Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

THEBEN

Terahertz-Detektionssysteme: Ethische Begleitung, Evaluation und Normenfindung

1.11.2007-31.12.2010

Leitung:
Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn
Tel: +49 7071 29 77988
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Koordination:
Benjamin Rampp M.A.
Tel: +49 7071 29 77517

Mitarbeit:
Julia Krumm
Dr. Michael Nagenborg
Dr. Ari Ofengenden (von 1.11.2007 bis 31.1.2009)
Heidi Schäfer (seit 1.5.2010)
Andreas Traut (seit 1.2.2009)

E-Mail: thebenspam prevention@izew.uni-tuebingen.de

Das Projekt THEBEN befasst sich mit den theoretisch-konzeptionellen und konkret anwendungsbezogenen Fragen einer „Ethik der Sicherheit“. Dies geschieht im spezifischen Kontext der Erforschung, Entwicklung und Implementierung von Sicherheitstechnologien, insbesondere von Terahertz-Detektionssystemen.

Diese Detektionssysteme, die sich derzeit im Entwicklungsstadium befinden, basieren auf Terahertzwellen, der Strahlung in der Spektralregion zwischen 0.1 und 10 THz; sie ermöglichen es, Personen und Gegenstände auf Gefahrenstoffe (Sprengstoffe, Waffen, Kontrabande) zu scannen (sowohl bildgebend als auch in Zusammenhang mit einem spektroskopisch ermittelten ‚chemischen Fingerabdruck’) und dabei Verpackungen, aber auch Kleidung zu durchdringen. Im Gegensatz zu gewöhnlichen Metalldetektoren ist es also möglich, ohne die Gesundheitsgefahren von Röntgenstrahlen genauere Informationen zu ermitteln: Keramikmesser und Plastiksprengstoff, die unter Kleidung verborgen sind, können genauso entdeckt werden wie explosive Flüssigkeiten.

Terahertz-Detektionssysteme können als Zugangskontrollen (portal scanner) oder als Kamerasysteme im Verbund mit anderen Videoüberwachungssystemen (wide area scanner) eingesetzt werden. Ihr primärer geplanter Einsatzort sind Flughäfen. Dort sollen sie die Sicherheit von Personen und kritischen Infrastrukturen erhöhen und damit Mobilität sichern.

Terahertz-Strahlen machen nicht nur den am Körper versteckten Sprengstoff sichtbar, sondern auch den Körper selbst, der nackt auf dem Bildschirm erscheint. Damit wird angestrebte Sicherheit verbunden mit Fragen von Privatheit, Intimität und Nacktheit. Die Grund-Werte von Sicherheit, Freiheit, Gerechtigkeit und Privatheit müssen damit evaluiert und gegeneinander abgewogen werden. Wenn aus ethischer Perspektive die konkreten Anwendungsfragen diskutiert werden, dann sind diese Fragen zugleich mehr als Anwendungsfragen; es sind immer auch Fragen, die sich auf künftige gesellschaftliche Entwicklungen beziehen: Wie viel und welche Sicherheit wollen/müssen wir erreichen, und zu welchem Preis darf dies geschehen?

Das Projekt THEBEN wird die Technologie dort, wo sie auf den Menschen angewandt wird, in ihrer Entwicklung kritisch reflektieren, Implementierungs-Szenarien entwickeln und evaluieren, Anwendungsempfehlungen ausarbeiten, gesellschaftliche Konzepte von Sicherheit im Zusammenhang mit Sicherheitstechnologien analysieren und bewerten und schließlich auch Politik- und Forschungsberatung anbieten.

THEBEN wird fünf Terahertz-Forschergruppen begleiten und sich in dieser Begleitung auch mit den Endnutzern und den von der Technologie möglicherweise (in unterschiedlicher Weise) betroffenen Personen beschäftigen.

Im Laufe des kommenden Jahres wird die Projektgruppe zusätzlich eine Handreichung zur ethischen Evaluation von Sicherheitstechnologien insgesamt erarbeiten. Diese Handreichung soll zur Erstorientierung für Forschungspolitik, Anwender, Betroffene und den gesellschaftlichen Diskurs dienen.

Das Projekt THEBEN wird im Rahmen des Forschungsprogramms für die zivile Sicherheit des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) (Programmlinie 2 "Technologieverbünde", Förderbekanntmachung "Detektionssysteme für chemische, biologische, radiologische, nukleare, und explosive Gefahrstoffe [CBRNE-Gefahren]") durchgeführt.

Im Mai 2010 wurden zusätzliche Mittel für die Erstellung eines Kurzgutachtens zum Thema "Der Einfluss von Sicherheitstechnik auf die Mobilität von Menschen mit Behinderungen im Kontext der Flughafensicherheit am Beispiel Körperscanner" bewilligt. Zu dem Thema wird am 21. und 22.07.2010 auch ein Workshop stattfinden.

Workshops
Workshop "Der Einfluss von Sicherheitstechnik auf die Mobilität von Menschen mit Behinderungen im Kontext der Flughafensicherheit am Beispiel Körperscanner", 21. und 22.07.2010 in Tübingen.
Workshop: Vorsicht, Durchsicht, Weitsicht - Ethische Aspekte von Terahertz-Detektionssystemen, 30. und 31. März 2009 in Tübingen.