Kurzbiographie
Ioulia Kaoura studierte von 1998 bis 2002 Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte an der Universität zu Athen und nahm während ihres Studiums an mehreren Ausgrabungs- und Forschungsprojekten teil (u. a. Oiniadai, Akrotiri/Thera, Antikythera, Hydra, Piräus). In ihrem Masterstudium an der gleichen Universität spezialisierte sie sich anschließend auf Klassische Archäologie. Von 2003 bis 2011 führte sie in Zusammenarbeit mit den jeweils zuständigen Ephorien zahlreiche Notgrabungen vor allem in Athen und Piräus durch und arbeitete in der Ausgrabung des Theaters in Karthaia auf Keos mit. Als Stipendiatin der Akademie zu Athen nahm sie das Promotionsstudium an der Humboldt Universität zu Berlin auf, das sie 2019 mit summa cum laude abschloss (Betreuer: Prof. Dr. St. Schmid, Zweitgutachter: Prof. Dr. P. Valavanis). Nebenbei absolvierte sie das Graduiertenprogramm Landscape Archaeology and Architecture der Berlin Graduate School of Ancient Studies. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der griechischen Architektur, besonders Tempel- und überdachte Theaterbauten, sowie auf der Baukeramik. Momentan beschäftigt sie sich mit der Publikation einer kleinen Notgrabung, bei der ein Teil des Fundaments des Odeion des Perikles zutage gekommen ist, sowie mit den Dachterrakotten des archaischen Tempels von Artemis und Apollon (?) in Vryokastro auf Kythnos. 2021 erhielt sie den Margarete Bieber-Preis der Archäologischen Gesellschaft zu Berlin für ihren Vortrag „Die Baustelle der Mysterien. Bautätigkeit und Kultpraxis im Telesterion von Eleusis“.
Das Telesterion von Eleusis im Wandel: Erste Versuche zur Eroberung des überdachten Theaterraums
Die Dissertation bietet eine grundlegende Neubearbeitung des Telesterion von Eleusis von der Archaik bis in die römische Kaiserzeit. Mit Hilfe von unpublizierten Unterlagen aus dem Archiv der Archäologischen Gesellschaft zu Athen werden die Reste der aufeinanderfolgenden Gebäude neu behandelt, ihre Rekonstruktionen ergänzt bzw. modifiziert, die Umstände ihrer Entstehung bzw. ihre Datierung überprüft und ihre Form wird im Rahmen der zeitgenössischen Architektur eingehend analysiert. Die Untersuchung führt einerseits zu einer neuen Rekonstruktion der komplexen Baugeschichte, durch die eine Reihe bisher offener Fragen Antwort finden: Unter anderem werden die angeblichen ständigen Erneuerungen des Telesterion im Laufe des 5. Jahrhunderts v. Chr. als ein einziges Bauprogramm erkannt, das mit Blick auf die ungestörte Weiterführung des Kultes schrittweise verwirklicht wurde. Andererseits eröffnet die Arbeit eine neue Perspektive auf die Fragen der Herkunft des sogenannten hypostylen Saalbaus und der Bautypologie.