Was macht das Zusammenleben der Menschen in unserer globalisierten Gesellschaft aus? Welche Routinen prägen unser Leben? Wie stellen wir Beziehungen zur natürlichen, materiellen und technischen Umwelt her? Und wie verhandeln wir Konflikte? Wer neugierig darauf ist, wie Menschen ihren Alltag gestalten, für den ist ein Studium der Empirischen Kulturwissenschaft (EKW) genau das Richtige. Denn: wir verstehen Kultur nicht als Hochkultur in Form von Gedichten, Kunst und Etikette. Für uns besteht Kultur aus den Arten und Weisen, in denen Menschen alltäglich zusammenleben. Wenn wir Comics lesen oder unser Instagram checken, dann ist das Kultur. Wenn wir gemeinsam feiern, lernen oder arbeiten, dann ist das Kultur. Wenn wir auf eine bestimmte Weise sprechen, einen bestimmten Kleidungsstil tragen, unsere Emotionen entlang von Gefühlsregeln ausdrücken, wenn wir uns in Museen weiterbilden und Schönes erleben, oder wenn wir mit anderen Menschen Konflikte rund um Klimawandel, Diversität, Geschlecht und Digitalisierung austragen – dann ist auch das Kultur. Unsere (ehemaligen) Studierenden sagen zurecht, dass ein EKW-Studium nicht nur eine neue Wissenschaftswelt eröffnet. Sondern der EKW-Blick prägt, wie wir unseren eigenen Alltag wahrnehmen und verstehen. Diesen EKW-Blick nehmen unsere Studierenden dann auch nach dem Studium mit auf ihrem Weg durch vielfältige berufliche Karrieren. Denn im EKW-Studium lernen sie, Kultur in ihrer Komplexität zu verstehen, zu vermitteln und auch aktiv mitzugestalten. Klingt spannend? Dann haben wir auf dieser Seite weitere interessante Informationen für zukünftige EKW-Studierende.
Mit welchen Themen beschäftigen sich Empirische Kulturwissenschaftler*innen? Wie wird in der Empirischen Kulturwissenschaft geforscht? Und was sollte man mitbringen, um Empirische Kulturwissenschaft erfolgreich zu studieren? Antworten auf diese Fragen gibt es von unseren Lehrenden im Video „Dem Alltag auf der Spur“.
Studieren im Tübinger Schloss
Graue Uni-Gebäude sucht man am Ludwig-Uhland-Institut (LUI) vergeblich. Ein Großteil des EKW-Studiums findet direkt im LUI statt, das auf dem Stadtberg über der Altstadt im Tübinger Schloss zuhause ist. Hier überquert man den Innenhof des Schlosses und steigt zur dahinterliegenden Bastion hinauf, bevor man die gemütlichen – wenn auch mit einer komplexen Geschichte verbundenen – Räume des Instituts betritt. Das LUI verfügt neben mehreren Seminarräumen und einem eigenen Ausstellungsraum, in dem studentische Ausstellungen präsentiert werden, auch über eine eigene Bibliothek und verschiedene Arbeitsplätze für Studierende. Im Winter verbringen Studierende gerne ein paar Stunden auf dem gemütlichen Sofa im Fachschaftszimmer und im Sommer bietet die sonnige Bastion einen guten Leseplatz direkt vor der LUI-Haustür.
Wir haben unsere Studierenden gefragt, was sie am Fach und am Institut besonders mögen, mit welchen Themen sie sich im Studium beschäftigen und wem sie ein EKW-Studium empfehlen würden. Die Antworten sind eindeutig: Ein EKW-Studium lohnt sich - in vielerlei Hinsicht.
Was lernen Studierende im EKW-Studium?
Studierende der Empirischen Kulturwissenschaft (EKW) lernen Kultur zu verstehen. Damit meint die EKW „Alltagskultur“ in einem umfassenden Sinne. Konkreter heißt das, die EKW untersucht erstens alltägliche Routinen, also das, was Menschen in ihrem Alltag tun, oft ohne weiter darüber nachzudenken. Zweitens umfasst Kultur die vielfältigen Beziehungen, die sich im Alltag zwischen Menschen ergeben, aber genauso auch die Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umwelt oder zwischen Menschen und digitalen Technologien. Drittens umfasst Kultur die Ordnungen, nach denen Menschen zusammenleben: beispielsweise die gesellschaftlichen Ordnungen, die durch Geschlecht etabliert werden oder Konflikte, die wir rund um Diversität und Migration austragen. Bei all dem legt die EKW einen Schwerpunkt auf Alltagskultur in Europa und Deutschland, aber setzt sich immer wieder auch mit außereuropäischen Ländern und Kontexten auseinander.
