Mit meinem Forschungsvorhaben will ich die Suche nach Wasser in abgelegenen Orten und Regionen im 19. und 20. Jahrhundert untersuchen. Im Zeitalter des „new imperialism“ seit dem späten 19. Jahrhundert ging es den Kolonialmächten mehr noch als in vorhergehenden Epochen um die Erschließung größerer Territorien. Dadurch trat zwangsläufig das Problem des Umgangs mit wasserarmen Gebieten auf. In meinem Forschungsprojekt möchte ich der Frage nachgehen, wie Menschen dort nach Wasser gesucht haben, um zu überleben, um Pflanzen anzubauen und Tiere zu halten, um Infrastrukturen zu planen und zu errichten, um Kriege zu führen oder vor diesen zu fliehen. Das Ziel des Forschungsprojektes besteht also darin, eine Wissens-und Umweltgeschichte der Wassersuche in transimperialer Perspektive und im Zeitraum von ca. 1880 bis ca. 1960 zu schreiben.
Ich nehme dabei drei Regionen genauer in den Blick: Den Südwesten Afrikas mit der Kalahari-Wüste, die trockenen Gebiete im Osten Afrikas sowie den Westen der USA, insbesondere die Great Plains. Alle diese Regionen stellten Expansionsbestrebungen oder auch Truppenbewegungen in Kriegszeiten durch ihre spezifischen Umweltbedingungen vor große Herausforderungen. Dabei waren eine Vielzahl von Akteuren beteiligt, deren Wissensformen und Praktiken der Wassersuche untersucht werden sollen: Farmer, Siedler, Ingenieure, Wissenschaftler wie Geologen und Geographen, militärische Pioniereinheiten, aber auch Wünschelrutengänger. Wichtig ist darüber hinaus, dass koloniale Akteure immer auch auf lokale Bevölkerungen trafen, die selbst über Wasserwissen und -praktiken verfügten, etwa die Herero Südwesten Afrikas. Deshalb interessiert mich, welche Wissensformen der unterschiedlichen Akteure in imperialen Machtstrukturen miteinander konkurrierten, als legitim oder illegitim, wissenschaftlich, pragmatisch oder als Aberglauben verhandelt wurden.