy-Arena
Forschungsprojekt zur Kartografie und Analyse der Privacy-Arena
Projektleitung:
Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn
Tel.: +49 / 7071 / 29-77983
E-Mail: regina.ammicht-quinnspam prevention@uni-tuebingen.de
PD Dr. Jessica Heesen
Tel.: +49 / 7071 / 29-77516
E-Mail: jessica.heesenspam prevention@uni-tuebingen.de
Das Verbundprojekt
Gegenwärtig gibt es, ausgelöst durch ein breites gesellschaftliches Problembewusstsein, zahlreiche politische Auseinandersetzungen, in denen Fragen nach dem ethischen und rechtlichen Stellenwert von Privatheit verhandelt werden. Dies ist insbesondere der Verbreitung informationstechnischer Systeme geschuldet. Im Kontext dieser Systeme kann Privatheit definiert werden über die Kontrolle, die eine Person darüber ausübt, wer Zugriff auf persönlichkeitsrelevante Daten und Informationen hat. Die Frage ist aber, wie weit diese Kontrolle überhaupt noch reicht, bedenkt man etwa die datenschutzrechtlich fraglichen Praktiken von Google, Facebook und ähnlichen Diensten. Je mehr persönlichkeitsrelevante Informationen zur elektronisch tauschbaren, wirtschaftlich verwertbaren Ressource werden, desto mehr werden etablierte Beschränkungen zur Verbreitung und Weitergabe von Informationen aufgelöst. Für Wirtschaftsunternehmen sind gerade personenbezogene Daten von großem Wert, schließlich erlaubt der Besitz dieser Daten, dass zielgenaue Kaufanreize beispielsweise über personalisierte Onlinewerbung gesetzt werden können. Aus dem Zusammenspiel wirtschaftlicher, polizeilicher, geheimdienstlicher, staatlicher wie auch persönlicher Interessen an personenbezogenen Daten sowie den Möglichkeiten informationstechnischer Systeme entsteht eine Dynamik, welche einerseits die Auflösung eines etablierten Verständnisses von Privatsphäre vorantreibt, aber andererseits neue Begriffe des Privaten sowie vielfältige Praxen der Grenzziehung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit hervorbringt.
Die Projektziele
Die Forschung fokussiert sich auf die Kartografie und Analyse der Privacy-Arena. Hierbei geht es darum, den normativen Stellenwert der Privatheit aus den Konfliktzonen und Diskursen, welche in der Arena geführt werden, empirisch zu rekonstruieren. Die Privacy-Arena steht dabei „pars pro toto“ für die Kontroversen um eine Ordnung der digitalen Gesellschaft. Ein Schwerpunkt soll dabei auf den Themenfeldern Big Data und (Gegen-)Überwachung liegen. Das Forschungsprojekt zielt auf eine normative Analyse der Konfliktzonen, welche sich zwischen der Privatsphäre, deren Verflechtung mit informationstechnischen Systemen sowie den Regulierungsinteressen der Politik aufspannen. Die fortschreitende Nutzung von Informationstechniken in sämtlichen Gesellschaftsbereichen legt nahe, dass eine zunehmende Entgrenzung zwischen Privatheit und Öffentlichkeit stattfindet und dass sich überkommene normative Ordnungen des Privaten im Wandel befinden. Entsprechend besteht ein Forschungsziel des Projekts in der Bestimmung des theoretischen Status von Privatheit unter aktuellen technologischen und sozialen Bedingungen. Wichtig wird dabei sein, zu untersuchen, inwiefern eine demokratisch organisierte, politische Steuerung dieses Wandels möglich und wünschenswert ist. Gemeinsam mit den Projektpartnern aus Soziologie und Recht der Universität Kassel sollen ethische, lebenspraktische sowie rechtliche Grauzonen freigelegt werden, die aus der Neuordnung der für die Privatsphäre konstitutiven Normen resultieren. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse des Projekts in gut verständlicher, visuell aufbereiteter Form für interessierte Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung gestellt werden.
Ausstellung und Website
Von 01.12. bis 11.12.2016 veranstaltet das Projekt eine Ausstellung im Interim in Kassel. Die Schau ist wichtiger Baustein der Veröffentlichung der Visualisierungen des Projektverbunds. Die interaktiven und multimedialen Installationen der Ausstellung machen die Kämpfe um den Stellenwert von Privatheit erlebbar.
In der Ausstellung können Besucher*innen die komplexen Arenen begehen, in denen diverse soziale Welten ihre Konflikte aushandeln. Die Ausstellung wird durch eine Website begleitet, die es Interessierten und Besucher*innen ermöglicht, die Beschäftigung mit den Forschungsergebnissen fortzusetzen und zu vertiefen. Das Zusammenspiel von wissenschaftlicher Forschung und künstlerischer Intervention soll dazu beitragen, die Öffentlichkeit an der Diskussion um die Zukunft von Privatheit und Demokratie zu beteiligen.
Förderung
- Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung
- Förderzeitraum: November 2013 bis Dezember 2016
Wissenschaftliche Mitarbeiter
- Andreas Baur-Ahrens,
a.baur-ahrensspam prevention@uni-tuebingen.de - Dr. Thilo Hagendorff,
thilo.hagendorffspam prevention@izew.uni-tuebingen.de
Projektpartner
- Prof. Dr. Jörn Lamla, Universität Kassel (Leitung des Verbunds),
lamlaspam prevention@uni-kassel.de - Prof. Dr. Alexander Roßnagel, Universität Kassel,
a.rossnagelspam prevention@uni-kassel.de