Koreanistik
October 22nd         Chung-il Han
University of Cambridge
“North Korea through the Lens of Unification: Regime Legitimacy and Survival, 1980–1988”
October 29thByoung Yoong Kang
University of Ljubljana
“Literature as 'Korean' or Korea as 'Literature': Some Key Considerations on Korean Literature”
November 19thMiriam Lowensteinová
Charles University, Prague
“Czechoslovakia and DPRK: Cultural Policy of the 1950s”
November 26thYoung-Jun Cho
Seoul National University
“Economic Development and Child Stunting in South Korea”
December 3rdAhran Park 
Korea University
“Fake News and Fake Speech in South Korea: Legal Challenges in a Polarized Democracy”
December 17thYi Hyun Kang 
Lund University
“Youth Climate Movement in Korea: Discourse and Networks”
January 14thSo-Jeong Park 
Sungkyunkwan University
“Korean Philosophy in the Global Age”
January 28thJu-Young Lee
Korean School Erlangen-Nürnberg
“The Developmental State and Women Workers in Korea”

“Youth climate movement in South Korea and beyond: discourse and networks”
17. Dezember 2025

Yi Hyun Kang
Lund University

Kurzbiografie.
Yi Hyun Kang ist Postdoktorandin am Department of Political Science der Lund University in Schweden. Zuvor war sie als Postdoktorandin an der UCLouvain Saint-Louis in Brüssel, Belgien, tätig und promovierte an der Technischen Universität München. Ihre Forschung untersucht die Rolle der Zivilgesellschaft und der Technologie in der Umweltpolitik sowie im Umweltgovernance-System. 

Abstract.
Die Jugend-Klimaaktivismusbewegung hat sich in Südkorea (Korea) rasant entwickelt, insbesondere nachdem sich die Fridays-for-Future-Bewegung weltweit verbreitet hat. Youth 4 Climate Action, der koreanische Ableger von FFF, reichte im Jahr 2020 eine Klage ein und argumentierte, dass unzureichende staatliche Klimaschutzmaßnahmen die verfassungsmäßigen Rechte verletzen. Vier Jahre später entschied das Verfassungsgericht, dass die Regierungspolitik teilweise verfassungswidrig sei, da sie keine langfristigen Ziele zur Emissionsminderung festlege – ein Beispiel für den Einfluss der Jugend-Klimabewegung in Korea.

In diesem Vortrag werde ich zunächst einen Überblick über die wichtigsten Jugendklimaorganisationen in Korea geben. Außerdem werden Strategien des horizontalen Netzwerkaufbaus sowie des Aufbaus internationaler, regionaler und lokaler Netzwerke vorgestellt. Abschließend erläutere ich die Besonderheiten des koreanischen Jugend-Klimaaktivismus im breiteren Kontext globaler Klimajugendbewegungen.


“Fake News and Free Speech in South Korea: Legal Challenges in a Polarized Democracy”

3. Dezember 2025

Biografie. Ahran Park ist Associate Professor am College of Media & Communication der Korea University. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in Medienrecht, Plattformregulierung und digitalem Journalismus. Sie hat umfangreich zu Themen des Internetrechts und der Regulierung veröffentlicht. Sie erhielt ihren B.A. und M.A. von der Seoul National University und ihren Ph.D. von der School of Journalism and Communication der University of Oregon.

Abstract. Südkorea bietet einen einzigartigen und aufschlussreichen Fall dafür, wie Demokratien versuchen, Desinformation zu regulieren und gleichzeitig die Meinungsfreiheit zu schützen. Diese Präsentation untersucht die Entwicklung der koreanischen Gesetzgebungsbemühungen zur Bekämpfung von Desinformation – von den kontrollierenden Maßnahmen gegen „Gerüchteverbreitung“ in der autoritären Ära bis hin zu aktuellen Debatten über Plattformverantwortung und Medienhaftung. Aufbauend auf meinem Kapitel in Disinformation, Misinformation, and Democracy (Cambridge University Press, 2025) analysiere ich zentrale Regulierungsstrategien, die seit 2017 entstanden sind. Die Präsentation zeigt, wie politische Polarisierung, historische Sensibilitäten gegenüber staatlicher Zensur und das plattformdominierte Nachrichtenökosystem Koreas diese Bemühungen erschweren. Sie argumentiert, dass der Ruf nach stärkeren Instrumenten gegen schädliche Desinformation zwar wächst, Regulierungsversuche jedoch das Risiko bergen, legitime Meinungsäußerungen einzuschränken, sofern sie nicht eng gefasst sind und von klaren Verfahrensgarantien begleitet werden. Die laufende Debatte in Südkorea verdeutlicht die globale Herausforderung, das demokratische Gut der freien Meinungsäußerung mit dem Schutz vor Desinformation in Einklang zu bringen.


