Inhibitorisches Spillover und inhibitorische Kontrolle des Essverhaltens
Projektverantwortung: Prof. Dr. Mandy Hütter; Prof. Dr. Jennifer Svaldi
Wenngleich psychologische und pharmakologische Interventionen mit einer signifikanten Gewichtsreduktion bei Personen mit Übergewicht assoziiert sind, bleiben die meisten an solchen Interventionen teilnehmenden Personen übergewichtig. In diesem Zusammenhang wird in der Forschungsliteratur oftmals die hohe Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln diskutiert. Gleichzeitig zeigt sich, dass nicht alle Menschen dieser Verfügbarkeit gleichermaßen ausgeliefert sind und essensbezogene inhibitorische Defizite an der Aufrechterhaltung von Übergewicht beteiligt zu sein scheinen. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Ausübung von Selbstkontrolle in einer Domäne zeitgleich zu einem Anstieg inhibitorischer Kontrolle in einer anderen Domäne führen kann (inhibitorische Spillover-Effekte; ISE). Von stärkerer klinischer Relevanz ist, dass dieser Anstieg inhibitorischer Kontrolle nicht ausschließlich durch endogene Reize, sondern auch durch exogene Hinweise auf inhibitorische Kontrolle erzielt werden kann. Ziel des vorliegenden Projektes ist es daher zu untersuchen, ob (1) ISE im Bereich des pathologischen Essverhaltens auftreten, (2) ISE in Maßen der essensbezogenen Verhaltensinhibition beobachtbar sind, und (3), ISE durch exogene Hinweisreize die Gewichtsreduktion bei Personen mit Übergewicht bzw. Adipositas unterstützen.Diese Fragestellungen werden in Stichproben unterschiedlichen Gewichts in einer Reihe von Experimenten untersucht. Es wird angenommen, dass (1) die Ausübung von Selbstkontrolle in einer essensunverwandten Domäne die Nahrungsaufnahme in einem Geschmackstest bei Personen mit Übergewicht/Adipositas im Vergleich zu einer normalgewichtigen Kontrollgruppe reduziert, (2) inhibitorische Kontrolle auf Facetten der Verhaltensinhibition überläuft, die typischerweise bei übergewichtigen/adipösen Personen defizitär sind, und (3) auf Essensreize konditionierte ISE eine Gewichtsreduktion über einen vierwöchigen Zeitraum unterstützt.
Geldgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft (2017-2022)
Projektmitarbeiter: Julian Vöhringer, MSc.
Publikationen:
Vöhringer, J., Schroeder, P. A., Hütter, M., & Svaldi, J. (in press). Does inhibitory control spill over to eating behaviors? Two preregistered studies of inhibitory spillover effects on food intake and reactions to food stimuli. Appetite. https://doi.org/10.1016/j.appet.2023.107083
Vöhringer, J., Hütter, M., Schroeder, P. A., & Svaldi, J. (2023). Does a white bear help you eat less? The impact of the Inhibitory Spillover Effect on eating behavior. European Eating Disorders Review, 31(5), 685-695. http://doi.org/10.1002/erv.2995
Vöhringer, J., Schroeder, P. A., Hütter, M., & Svaldi, J. (2023). Facilitation of simultaneous control? A meta-analysis of the inhibitory spillover effect. Psychological Review, 130(3), 770–789. https://doi.org/10.1037/rev0000400