Workshop: (Un)Gewissheit 4.+5. August 2023
In der theologischen und philosophischen Erkenntnistherie spielt die Frage nach Gewissheit eine zentrale Rolle und stellt ein herausforderndes Problem dar. Denn es geht nicht nur um die Frage, wann man sich einer bestimmten Sache sicher sein kann, sondern vielmehr um die Gewissheit eines umfassenden Welt- und Transzendenzzusammenhangs.
Die Frage nach der Gewissheit ist untrennbar mit den Themen Wahrheit und Heilsgewissheit verbunden, insbesondere im evangelischen Kontext mit dem Begriff der Glaubensgewissheit. Eberhard Jüngel betont in diesem Zusammenhang, dass das Phänomen der Gewissheit eine fundamentale »Entsicherung« darstelle. D.h. das, was als Gewissheit erscheint, kann nicht durch rationale Erkenntnis allein bestätigt oder bewiesen werden, da sonst sein Charakter als unmittelbare und unbedingte Gewissheit verloren ginge. Eilert Herms geht hingegen sieht in der selben Begründung eines Grundes jenseits der präpositionalen Beweisbarkeit hingegen die einzige Möglichkeit einer Sicherung überhaupt gegeben. Diese doppelte und geradezu gegensätzliche Bewertung des Phänomens der (Un)Gewissheit stellt uns vor eine zentrale herausforderung: Wie können wir mit einer Gewissheit weiterdenken, die sich der Sicherung und Beweisführung entieht und dennoch als Basis und Fundament fungieren soll, ohne dabei die Überprüfbarkeit und Dialogfähigkeit zu vernachlässigen?
Der Workshop (Un)Gewissheit möchte gemeinsam am Phänomen der (Un)Gewissheit arbeiten. Zielgruppe sind vor allem Nachwuchswissenschaftler:innen aller interessierten Disziplinen.
Programm:
Freitag 04.08.2023
13:30-14:45 Einstieg: Gemeinsame Lektüre „§12. Die Gewissheit des Glaubens als Entsicherung“, Gott als Geheimnis der Welt, E. Jüngel
14:45-16:00 Lukas Sulzer (Heidelberg): Ungewissheit der Wahrheit? Ein Hegelscher Auftakt
Pause
16:30-17:45 Tobias Grassmann (Göttingen): Gewissheit als Prinzip, Postulat und Problem - eine Suchbewegung zwischen Martin Luther und Eilert Herms
Pause
18:00-19:30 Eilert Herms (Tübingen): Die Plausibilität und Orientierungskraft des christlichen Bekenntnisses in der Wissensgesellschaft der Nachmoderne
20:00 Gemeinsames Abendessen der Referierenden
Samstag 05.08.2023
09:30-10:45 Simon Haug (Heidelberg): „Glaube als Gewissheit und Verstehen“ - hermeneutische Erwägungen zu einer Grundkonstellation bei E. Jüngel
10:45-12:00 Michael N. Goldberg (Zürich): Vertrauen zwischen Selbstbegründung und Letztbegründung
Mittagspause
13:00-14:15 Viola von Boehn (Heidelberg): Glaubensgewissheit und gekreuzigte Liebe? - Auf der Suche nach kreuzestheologischen Bruchstellen bei E. Jüngel
14:15-15:30 Christian Schlenker (Tübingen): Auferstehung zwischen Hoffnung und Gewissheit. Eine Spurensuche im Ausgang von Barth und Jüngel
Um Anmeldung im Voraus wird gebeten (via Email an M. Goldberg).
Alle weiteren Information entnehmen Sie bitte dem Programmheft (rechts).