"Economic Development and Child Stunting  in South Korea"

26. November, 2025

Bio. Young-Jun Cho ist Professor am Department of Economics der Seoul National University. Seine Forschung konzentriert sich auf die koreanische und ostasiatische Wirtschaftsgeschichte von der späten Chosŏn-Zeit bis in die Moderne. Auf der Grundlage historischer Dokumente und quantitativer Daten untersucht er, wie sich Wirtschaftsstrukturen, Handelsnetzwerke und Ernährungsmuster im Laufe der Zeit entwickelten. Er promovierte in Volkswirtschaftslehre an der Seoul National University, wo er nun Kurse in Wirtschaftsgeschichte und anderen Themen unterrichtet. Seine jüngsten Forschungsarbeiten befassen sich mit langfristigen Trends in Ernährung, Körpergröße und wirtschaftlicher Entwicklung in Korea und leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis, wie sozioökonomische und gesundheitspolitische Veränderungen das menschliche Wohlbefinden über Generationen hinweg prägen.
Abstract. Diese Studie untersucht die langfristige Beziehung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und Wachstumsverzögerungen bei Kindern in Südkorea und zeigt, wie rasche Verbesserungen des Lebensstandards und der öffentlichen Gesundheit die Wachstumsverzögerung innerhalb einer einzigen Generation nahezu vollständig beseitigten. Anhand historischer Daten zu Körpergröße und -gewicht von Kindern, zum Pro-Kopf-BIP und zur Ernährung analysiert sie empirisch die Zusammenhänge zwischen Wachstum, Ernährung und Gesundheit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Rate der Wachstumsverzögerung aufgrund von Armut, Mangelernährung und Krankheiten bei über 70 %, und die Bedingungen verschlechterten sich während der Kolonialzeit und des Krieges weiter. In den 1960er bis 1980er Jahren gelang Südkorea jedoch einer der weltweit schnellsten Rückgänge der Wachstumsverzögerung – durch rasches wirtschaftliches Wachstum, bessere Ernährung, Verbesserungen der sanitären Infrastruktur sowie eine Ausweitung der Mutter-Kind-Gesundheitsversorgung. In den 1980er Jahren war Wachstumsverzögerung nahezu verschwunden, und Korea wurde zu einem Modell für erfolgreiche Gesundheitspolitik. Die Ergebnisse zeigen, dass Wachstumsverzögerung bei Kindern sozial und wirtschaftlich reversibel ist, und unterstreichen, dass nachhaltiges Wachstum sowie Investitionen in Ernährung, Bildung und Gesundheit entscheidend für die Verbesserung des Kindeswohls in Entwicklungsländern sind.


"Czechoslovakia and DPRK: Cultural Policy of the 1950s"

19. November2025

Biografie. Miriam Löwensteinová ist Professorin für Koreanische Literatur an der Karls-Universität in Prag und Direktorin des Zentrums für Koreanistik. Ihre Forschung konzentriert sich auf vormoderne koreanische Literatur, darunter Chroniken, historische Prosa, Tagebücher und das Genre p’aesŏl. Sie hat über 20 Bände klassischer und moderner koreanischer Literatur übersetzt und zahlreiche Studien zur koreanischen Kulturtradition verfasst. Mitherausgeberin von The Lives and Legacy of Kim Sisŭp (1435–1493): Dissent and Creativity in Chosŏn Korea (Brill, 2024). Empfängerin mehrerer Auszeichnungen, darunter der Preis für die beste Übersetzung (2013), der Hangeul-Entwicklungspreis (2014) und die Medaille der Karls-Universität (2018).

