Master class mit Omri Boehm

Unbedingte Verpflichtung zur Menschlichkeit?

Kritik und Verteidigung des moralischen Universalismus

28. November 2024
Universität Tübingen

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Radikaler Universalismus

Der Universalismus in der Politischen Ethik hat in Omri Boehm eine starke Stimme: Die allgemeine und unbedingte Verpflichtung zur Menschlichkeit begründet er als ein moralisches Gesetz, das dem positiven, von Menschen gemachten Gesetz vorausgeht. Diesen moralischen Universalismus stellt Boehm Identitätspolitiken von links wie von rechts aber auch der Entleerung des aufklärerischen Denkens in den heutigen liberalen Demokratien entgegen. Ein Vermächtnis der hebräischen Bibel sieht er darin, dass Menschen nur durch die moralische Verpflichtung zur Menschlichkeit ihr Menschsein denken können. Ihr ethischer Monotheismus wurde über die jüdische Auslegung bis hin zur Philosophie der Aufklärung fortgeführt und erhielt erstmals von Kant in seiner praktischen Philosophie eine moralische, aber säkulare Version. Mit diesem ›Radikalen Universalismus‹ bringt Boehm das Konzept bedingungsloser Humanität in eine zeitgenössische Sprache – und verteidigt ihn gegen Kritik.

In der Master class treten Nachwuchswissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen mit diesem exponierten Vertreter eines ›radikalen Universalismus‹ ins Gespräch und bewähren in diesem Gespräch ihre eigenen Forschungsprojekte.

Zwei Tage zuvor wird Omri Boehm der Alfons-Auer-Ethik-Preis auf dem Festakt der Katholisch-Theologischen Fakultät und der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart verliehen. Auf dem Festakt wird er über ›Humanity as praxis‹ sprechen. Die Teilnehmer:innen der Master class werden an diesem Festakt teilnehmen.

Humanity as praxis

Im ersten Teil der Master class werden Teilnehmer:innen Korreferate zu Omri Boehms Vortrag halten. Sie werden Boehms Überlegungen widersprechen, ergänzen, bestätigen oder fortschreiben. Über die Korreferate und die erste Response von Omri Boehm kommt die Master class in die Diskussion über ›Humanity as praxis‹ sowie den von Borm vertretenen ›radikalen Universalismus‹.

Forschungsprojekte

Im zweiten Teil der Master class stellen Teilnehmer:innen – in einer Präsentation von 15 Minuten – ihre eigenen Forschungsprojekte (etwa Promotions- und Habilitationsprojekte) vor, in denen sie (gegebenenfalls auch in einem weiten Sinn) zur Kritik oder Verteidigung des moralischen Universalismus arbeiten. Omri Boehm wird auf ihre Präsentationen antworten und darüber mit den Teilnehmer:innen der Master class diskutieren.

Postersession

Da nicht alle Teilnehmer:innen ihre Forschungsprojekte werden präsentieren können, ist in der Pause zwischen den beiden Teilen eine Postersession vorgesehen. In diesem Rahmen werden alle Teilnehmer:innen ihre Projekte vorstellen und so ihre Diskussionsbeiträge im zweiten Teil der Master class kontextualisieren können.

Einladung

Zur Master class mit Omri Boehm sind alle Nachwuchswissenschaftler:innen (Promovend:innen und Postdocs) eingeladen, die in ihren Promotions- und Habilitationsprojekten oder in anderweitiger Forschung zu Fragen des moralischen Universalismus arbeiten – und dies gleichgültig, ob sie dies in Kritik, in historischer Rekonstruktion oder zur zeitgenössischen Konzeptualisierung tun, ob sie stärker anwendungs- oder situationsbezogenen oder allgemein und systematisch,  ob sie eher kultur-, text- oder traditionsbezogen hermeneutisch, empirisch-sozialwissenschaftlich oder systematisch arbeiten. Erwartet werden Teilnehmer:innen aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen, nicht nur aus den religionsbezogenen Theologien und den Jüdischen Studien, sondern auch aus der Philosophie und der Religionswissenschaft sowie den verschiedenen Sozial- und Geisteswissenschaften.

Die Master class ist offen für Teilnehmer:innen von ›außerhalb‹ der Universität Tübingen. Die Übernachtung in Tübingen (26.–28.11.) wird ermöglicht. Für die Kosten der Übenachtung und die Fahrtkosten erhalten auswärtige Teilnehmer:innen Stipendien der Katholischen Akademie Rottenburg-Stuttgart.

