Verantwortung
Klassische und neuere Positionen zu einem Schlüsselbegriff der Ethik
Überregionale theologische Fortbildung 2018
für Pfarrerinnen und Pfarrer, Lehrerinnen und Lehrer
am
Institut für Ethik
Ev.-Theol. Fakultät, Universität Tübingen
unter Leitung von Prof. Dr. E. Gräb-Schmidt
17.–20. September 2018
„Verantwortung“ ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Schlüsselbegriff der Ethik avanciert. Vor dem Hintergrund der verblassenden Normativität auf Tugenden, Werten oder Pflichten basierter Moralvorstellungen, scheint Verantwortung genau jene Verbindlichkeit zu generieren, die unabdingbar für gelingende Handlungsorientierung und friedliches Zusammenleben ist. Auf internationaler Bühne wird der Versuch unternommen, mittels des Konzepts der Schutzverantwortung, der Responsibility to Protect, ein wirksames Instrument für die Lösung gewalttätiger Konflikte zu etablieren.
Nicht nur politische Akteure nehmen den Verantwortungsbegriff für sich in Anspruch. Auch im Bereich der Ökonomie finden Konzepte von Verantwortung breite Anwendung: Firmen (Corporate Social Responsibility) und vermehrt auch Kunden selbst (Consumer Social Responsibility) übernehmen Verantwortung für die ökonomischen und sozialen Herstellungsbedingungen ihrer Produkte und Dienstleistungen. Nicht zuletzt wird von jeder und jedem Einzelnen eigenverantwortliches Handeln verlangt.
Eine Verantwortungsethik, so ihre Befürworter, versetze das Handlungssubjekt in die Lage, auf die ihr in ihrer je eigenen, oftmals unübersichtlichen, komplexen und gefährlichen Situation gestellten Aufgaben in angemessener Weise reagieren zu können. In einer unübersichtlichen und sich schnell verändernden Handlungssituation verdichten sich die dringlichen Rufe nach ethischer Orientierung. Unter der Rubrik „Verantwortung“ ist in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Versuchen unternommen worden, tragfähige und orientierungsstarke Konzepte ethischer Orientierung zu entwickeln. Angefangen von Max Webers berühmter Unterscheidung von Verantwortungs- und Gesinnungsethik über Hans Jonas’ Prinzip Verantwortung, aber auch Levinas’ unbegrenzte und abgründige Verantwortung sowie nicht zuletzt Bonhoeffers christologisch-theologisches Verantwortungsverständnis haben Verantwortungskonzepte Eingang in die ethischen Diskussionen gefunden und breite Debatten um die Verantwortung ausgelöst, die bis heute unvermindert andauern.
Dieser der Verantwortung zugeschriebenen Schlüsselstellung für die gegenwärtige ethische Orientierung soll anhand der Lektüre klassischer und neuerer Texte aus Philosophie und Theologie aber auch einiger Beispiele der praktischen Inanspruchnahme von Verantwortung, etwa im Rahmen der Responsibility to Protect oder der Konsumverantwortung nachgespürt und der Begriff auf seine theoretische und praktische Tragfähigkeit und seine Potenziale zur Lösung prinzipieller und aktueller Herausforderungen hin geprüft werden. In mehreren Einheiten soll im Anschluss an ein einführendes Referat im Plenum in Kleingruppen vertieft an und mit den Texten gearbeitet und diskutiert werden. Pfarrerinnen und Pfarrer aller Landeskirchen sind herzlich zur Teilnahme an der Fortbildung eingeladen. Neben der systematisch-theologischen Grundlagenreflexion bietet die überregionale Veranstaltung auch die Möglichkeit zu Begegnung und Austausch von Pfarrern und Pfarrerinnen verschiedener Landeskirchen.
Zielgruppe:
Pfarrerinnen und Pfarrer, Religionslehrerinnen und Religionslehrer sind herzlich zur Teilnahme an der Fortbildung eingeladen.
Tagungszeitraum:
Montag, den 17.09.2018, 13:00 Uhr bis Donnerstag, den 20.09.2018, 12:15 Uhr
Tagungsort:
Institut für Ethik
Evangelisch-Theologische Fakultät · Universität Tübingen
Liebermeisterstr. 12
72076 Tübingen
Unterkunft und Verpflegung:
Möglichkeit 1: | Möglichkeit 2: Evangelisches Stift Klosterberg 2 72070 Tübingen |
Kosten: | ||
Für Auslagen des Instituts (Porto, Kopien, Kaffeeservice, etc.) 3 Übernachtungen & Frühstück im EZ/DZ=EZ (Gästehaus) | EUR 75,- EUR 159,- / 195,- EUR 114,- |
(Die Kosten der Fortbildung werden für Pfarrerinnen und Pfarrer i.d.R. von der jeweiligen Landeskirche übernommen.)
Teilnehmerzahl:
Maximal 25 Teilnehmer
Anmeldeschluss:
10. Juni 2018
Leitung:
Prof. Dr. Elisabeth Gräb-Schmidt, Tübingen
In Zusammenarbeit mit:
Anmeldung / Rückfragen zur Tagung /Kontakt:
Christine Renz
Sekretariat Prof. Dr. E. Gräb-Schmidt
Institut für Ethik · Evangelisch-Theologische Fakultät · Universität Tübingen
Liebermeisterstr. 12 · 72076 Tübingen
Tel.: 07071 29-72591
E-Mail: sekretariat.graeb-schmidtspam prevention@ev-theologie.uni-tuebingen.de
Bisherige Fortbildungen am Institut für Ethik:
2017 Du sollst nicht töten (lassen)? Evangelische Friedensethik im 21. Jahrhundert
2015 Medizin- und Bioethik im Horizont des Verständnisses von Menschenwürde
2014 Wege der Interpretation. Hermeneutik der Schrift, der Geschichte und des Lebens
2013 Gemeinschaft: Ort der Krise, Ort der Chancen?
2012 Genuss – Grundphänomen des Lebens
2011 Gerechtigkeit – Wirtschaft – Solidarität
2009 Sinn des Lebens – Ziel des Lebens
2008 Konfessioneller RU an öffentlichen Schulen – ein Anachronismus?
2007 Die Ehe als Angelegenheit der Kirche
2006 Die gesellschaftliche Bedeutung caritative Handelns
2005 Braucht die Gesellschaft Religion?
2004 Was heißt erfolgsorientiertes Handeln in der Kirche?
2003 Das Handwerk der Freiheit
2002 Evolution und ethische Verantwortung
2001 Christliches Bildungsverständnis und kirchliche Bildungsverantwortung
2000 Die Menschenrechte und die Frage nach einer universalen Moral
1999 Die gesellschaftliche Funktion von Kirchen und Parteien
1998 Das Verantwortungsproblem in Technik und Wissenschaft aus christlicher Sicht (am Beispiel Bioethik)
1997 Wirtschaftsethik