Zusammenfassung. Nach dem Staatsstreich von 1948 orientierte sich die Tschechoslowakei an der UdSSR und verfolgte eine pro-nordkoreanische Politik. Obwohl sie militärisch nicht am Koreakrieg beteiligt war, nahm sie an den Kommissionen für neutrale Staaten zur Überwachung und Rückführung teil und leistete umfangreiche Hilfe – darunter den Bau von Krankenhäusern, die Lieferung von Maschinen und die Entsendung von Fachkräften. Kulturelle und humanitäre Unterstützung umfasste die Förderung des koreanischen Films, die Aufnahme von Waisen und Bildungsprogramme. In den 1950er Jahren blühten kulturelle Austausche und Besuche auf, insbesondere der Auftritt der Tänzerin Ch’oe Sǔnghǔi im Jahr 1956. Die Beziehungen verschlechterten sich später, als sich die DVRK vom sowjetischen Block entfernte und sich auf die Dritte Welt konzentrierte. In den 1980er Jahren führten Wirtschaftskrisen und politische Veränderungen dazu, dass die Beziehungen nach 1989 auf ein minimales, symbolisches Niveau reduziert wurden.


"From Korea to Literature, from Literature to Korea: Some Key Considerations on Korean Literature"

29. Oktober 2025

Biografie. Kang Byoung Yoong ist Professor für Koreanistik an der Universität Ljubljana. Seine Forschung konzentriert sich auf die moderne und zeitgenössische koreanische Literatur, Science-Fiction sowie die kulturellen Dimensionen der Diaspora. Er hat umfangreich als Schriftsteller, Übersetzer und Wissenschaftler publiziert und arbeitet derzeit an Projekten zu den Schnittstellen zwischen koreanischer Literatur und globalen Kontexten.

Zusammenfassung. Wenn Menschen gebeten werden, koreanische Literatur zu studieren, nehmen sie häufig an, dass sie zunächst die koreanische Sprache beherrschen müssen. Manche betrachten die koreanische Literatur sogar in erster Linie als ein Mittel zum Erwerb sprachlicher Kompetenz. Meine Perspektive ist eine andere. Beim Zugang zu dem, was „koreanische Literatur“ genannt wird, sollte der anfängliche Fokus nicht ausschließlich auf „Korea“ liegen, sondern ebenso auf der „Literatur“. Wir müssen vermeiden, uns allein auf Fragen der Besonderheit zu beschränken, und stattdessen die Universalität der Literatur anerkennen und mit ihr in Dialog treten.
Diese Vorlesung schlägt eine alltägliche koreanische Perspektive als Zugang vor, um darüber nachzudenken, was Literatur ist und warum sie von Bedeutung ist. Indem wir diesen zugänglichen, aber aufschlussreichen Standpunkt einnehmen, werden wir erkunden, wie Literatur im Alltag zu uns spricht und welche Bedeutung die koreanische Literatur in unserer Gegenwart trägt.

Schlüsselbegriffe: Koreanische Literatur, Universalität, Besonderheit, Sprache, Alltag


"North Korea through the Lens of Unification: Regime Legitimacy and Survival, 1980–1988"

October 22nd, 2025

Kurzbiografie: Choongil (Peter) Han ist Postdoktorand am Darwin College der Universität Cambridge. Als politischer und diplomatischer Historiker des modernen Korea forscht er zur koreanischen Wiedervereinigung, insbesondere zu Pjöngjangs strategischem Denken. Derzeit arbeitet er an einem Buch über nordkoreanische Staatspolitik und Diplomatie in den letzten Jahren des Kalten Krieges. Er war Gates-Cambridge-Stipendiat (2020–2024) und Junior Fellow am Kyujanggak-Institut der Seoul National University (2022–2023). Zudem verfügt er über Erfahrung in der Track-II-Diplomatie zwischen Süd- und Nordkorea sowie den USA. Er hat einen MPhil aus Cambridge und einen BA von der University of Hong Kong.

Kurzfassung des Vortrags: War Nordkorea in den 1980er Jahren trotz wirtschaftlicher Probleme und des internationalen Aufstiegs Südkoreas weiterhin der Wiedervereinigung verpflichtet? Der Vortrag widerspricht der Annahme, dass Pjöngjang dieses Ziel aufgegeben habe, und analysiert die Jahre 1980–1988 anhand neuer, freigegebener Quellen. Er zeigt, dass das Regime ein echtes – wenn auch fehlgeleitetes – Interesse an der Wiedervereinigung verfolgte, sowohl durch Dialog als auch durch Gewalt. Nordkoreas Handeln beruhte auf einem Glauben an seine eigene Legitimität, Fehleinschätzungen der US-Politik und einer Überschätzung südkoreanischer Oppositionskräfte. Der Vortrag beleuchtet, wie sich Nordkoreas Weltbild und Informationslage in dieser Zeit entwickelten.