Rebecca Rohloff: Selbstverständnisse liberaler Juden in Deutschland heute. Eine ethnographische Studie. (Arbeitstitel)
Erstbetreuer: Prof. Dr. Bernhard Tschofen
Gefördert durch: Landesgraduiertenförderung
Die Dissertation untersucht anhand einer Fallstudie, durch welche Formen von Aktion und Interaktion und durch welche diesen zugrunde liegenden Orientierungsmuster Akteure in verschiedenen Feldern des organisierten Judentums in Deutschland zu Beginn des 21. Jahrhunderts Konzepte von Jüdisch-Sein artikulieren. Der Fokus liegt dabei auf dem liberalen Judentum.
Durch die erneute Pluralisierung des Judentums in Deutschland seit den 1990-er Jahren besteht in einer wachsenden Anzahl von Städten das Angebot, Judentum im liberalen Ritus und getragen vom jüdisch-liberalen Gedankengut zu praktizieren. Die Arbeit fragt danach, welche Motive die Akteure veranlassen, Institutionen aufzusuchen oder an der Entstehung von Institutionen mitzuwirken, um Judentum im organisierten Rahmen und in seiner liberalen Ausrichtung praktizieren zu können. Dabei kommen Erfahrungen und Auseinandersetzungen der Akteure mit anderen Strömungen des Judentums und ihren Grundsätzen und Praktiken und vor allem mit den mehrheitlich orthodox geführten Einheitsgemeinden zur Sprache. Die individuellen und kollektiven Identifikationsrepertoires werden rekonstruiert und es wird dargestellt wie diese im Handlungsfeld Alltag bzw. im Handlungsfeld Gemeinde oder Gemeinschaft zum Ausdruck kommen. Diese Rekonstruktion ist durch das Eingebunden-Sein der Akteure in einen organisierten Rahmen nicht nur eine Rekonstruktion von Grundsätzen und Praktiken des liberalen Judentums, sondern insbesondere auch eine Rekonstruktion der Reflexionen der Akteure über diese. Das Jüdisch-Sein der Akteure als ein Teil ihrer Identität ist dabei nichts Statisches, sondern ein dynamischer Prozess.