Studium der Religionswissenschaft



Als Studienfach eignet sich die Religionswissenschaft für alle, die sich wertneutral mit kulturell-religiösen Traditionen in lokalen, regionalen, nationalen und globalen Kontexten beschäftigen und sich wissenschaftlich mit der Diversität und Pluralität menschlicher Weltdeutungen und Handlungsformen auseinandersetzen möchten.


Inhalte des Studiums

Grundlagen der Religionswissenschaft

Wir beschäftigen uns mit der Frage, was eine religionswissenschaftliche Perspektive auf die Welt und auf Religion ausmacht und inwiefern sich diese von den Perspektiven anderer religionsbezogener Disziplinen unterscheidet (z. B. den verschiedenen Theologien oder auch der Ethnologie und Regionalwissenschaften wie der Indologie). Einführungen in das Fach und die Disziplin­geschichte verdeutlichen die komplexen Zusammenhänge zwischen Religions- und Wissenschaftsgeschichte mit politischen Kontexten wie etwa dem Kolonialismus. Außerdem werden klassische und gegenwärtige Religionstheorien sowie aktuelle Forschungsansätze wie z. B. die Religionsästhetik behandelt.

Religion in Geschichte und Gegenwart

Aufbauend auf Überblickswissen zur Globalen Religionsgeschichte werden Einführungen in konkrete gegenwärtige und historische religiöse Traditionen und Strömungen aus Deutschland, Europa und weltweit angeboten. Dazu gehören auch Aspekte der Gegenwartsreligiosität wie Spiritualität und Atheismus oder personale und fluide Religiosität. Im Rahmen vertiefender Detailstudien werden Forschungsperspektiven wie Religionsdynamik, Transkulturation, Globalisierung, Säkularisierung und Resakralisierung, politische Religion oder Migration und Diaspora thematisiert.

Methoden und Sprachen

Es werden fachliche Schlüsselkompetenzen zu Methoden der Religionsforschung (wie z. B. verschiedene Formen der Textanalyse, Diskursanalyse, Medienanalysen, Interviewtechniken oder Teilnehmende Beobachtung) vermittelt. Nach Wahl können einzelne Sprachen zur Erschließung von Primärquellen spezifischer religiöser Traditionen erlernt werden.

Systematik

Die religionswissenschaftliche Systematik beschäftigt sich mit vielfältigen Querschnittsthemen des Faches. Neben vergleichenden Fragestellungen (z. B. zu den Themen Märtyrertum, Pilgerwesen, Zeit- und Geschichtsvorstellungen oder Postmortalitätskonzepten) behandeln wechselnde Lehrveranstaltungen Aspekte von Religion im Zusammenhang mit Politik und Gesellschaft; Kunst, Kultur und Medien; Materialität, Körper und Ritual sowie Kosmovision, Natur- und Weltdeutung.

Praxis

Als Vorbereitung auf die berufliche Praxis werden Grundlagen des fachspezifischen Ressourcenmanagements und Fragen der Forschungs- und Wissenschaftsethik behandelt. Zusätzlich werden Seminare zur Umsetzung religionswissenschaftlicher Arbeit in die Praxis angeboten, wie z. B. Projekte zur Erstellung von Informationsmaterial über lokale religiöse Traditionen, Führungen durch religiöse Stätten, Podiumsdiskussionen, Journalismus- und Politikberatung, Schreiben von Fach- oder Lexikonartikeln.

