Ein Blick in den Beruf von...
...Iris Mann - Bürgermeisterin der Stadt Ulm
An/Als was arbeiten Sie?
Mein Arbeitsalltag als Bürgermeisterin der Stadt Ulm für Bildung, Soziales, Kultur und Sport ist im Wesentlichen von drei Schwerpunkten geprägt: da sind zum einen die inhaltliche Arbeit und Konzeptentwicklung, zum zweiten die Arbeit im politischen und öffentlichen Raum und zum dritten die Managementaufgaben eines mittelständischen Unternehmens (in meinen Bereichen z.B. rund 1.800 Mitarbeitende und 180 Mio. Jahresumsatz). Das heißt, das Aufgabenfeld einer Bürgermeisterin beinhaltet deutlich mehr, als Grußworte zu halten und Gemeinderatssitzungen zu leiten. Ich habe es mit einem sehr breiten Themenfeld zu tun, in dem es von einer übergeordneten Perspektive aus betrachtet nahezu immer um die Frage der strukturellen Rahmenbedingungen des Zusammenlebens, des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des Verhältnisses zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft geht. Gesellschaftliche Veränderungen müssen ebenso wie Gesetzesänderungen frühzeitig wahrgenommen werden, eigeninitiativ in Konzepten überdacht und Maßnahmen geplant und umgesetzt werden, die einen passenden Rahmen bieten um die gesetzten Ziele zu erreichen.
Nach Ulm gekommen bin ich als Leiterin der Kulturabteilung in der Stadtverwaltung. Davor habe ich eine Landesakademie für kulturelle Bildung in Schleswig-Holstein geleitet, nachdem ich in Isny im Allgäu mit der Leitung von Kulturamt und Volkshochschule bereits Erfahrung in der Bildungsarbeit gesammelt hatte. Direkt nach dem Studium bin ich zunächst zwei Jahre in einer Agentur für Marketingkommunikation und Öffentlichkeitsarbeit ins Arbeitsleben eingestiegen.
Während des Studiums habe ich die Chance genutzt, über Praktika und diverse Jobs in ganz unterschiedlichen Arbeitsfeldern Erfahrungen zu sammeln, die ich für unendlich wertvoll halte. Auch ein Auslandsstudienjahr in Schweden sowie ein längerer Aufenthalt in Israel und Ägypten und eine Ausbildung im Gesundheitswesen waren eine wertvolle "Schule".
Was hat Ihr Beruf mit EKW zu tun?
Während des Studiums hatte ich häufig das Gefühl, nichts Wesentliches zu lernen, das gebe ich zu. Heute weiß ich, dass ich das EKW-typische "Rangehen" an ein Thema, die Art und Weise Fragen zu stellen, verinnerlicht habe und das hilft mir elementar. Der unvoreingenommene Blick auf immer wieder neue, völlig unterschiedliche und komplexe alltagskulturelle Phänomene spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die verinnerlichten Methoden der qualitativen Sozialforschung und das strukturierte Auswerten von Informationen und Beobachtungen. Ich habe gelernt, das alles zusammen zu allgemein verständlichen Schlussfolgerungen zu führen ohne mich hinter einer Wand aus Fachtermini zu verschanzen. Die im Studium eingeübte Praxis den Blick auf das zu richten, was hinter einem sichtbaren Phänomen oder einer vordergründigen Argumentation liegt, ist auch in der politischen Diskussion sehr hilfreich, um Ablenkungsmanöver und Nebenschauplätze zu erkennen.