Von theoretischen Grundlagen zur angewandten Forschung
Um Kultur zu verstehen, arbeitet die EKW mit unterschiedlichen Kulturtheorien. Diese helfen dabei, die Dynamiken und Funktionsweisen von Kultur besser zu verstehen. Doch wer nun denkt, Theorie ist alles – weit gefehlt! In der EKW beschäftigen sich Studierende intensiv mit den Methoden der „ethnografischen Kulturanalyse“. Eine der wichtigsten Methoden ist die teilnehmende Beobachtung: Studierende lernen, wie sie in unterschiedliche Alltagskulturen eintauchen und durch die Beobachtung der Menschen und das Teilnehmen an ihren Tätigkeiten wissenschaftliche Erkenntnisse generieren. Eine weitere wichtige Methode sind ethnografische Interviews. Im Fokus stehen dabei das Erzählen und aufmerksame Zuhören. Für die Forschung in digitalen Räumen lernen Studierende außerdem digitale Methoden kennen, wie beispielsweise das Führen von Chat-Interviews oder die Auswertung von Social-Media-Posts. Während dieser Teil der Methoden auf Forschung in der Gegenwart zielt, wirft die EKW auch immer wieder einen Blick zurück und nutzt verschiedene Methoden für die historische Forschung zur Kulturgeschichte. Studierende lernen historische Quellen auszuwerten und dadurch auch den Alltag der Vergangenheit zu beleuchten.
Die Vielfalt der EKW
Eine Besonderheit des EKW-Studiums ist, dass Studierende sich aufbauend auf den theoretischen und methodischen Grundkenntnissen in unterschiedliche Arbeitsfelder vertiefen können. Zu den aktuellen Schwerpunkten gehören die Themen Museum, Diversität und Digitalisierung – es kommen aber zahlreiche weitere Themen wie Geschlecht, Politik, Stadt und Region hinzu. Ein Überblick zu den Arbeitsfeldern findet sich auf den jeweiligen Seiten zu den Studiengängen. Studierende tauchen im Studienverlauf in unterschiedliche Arbeitsfelder ein und entwickeln dabei meistens bestimmte Vorlieben und Schwerpunkte: während die einen sich besonders für Besucher*innenforschung im Museum interessieren, fasziniert andere das Thema Migration und Fluchterfahrung; wieder andere möchten sich mit Gleichberechtigung und Geschlecht auseinandersetzen, und wieder andere fokussieren auf Social Media oder Künstliche Intelligenz. Unzählige weitere Themen sind möglich. Das EKW-Studium zeichnet sich durch diese besondere Vielfalt aus.
So viel Vielfalt - passt das in ein Studium?
Die Möglichkeiten zu solchen Vertiefungen sind natürlich abhängig vom jeweiligen Seminarangebot. Während der Modulplan immer gleich bleibt (siehe Studienverlauf), wechselt das thematische Angebot der Seminare ständig. Das heißt auch, in der EKW ist kein Studium wie das andere, sondern jede EKW-Student*in macht ihre eigenen Studienerfahrungen, entwickelt eigene Interessen und setzt eigene Schwerpunkte. Diese Schwerpunkte fließen dann auch in die Bachelor- oder Masterarbeit ein, mit der das Studium abgeschlossen wird.
EKW studiert - und dann?
Das EKW-Studium in Tübingen schlägt viele Brücken zu angewandten Berufsfeldern. Der EKW-Blick, den Studierende sich aneignen, eröffnet sehr vielfältige Wege in unterschiedliche berufliche Karrieren. Die gewonnenen Kenntnisse werden auch immer wieder praxisnah in Seminaren erprobt, beispielsweise durch das Gestalten von Ausstellungen oder Social-Media-Beiträgen. Hinzu kommen verschiedene auf Berufsperspektiven ausgerichtete Lehrveranstaltungen im Laufe des EKW-Studiums, die Möglichkeiten bieten, sich mit den Berufsperspektiven der EKW auseinanderzusetzen. Mehr Infos zu den Berufsperspektiven nach einem EKW-Studium gibt es unter Praxis und Beruf.
hochschulreif. Der Tübinger Podcast zur Studienwahl
Folge #07: Empirische Kulturwissenschaft
Was ist Kultur und wie kann man sie wissenschaftlich untersuchen? Wie gelingt der Blick hinter unseren Alltag? Welchen Beitrag kann die Kulturwissenschaft für eine moderne Gesellschaft leisten? Und wo arbeiten Kulturwissenschaftler*innen ganz konkret? Diese und viele weitere Fragen rund ums Studium der Empirischen Kulturwissenschaft beantwortet Dr. Gesa Ingendahl in unserer siebten Folge von „hochschulreif“. Und auch Tübinger Studierende verraten, was ihnen am besten am Fach gefällt und wie ihre Berufswünsche aussehen.