Konferenzsprachen

Die Konferenzsprachen sind Englisch und Deutsch. »Presentations and discussions in German are welcome«, so ausdrücklich Omri Boehm.

Anmeldung

Interessierte Nachwuchswissenschaftler:innen melden sich bis zum 30. September unter der Mailadresse sozialethikspam prevention@kath-theologie.uni-tuebingen.de an. Bei der Anmeldung geben sie ihr Forschungsprojekt an und skizzieren in wenigen Sätzen dessen Zusammenhang zum Thema der Master classs. Außerdem geben sie an, ob sie bereit sind, ein Korreferat zu Boehms Vortrag ›Humanity as praxis‹ zu übernehmen. Nach Sichtung der Anmeldungen entscheiden die Veranstalter, welche der Anmeldungen berücksichtigt werden können. Sie wählen die Teilnehmer:innen für die beiden Korreferate sowie die Präsentationen im zweiten Teil der Master class aus. Darüber erhalten die Teilnehmer:innen Nachricht bis spätestens Mitte Oktober.

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AG Sozialethik kritisiert die Blockade bei Lehrstuhlbesetzung in Regensburg

Die AG Christliche Sozialethik, die vereinigugn der Sozialethil lehrenden Hochschullejhrer:innen,  fordert den Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer auf, die Berufungsverfahren an der theologischen Fakultät nicht länger zu blockieren. Sie wirft dem Bischof einem Missbrauch des kirchlichen Mitwirkungsrechtes vor. "Die AG Christliche Sozialethik erklärt sich solidarisch mit den Kolleginnen und Kollegen, die von dem Missbrauch des kirchlichen Mitwirkungsrechtes in Regensburg betroffen sind."

Erklärung im Wortlaut

Interview mit der Vorsitzenden der AG Sozialethik, Prof.in Michelle Becka (Würzburg)

Zeitgleich haben Katholisch-theologischer Fakultätentag und die Vereinigung der theologischen Arbeitsgemeinschaften eine kleinere Stellungnahme veröffentlicht. Den Link zur Stellungnahme finden sie hier.


Michael Brugger wechselt in Krankenhausseelsorge

Unser wissenschaftlicher Mitarbeiter Michael Brugger beendet seine Tätigkeit am Lehrstuhl und wechselt in die Krankenhausseelsorge am Klinikum Sankt Georg in Leipzig. Wir danken Herrn Brugger für seine Mitarbeit und wünschen ihm alles Gute für seine neuen beruflichen Aufgaben.


Wir trauern um Dagmar Mirbach

Völlig unerwartet und viel zu früh ist Dagmar Mirbach in der vergangenen Woche verstorben. 

Dr. des. Dagmar Mirbach war in diesem Semester Lehrbeauftrage an unserer Fakultät. In der Sozialethik-Vertiefungslehrveranstaltung »Feministische Ansätze in sozialen Bewegungen, Theorien und Theologien« beschäftigte sie sich in den vergangenen Wochen und Monaten gemeinsam mit Studierenden aus der Vertiefungs- sowie Grundlagenphase mit vielfältigen Themen im Umfeld der Gender Studies und der feministischen Philosophie. Dagmar Mirbach, der sowohl Gender Studies und feministische Philosophie als auch Gleichstellungsbelange sehr am Herzen lagen, kam an unsere Fakultät als TEA-Lehrbeauftragte, wobei dies bereits ihr achter TEA-Lehrauftrag seit 2016 war. In ihrem Engagement als Lehrende war es ihr besonders wichtig, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern dieses gemeinsam mit den Studierenden in der intensiven Auseinandersetzung mit Fachliteratur zu erarbeiten und dabei einen Diskurs auf Augenhöhe zu führen.

Wir wollen an dieser Stelle auch Dagmar Mirbachs akademische Leistungen würdigen: Mit ihrer Arbeit als Übersetzerin machte sie wesentliche Texte Alexander Gottlieb Baumgartens erstmals einem breiten deutschen Philosophiepublikum zugänglich. Mit ihrer Forschungs- und Übersetzungsarbeit leistete sie einen großen Beitrag zur Ästhetik sowie zur Rezeption Baumgartners im deutschen Idealismus.

Eine Trauerfeier findet am 17.02. um 11 Uhr im Institut Rillinger in Tübingen statt. Alle, die sich von Dagmar Mirbach verabschieden wollen, sind von Familie Mirbach dazu eingeladen. Im Anhang finden Sie auch die Traueranzeige.

Wir trauern um Dagmar Mirbach, die wir sowohl als Lehrende, wie auch als Kollegin, als Philosophin, aber auch als gute Freundin sehr schätzten.

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