Die Dissertation widmete sich der außenpolitischen Neuorientierung der drei Länder Australien, Kanada und Neuseeland in den 1960er Jahren im Zuge des sogenannten ‚End of Empire‘, des britischen Rückzugs aus seinem Imperium im 20. Jahrhundert. Fokus der Untersuchung war dabei die Debatte in den drei Ländern um die Entscheidung Großbritanniens 1967/68, sein Militär ‚East of Suez‘ aus Südostasien bis Anfang/Mitte der 1970er abzuziehen. Mit Quellen aus den Beratungs- und Entscheidungsstäben der drei Länder sowie Großbritanniens hat sich die Studie den vielfältigen Transformationsprozessen und zugehörigen Diskussionen unter policy-makern gewidmet, die die britischen Entscheidungen begleiteten. Ausgehend von der Frage, warum auf eine vermeintlich nachvollziehbare und pragmatische britische Entscheidung zum Teil mit heftigen Emotionen in den drei Ländern reagiert wurde, beleuchtete die Studie strategische Überlegungen in einer transnationalen, von ‚britishness‘ geprägten Gemeinschaft aus Diplomaten, Ministeriumsangehörigen und Politikern. Bislang haben wenige Studien dieses paradoxe ‚End of Empire’ behandelt, in dem formell unabhängige Staaten offenkundige Schwierigkeiten in der Neuordnung ihrer Außenpolitik sowie ihres Verhältnisses zu Großbritannien aufweisen. Indem die Studie Fragen der Abhängigkeit und Zusammengehörigkeit in einem (post)imperialen Kontext untersucht und in einen größeren Zusammenhang von regionalen wie globalen Verwerfungslinien des Kalten Kriegs und von Dekolonialisierung einbettet, kann sie verdeutlichen, wie die britische Ankündigung zu tiefgreifender Verunsicherung und Orientierungslosigkeit besonders in Australien und Neuseeland und bis zu einem gewissen Grad auch in Kanada führte. Mithilfe der Untersuchung verschiedener Emotionen und Narrative der Debatte zeigt die Studie, wie die East of Suez Debatte als ein Katalysator in einer langfristigen Loslösung und Neuorientierung der drei Länder nach dem Ende des Britischen Empires funktionierte, bei der durch die Infragestellung traditioneller Zugehörigkeiten und Praktiken diese durch neue Strukturen und Netzwerke in der Außen- und Sicherheitspolitik ersetzt und durch ein neues nationales Selbstverständnis untermauert wurden.