Das Projekt „DIGIMATA: Digitalisierung der deutsch-brasilianischen Presse zur Analyse sozioökologischer Veränderungen im südlichen Atlantischen Regenwald (1852–1941)” ist Teil der Forschungsplattform „DPB – Deutschsprachige Presse in Brasilien, 1852–1941” (Universität Tübingen) und wird vom Nationalen Rat für wissenschaftliche und technologische Entwicklung (CNPq) in Brasilien gefördert.
Es konzentriert sich auf die Analyse historischer Quellen der deutschsprachigen Presse in Brasilien und verbindet Perspektiven aus den Digital Humanities/Digital History, der Umweltgeschichte, der Ethnohistorie und den Geowissenschaften. Das Projekt ist am LABIMHA – Laboratório de Imigração, Migração e História Ambiental der Universidade Federal de Santa Catarina, Brasilien, verankert.
Das Hauptziel des Projekts ist es, mit digitalen Werkzeugen und Methoden der Künstlichen Intelligenz, angewandt auf die umwelthistorische Forschung, die ökologischen Veränderungen zu analysieren und zu interpretieren, die der Atlantische Regenwald und seine Bevölkerungen zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert erfahren haben. Zu diesem Zweck sieht das Projekt die Digitalisierung historischer deutschsprachiger Zeitungen und Zeitschriften in Brasilien und ihre Erschließung durch Optical Caracter Recognition (OCR) vor, um die Faktoren zu verstehen und zu dokumentieren, die die Abholzung im Süden Brasiliens und den Fortschritt der Agrarkolonisation in Richtung der Territorien indigener Völker, traditioneller Gemeinschaften und Quilombola-Gemeinschaften vorangetrieben haben. Die digitalisierten Periodika werden in einem Repositorium zugänglich gemacht. Abschließend zielt das Projekt darauf ab, ein Geoinformationssystem (GIS) zu entwickeln, um die Forschungsergebnisse räumlich darzustellen.
Das Projekt DIGIMATA besitzt ein großes Potenzial, einen Teil der komplexen Ursachen der Abholzung und der ökologischen Veränderungen der letzten 200 Jahre im Süden Brasiliens zu entschlüsseln. In diesem Sinne strebt DIGIMATA an, bestehende Forschungen auf einer breiten empirischen Basis (den Periodika) zu ergänzen und zu erweitern, um so sozioökologische Prozesse im Rahmen der Agrarkolonisation des südlichen Atlantischen Regenwaldes historisch zu rekonstruieren.
Das Projekt sucht den Dialog mit anderen (Geo-)Wissenschaften, indem es qualitative und quantitative Klima- und Umweltdaten mit zeitlicher Tiefe bereitstellt.
Die digitale Aufbereitung der deutschsprachigen Periodika in Brasilien ermöglicht in bislang unerreichter Dimension den Zugang zu einer gewaltigen Datenmenge, die bisher der brasilianischen, wie auch der internationalen Wissenschaft nicht zur Verfügung stand.