Qualifikationsziele des Studiums

Das Studium der Religionswissenschaft vermittelt neben konkretem inhaltlichem Wissen ein breites Spektrum an fachlichen und fachübergreifenden Kompetenzen. Dazu gehören:

  • die Fähigkeit, verschiedene Ebenen von Diskursen über Religion zwischen wissenschaftlicher Neutralität und normativen religiösen Aussagen sowie von Innen- und Außenperspektiven auf Religion zu unterscheiden
  • die Reflexion der eigenen und fremder religiöser Prägungen sowie eine Haltung der weltanschaulichen Offenheit mit der Bereitschaft, sich in fremde Weltdeutungen und Handlungsweisen hineinzuversetzen
  • ein Verständnis für komplexe Zusammenhänge zwischen Religion und Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Medien, Kunst, Literatur oder Musik sowie für Wechselbeziehungen zwischen kognitiven, emotionalen, körperlichen, materialen und medialen Dimensionen religiöser Praxis
  • die Fähigkeit zur Dekonstruktion von stereotypen Darstellungen von Religionen und zur Analyse von Machtkonstellationen und -diskursen
  • das Vermögen, wissenschaftlich und kritisch-analytisch zu denken, eigene Positionen zu finden und zu begründen und konstruktiv theoretische Probleme zu lösen
  • die Anwendung von Strategien zum Beschaffen von Informationen zu selbstgewählten Problemstellungen, zur kritischen Auswertung und Kontextualisierung von Quellen unterschiedlicher Art, zur Darstellung des erworbenen Wissens in verschiedenen medialen Formen und zum Transfer auf andere Wissensfelder
  • die Reifung der eigenen Persönlichkeit mit weitem Horizont und einem Verständnis für komplexe Zusammenhänge
  • der Erwerb von kognitiv-rationalen (d. h. geistigen, intellektuellen) Strategien, sich in einer diversen, pluralen und zunehmend globalisierten Welt zurechtzufinden und tolerant und verantwortungsbewusst zu handeln.

Mögliche Berufsfelder nach Abschluss des Studiums der Religionswissenschaft

Ein erfolgreicher Abschluss des BA-Studiums der Religionswissenschaft ermöglicht verschiedene berufliche Karrierewege. In vielen Fällen ist eine weiterführende akademische Qualifikation durch den Abschluss eines Master-Studiums hilfreich.

 

Wissenschaft und Wissenschaftsmanagement

Master- und Promotionsstudien der Religionswissenschaft ermöglichen einen Weg in die Wissenschaftsverwaltung und das Wissenschaftsmanagement sowie das Qualitätsmanagement an den Universitäten.

Eine wissenschaftliche Karriere im engeren Sinne führt über die Arbeit im sogenannten Akademischen Mittelbau auf Juniorprofessuren, Assistenzprofessuren und Professuren. Dafür sind umfangreiche und recht spezifische Qualifikationen nötig. In der Religionswissenschaft wird häufig die umfassende Kenntnis einer Sprache zur Erschließung von Primärquellen einer religiösen Tradition erwartet.

 

Fachnahe Berufsfelder

Außerhalb der Wissenschaft eröffnen sich nach dem Studium der Religionswissenschaft folgende fachnahe Berufsfeldoptionen

  • Wissenskommunikation, Journalismus, Erwachsenenbildung, Arbeit in Think Tanks und als Referent:in
  • Verlagsgeschäft und Lektorate, Mediengestaltung
  • Museen und Kulturmanagement
  • interreligiöse und interkulturelle Mediation, Integrationsarbeit
  • Politikberatung, Arbeit in Nichtregierungsorganisationen, Internationale Zusammenarbeit, Diplomatie und Arbeit z. B. im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
  • Diversitäts-Trainings, Coaching und Beratung.

 

Weitere Berufsfelder

Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels und der Internationalisierung und Diversifizierung von Unternehmen eröffnen sich auch diverse fachferne Berufsfeldoptionen in Wirtschaft, Politik, Medien und Kultur.

 

Zusatzqualifikationen

Für alle Berufsfelder, insbesondere außerhalb der Wissenschaft, sind neben dem akademischen Studium Zusatzqualifikationen erforderlich. Ein interessantes Portfolio im Lebenslauf mit soliden Qualifikationen erhöht die Chancen bei der Arbeitssuche.

Wir empfehlen deshalb ein frühzeitiges Reflektieren der eigenen Berufsvorstellungen schon während des Studiums, das Absolvieren von relevanten Zusatzqualifikationen und das Sammeln von Berufserfahrung z. B. in Praktika.

 


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