Kath. Institut für berufsorientierte Religionspädagogik

Wirksamkeit interreligiösen Lernens durch Perspektivenübernahme (IRL2)

Ein Cluster Randomized Controlled Trial

(gemeinsam mit EIBOR)

Das gemeinsame Projekt von EIBOR und KIBOR, dass zwischen 2018 und 2024 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefordert wurde, widmete sich der zentralen Frage, welche Auswirkungen verschieden stark schüler:innenorientierte Unterrichtseinheiten zum interreligiösen Lernen auf die interreligiöse Kompetenzentwicklung von Schülerinnen und Schülern haben. Hierbei wurde angenommen, dass sich die interreligiöse Kompetenz insbesondere durch die Fähigkeit zur Perspektivenübernahme auszeichnet. Die Wirksamkeit interreligiösen Lernens wurde mit Hilfe einer Interventionsstudie erforscht.

Hintergrund und Forschungsfragen

In einer gesellschaftlichen Situation, die durch kulturelle und religiöse Vielfalt geprägt ist und in der gesellschaftliche Konfliktpotentiale immer sichtbarer werden, stellt die Förderung interreligiöser Kompetenz ein zentrales Anliegen des Religionsunterrichts dar – nicht nur, aber insbesondere auch an beruflichen Schulen. Auch im Bildungsplan sind interreligiöse Themen fest verankert und es werden entsprechende Kompetenzen gefordert. Umfangreiche empirische Studien zur Wirksamkeit interreligiöser Lernsettings, die zu einer weiteren Verbesserung der Praxis beitragen könnten, sind jedoch selten. 
Die vom EIBOR und KIBOR durchgeführte Studie integrierte neben anderen Tübinger Projekten die Vorarbeiten insbesondere auf dem 2016 abgeschlossenen DFG-Projekt zur Wirksamkeit interreligiösen Lernens durch Perspektivenübernahme, das vor allem im Blick auf die didaktische Ausrichtung des Unterrichts zu unerwarteten Fragen führte. So konnte bei diesem insbesondere die Hypothese, dass die berufsbezogene Unterrichtseinheit wirksamer sei als die nicht berufsbezogene Einheit, nicht bestätigt werden. Das zentrale Untersuchungsziel bestand daher darin, den Zusammenhang zwischen der Förderung interreligiöser Kompetenz und der Variation im Grad der Schüler:innenorientierung empirisch zu überprüfen. Zugleich stellte auch die Operationalisierung und empirische Erfassung der entsprechenden interreligiösen Kompetenzen ein weiteres eigenständiges methodisches Ziel des Projekts dar.

Vorgehen

Zur Überprüfung der Wirksamkeit der Schüler:innenorientierung auf die interreligiöse Kompetenz wurde das Design einer Interventionsstudie, genauer gesagt eines „Cluster Randomized Controlled Trial“ gewählt. 
Als Treatment eingesetzt wurden vier Unterrichtseinheiten zu dem Thema „Mit Fremden leben“, die sich in der Ausprägung ihrer inhaltlichen und methodischen Schüler:innenorientierung unterscheiden. Deren Wirksamkeit wurde durch die Erhebung der entsprechenden Lernvoraussetzungen und Lernerfolge zu drei Messzeitpunkten anhand eines Fragebogens überprüft. Zur Prozessevaluation wurden kurze Feedback- und Notationsbögen eingesetzt und stichprobenartige digitale Unterrichtsbesuche durchgeführt. Die eingesetzten Erhebungsinstrumente wurden überwiegend selbst entwickelt, mehrfach erprobt und validiert bevor im Schuljahr 2021/2022 der Hauptlauf stattfinden konnte. 
Insgesamt konnten ca. 1.800 Schüler:innen aus 104 Eingangsklassen des Beruflichen Gymnasiums in Baden-Württemberg für die Teilnahme am Hauptlauf gewonnen werden. Die längsschnittliche Stichprobe der Schüler:innen, die im Rahmen der Interventionsstudien an allen drei Messzeitpunkten teilnahmen, bestand schlussendlich aus 885 Personen. 
Die Ergebnisse des Projekts wurden im Mai 2025 vom Waxmann Verlag veröffentlicht: Bräuer, Magda; Losert, Martin; Schweitzer, Friedrich & Boschki, Reinhold (Hg.), Schüler:innenorientierung – Perspektivenübernahme – Interreligiöses Lernen. Wirksamkeit unterschiedlicher Formen von Religionsunterricht. In Zusammenarbeit mit Hanne Schnabel-Henke und Simone Hiller. Münster 2025.

Wir danken an dieser Stelle ausdrücklich allen beteiligten Schülerinnen und Schülern, Lehrpersonen und Schulleitungen!

Ansprechpartnerin

Simone Hiller