Institut für Soziologie

Romantische Beziehungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Reproduzieren sie geschlechts-spezifische Ideologien und Identitäten?

Im Rahmen dieses Projekts soll untersucht werden, wie romantische Beziehungen die Geschlechterideologien und Präferenzen in Bezug auf Karriere und Partnerschaft von der Jugend bis ins junge Erwachsenenalter beeinflussen. Ziel des Projekts ist es, die Entwicklung von Geschlechterideologien von der Jugend bis ins junge Erwachsenenalter zu beleuchten, um zu einem differenzierteren Verständnis des langsamen Wandel hin zu egalitären Überzeugungen und Praktiken in vielen modernen postindustriellen Gesellschaften beizutragen. Die Entwicklung von Geschlechterideologien und Präferenzen im Laufe der Jugend zu untersuchen ist auch deshalb wichtig, weil sie nachweislich geschlechtsspezifische Praktiken von Erwachsenen und ihre Folgen in verschiedenen Bereichen vorhersagen. 


Die Forschungsarbeit basiert auf der Lebensverlaufsperspektive und kombiniert die Konzeptualisierung von Gender als soziale Struktur mit kognitiver Entwicklungstheorie, sozialer Identitätstheorie und der Theorie des sozialen Lernens, um zu untersuchen, unter welchen Umständen romantische Beziehungserfahrungen das zunehmende Streben junger Menschen nach Gleichstellung der Geschlechter bremsen. Wir ergänzen frühere Studien, indem wir auf repräsentative Längsschnittdatensätze aus verschiedenen Ländern zurückgreifen und drei spezifische Mechanismen untersuchen, die den Einfluss romantischer Beziehungen auf geschlechtsbezogene Überzeugungen moderieren können: i) die Anpassung an die Vorstellungen des/r Partners/in, ii) die Beziehungsqualität und das Kommunikationsverhalten, sowie iii) Geschlechterkulturen, die ihren Ursprung in historischen Unterschieden in Familien- und Arbeitsmarktinstitutionen haben. 


Auf der Grundlage des deutschen Familienpanels pairfam (Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics) werden wir zunächst untersuchen, ob Übergänge in romantische Beziehungen, inklusive Living-apart-together oder Kohabitation, und die zunehmende Beziehungsdauer mit traditionelleren Einstellungen und Präferenzen bei heterosexuellen Jugendlichen, insbesondere bei Frauen, einhergehen. Um ein besseres Verständnis der relevanten Mechanismen auf der Ebene der Paarinteraktion zu erlangen, werden wir im zweiten Teil des Projekts die Bedeutung der Einstellungsangleichung zwischen romantischen Partnern und die moderierende Rolle von Beziehungsqualität und Kommunikation beleuchten. Drittens werden wir prüfen, ob der erwartete traditionalisierende Effekt von Übergängen in romantische Beziehungen in Länderkontexten mit traditionelleren Geschlechterkulturen stärker ausgeprägt ist. Neben einem Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschland planen wir eine vergleichende Analyse von 14 Ländern auf der Grundlage von Paneldaten des Generations and Gender Survey. Durch die Untersuchung der Interdependenz von normativem Kontext und interaktionellen Beziehungsprozessen sollen Umstände identifiziert werden, die ein „undoing gender“ in frühen romantischen Beziehungen begünstigen oder hemmen.