Lukas Kammerlander
Doktorand der Abteilung Allgemeine Pädagogik am Institut für Erziehungswissenschaft der Eberhard Karls Universität Tübingen.
Exit Breadwinning. Männlichkeiten und Ausstiege von Männern aus Vollzeiterwerbsarbeit
Mein Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit Ausstiegen von Männern aus Vollzeiterwerbsarbeit, also der vollständigen Aufgabe von Erwerbsarbeit abseits von Übergängen in die Rente einerseits und Wechseln in Teilzeiterwerbsarbeit andererseits. Das Interesse an dieser Praxis liegt begründet in der Annahme, dass sie prinzipiell nach wie vor einen symbolischen Bruch mit institutionalisierten und hegemonialen Ordnungen von Männlichkeit und Normallebenslauf darstellt. Zugleich zeigen sich Veränderungen von Arbeitswelt und Familie sowie (teils milieuspezifische) Verschiebungen in Männlichkeitsdiskursen (z.B. aktive Vaterschaft, Caring Masculinities, hybride Männlichkeiten), durch welche die genannten Ausstiege diskursiv normalisiert und dementsprechend nicht mehr notwendigerweise als "besondere" Übergänge dargestellt werden.
Die Fragen, denen sich das Projekt anhand biografisch-narrativer Interviews mit Männern, die aus einem Normalarbeitsverhältnis ausgetreten sind, nähern will, lauten daher: Welche biografischen Konstruktionen von Männlichkeit und Geschlechterverhältnissen können aus den Interviews rekonstruiert werden? Welche weiteren Differenzierungen werden relevant? Welche Positionierungsprozesse zeigen sich im Interviewprozess und in den biografischen Erzählungen? Wie lassen sich diese als diskursive Artikulationen lesen? (Wie) wird der Prozess, Arbeitszeit zu reduzieren oder keine Erwerbsarbeit mehr zu betreiben, biografisch als Übergang konstruiert?
Der Forschungsprozess wird angelehnt an die Methodologie der Reflexiven Grounded Theory organisiert und bedient sich narrations- sowie subjektivierungsanalytischer Heuristiken.