Studierende der EKW kommen in Austausch mit vielen unterschiedlichen Lehrenden. Am Ludwig-Uhland-Institut (LUI) gibt es drei reguläre Professuren und zwei akademische Rät*innen (etablierte und hochqualifizierte Wissenschaftler*innen), die einen Großteil der Lehre gestalten. Unter Personen finden sich Details zu den thematischen Arbeitsschwerpunkten einzelner Wissenschaftler*innen. Alle Lehrenden am LUI verfolgen auch aktuelle Forschungsprojekte. Eine Besonderheit im EKW-Studium ist, dass die jeweiligen Wissenschaftler*innen ihre aktuellen Forschungsprojekte regelmäßig in die Lehre mit einbinden. So ist das EKW-Studium immer sehr nah am Puls der Zeit und Studierende bearbeiten spannende, hochaktuelle Themen.
Studierende der EKW begegnen außerdem den zahlreichen wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen (kurz: WiMis) des Instituts, die regelmäßig Seminare am LUI anbieten. WiMis haben häufig selbst ihr Studium vor nicht allzu langer Zeit abgeschlossen und arbeiten nun als Wissenschaftler*innen und entwickeln z.T. eigene Forschungsprojekte im Rahmen ihrer Promotion. Außerdem zieht das LUI in jedem Semester zahlreiche Lehrbeauftragte an. Lehrbeauftragte sind hochqualifizierte Personen, die nicht fest an der Universität arbeiten, sondern aus verschiedenen außeruniversitären Berufsfeldern kommen und dadurch neue und oft angewandte Perspektiven und Fähigkeiten an Studierende weitergeben. Ihre Einbindung in das Lehrprogramm trägt entscheidend zur bunten Vielfalt der Themen im Studienverlauf bei.
Genauso wichtig für den Studienverlauf sind aber auch die anderen Studierenden – am LUI bezeichnen sich diese gerne selbst als „EKWler*innen“. In begleitenden Tutorien und sogenannten Propädeutika unterstützen Studierende in höheren Semestern beim Einstieg ins EKW-Studium und geben Raum für Rückfragen zu Vorlesungen und zum wissenschaftlichen Arbeiten in einem informelleren Rahmen.
Darüber hinaus ist das Zusammenleben der Studierenden alles andere als anonym. Vielmehr ist das LUI bekannt dafür, dass seine Studierenden besonders eng zusammen forschen, reisen, lernen, organisieren und auch feiern, z.B. im Rahmen der jährlichen Weihnachtsfeier und des Sommerfestes. Zur familiären Atmosphäre am LUI trägt auch die Fachschaft der EKW bei, die bspw. unsere Erstsemester begrüßt und mit dem LUI vertraut macht.
Schnupperstudium
Die Themen, Perspektiven und Methoden der Empirischen Kulturwissenschaft klingen spannend? Trotzdem noch nicht ganz sicher, ob ein EKW-Studium wirklich das Richtige ist? Es gibt viele Möglichkeiten, sich noch genauer mit unseren Studieninhalten zu befassen: durch Beispielaufgaben aus dem Studium und die Möglichkeit, als Gast an Lehrveranstaltungen teilzunehmen.
Beispielaufgaben aus dem Studium
Auf der Plattform „BW²“ befinden sich Beispielaufgaben, die einen ersten Eindruck von den Themen und Methoden des Studiums der Empirischen Kulturwissenschaft vermitteln. Hier kann jede*r testen, wie gut man sich in der Empirischen Kulturwissenschaft bereits auskennt und ob die Inhalte und Vorgehensweisen des Faches Begeisterung auslösen. Hier geht es zu den Beispielaufgaben.
EKW live erleben!
Unser Fach und Institut kann ‚live‘ kennengelernt werden, um so direkt vor Ort einen Eindruck von Studieninhalten und vom Studienalltag am Ludwig-Uhland-Institut zu gewinnen. Grundsätzlich kann an (fast) allen Lehrveranstaltungen teilgenommen werden. Dazu am besten direkt beim Dozenten oder der Dozentin nachfragen, ob in die Lehrveranstaltung, die besonders interessiert, hineingeschnuppert werden kann. Darüber hinaus steht auch die Studienfachberatung gern für weitere Informationen bereit.
Im Sommersemester 2023 eignen sich folgende Lehrveranstaltungen ganz besonders gut für ein Schnupperstudium:
Vorlesung "Historische Perspektiven auf Alltagskultur"