Dreijähriges Forschungsprojekt gefördert in Höhe von €120.000.-durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg
Die griechische Kolonisation Unteritaliens/Siziliens bzw. des Schwarzmeerraumes ist in den letzten Jahrzehnten in allen ihren Facetten in den Focus der Forschung gerückt und zentraler Inhalt zahlreicher Forschungsprojekte in Italien, Rumänien, Bulgarien, Russland, Georgien und der Ukraine geworden. Von hohem Interesse ist hierbei vor allem das oftmals verblüffende Resultat der notwendigerweise stattfindenden kulturellen Kontakte, die einen gewissen Grad von Interaktion zwischen lokal ansässigen Bevölkerungsteilen und neu hinzukommenden Siedlern aus Griechenland oder Ionien nachdrücklich belegen. Diese Interaktion wird in den Siedlungen, vor allem aber in den Gräbern, bei Beigaben keramischer oder metallischer Natur, oder an den jeweiligen Bestattungssitten deutlich.
Allerdings stößt ein geisteswissenschaftlich/kunsthistorisch geprägter Ansatz bei der Interpretation der Funde und Befunde schnell an seine Grenzen: Das Verhältnis zwischen lokaler Population und einwandernden Siedlern ist zwar speziell für die früheste Besiedlungszeit eines Platzes von höchstem Interesse, aber zumeist kaum zu klären – zu merkwürdig inhomogen sind Importkeramik und lokale Keramik, Trachtbestandteile und Waffen griechischen und fremden Ursprunges mit bestimmten Bestattungslagen und –riten kombiniert und auf verschiedene Gräber verteilt.
Ziel des Projektes ist daher eine breit angelegte, interdisziplinäre Untersuchung, die der Beleuchtung von Kolonisationsprozessen in der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. in Großgriechenland und im Schwarzmeerraum dienen soll, aber nun erstmals auf der naturwissenschaftlichen Analyse ausgewählter Fundgruppen fußt. Diese Analysen sollen im Wesentlichen der relativen Herkunftsbestimmung (lokal gegen neu hinzugekommen) von Individuen selbst (mittels anthropologischer Untersuchung), aber auch ihrer Schmuck- und Gebrauchsgegenstände (lokal gegen importiert; mittels archäometrischer Untersuchungen an Keramik und Metall) dienen, um die nur auf theoretischen Konzepten basierenden Forschungsmeinungen erstmals auf eine solide Grundlage zu stellen. Damit soll ein Beitrag zum besseren Verständnis derartiger Prozesse geleistet, darüber hinaus mit der Identifikation von `fingerprints´ ganzer Regionen aber auch eine Vorarbeit von bleibendem Wert für weitere Projekte dieser Art geschaffen werden.