Movila lui Deciov
Forschungen im Sommer 2021
Im Sommer 2021 konnten die Grabungsarbeiten auf der Movila lui Deciov fortgeführt werden, nachdem pandemiebedingt im Sommer 2020 keine Arbeiten stattfinden konnten. In dem freigelegten Grabungsschnitt A-B zeichnen sich deutlich zwei frühneolithische Siedlungsschichten ab, die nach Auswertung einer ersten Radiokarbon-Datenserie um 5800 und 5700 calBC datieren. Danach erfassen wir in diesem Areal umgelagertes Fundmaterial vom Beginn des Mittelneolithikums, aus der Zeit um 5600 calBC. Es gibt wenige Funde dieser Zeitstellung, aber keine klaren Befunde in den bislang freigelegten Siedlungsarealen.
Für den älteren frühneolithischen Siedlungshorizont konnten wir im Norden des Grabungsschnittes größere Teile eines Wohnhauses in Pfostenbauweise dokumentieren. Dieser Befund sollte nach Auswertung der Radiokarbondaten etwa zeitgleich mit dem Umfassungsgraben der Siedlung sein. In der zweiten frühneolithischen Siedlungsphase wurden aus der oberen Schicht mehrere sehr große Gruben eingetieft, welche den unteren Siedlungshorizont durchstoßen. Der größte Grubenkomplex im Südwesten weist in den bislang freigelegten Abschnitten einen Durchmesser von 6m auf, setzt sich aber über das nordöstliche Profil hinweg noch fort. Die Verfüllung besteht aus laminierten Schichten, die sich makroskopisch als Aschebänder, Holzkohleschichten und Strata mit gebranntem Lehm bestimmen lassen. Offenbar wurde dieser Grubenkomplex wiederholt für pyrotechnische Aktivitäten genutzt. Es könnte sich um einen sehr großen Erdofen handeln, der etwa zum Brand von großen, reliefverzierten Vorratsgefäßen genutzt wurde, von denen sich größere Fragmente im Füllsediment fanden. Eine alternative Deutung wäre die sekundäre Ablagerung von Brandschutt in dieser Vertiefung, der aus einer anderen Quelle in unmittelbarer Nähe stammt. Es könnte sich aber auch um einen Grubenkomplex handeln, in dem regelmäßig Material, etwa im Rahmen von Siedlungsaktivitäten, der Abfallbeseitigung oder im Zusammenhang mit Ritualhandlungen, deponiert oder abgelagert wurde.
Zur Klärung der Ablagerungsgeschichte wurden durch Prof. Dr. Christopher Miller von der Arbeitsgruppe Geoarchäologie im Sommer 2021 mehrere mikromorphologische Proben aus den Grubenprofilen entnommen, die in den nächsten Monaten in Tübingen untersucht werden. Die Freilegung des Füllsediments erfolgte in natürlichen Schichten. Dabei wurde in der letzten Grabungssaison in der stratigraphisch jüngsten Eintiefung in einer Tiefe von etwa 2,50 m der gewachsene Boden erreicht. Mit Hilfe der Ergebnisse der mikromorphologischen Untersuchungen hoffen wir, die Freilegungsarbeiten noch präziser an den Befund anpassen zu können, um die reichhaltigen Informationen aus diesem einmaligen Fundarchiv möglichst umfassend erfassen zu können.