Japanologie

Aktuelles Projekt

„Sacred Narrative – die politische Dimension der japanischen Mythologie“ Link

Im Rahmen der seit 2022 bestehenden DFG-Forschungsgruppe FOR 2828 „De/Sakralisierung von Texten“ (Link) unterzieht das japanologische Teilprojekt P1 „Sacred Narrative – die politische Dimension der japanischen Mythologie“ unter der Leitung von Klaus Antoni die wechselseitigen historischen Prozesse von Sakralisierung bzw. Desakralisierung der japanischen Quellenwerke Kojiki (712) und Nihon shoki (720) einer historisch-kritischen Analyse. Die dem Gesamtprojekt zugrundeliegende praxistheoretische Prämisse, der zufolge Texte nicht per se profan oder sakral sind, sondern vielmehr – auch in gradueller Abstufung – in einem fortlaufenden Prozess sakralisiert und/oder desakralisiert werden, erweist sich als in besonderem Maße produktiv für den japanischen Bereich, insbesondere die politische Mythologie Japans betreffend. Die detaillierte Text-, Rezeptions- und Kontextanalyse gilt der Klärung der Frage, warum gerade diesen beiden Werken, mit der ihnen inkorporierten sog. KiKi-Mythologie, eine derart fundamentale – und fundierende - Rolle bei der Formierung von Identitätsdiskursen in Neuzeit und Moderne Japans zugefallen ist.

Abgeschlossene Projekte

„Opus magnum“ - Kojiki

Klaus Antoni erhielt 2009 im Rahmen der Initiative „Pro Geisteswissenschaften“ eine „Opus magnum“-Förderung, um sich der Neuübersetzung und Kommentierung der japanischen Quellenschrift Kojiki zu widmen (Link). Die Finanzierung einer Lehrvertretung durch das „Opus magnum“-Programm ermöglichte es ihm, sich für ein Jahr auf dieses anspruchsvolle Projekt zu konzentrieren. Das Kojiki („Chronik alter Begebenheiten“) aus dem Jahr 712 n. Chr. ist der bedeutendste normative Text der japanischen Nationalreligion Shintô, der letztlich das gesamte religiös-politische System Japans begründet. Mit der Neuübersetzung und vor allem dem wissenschaftlichen Kommentar unternahm Antoni die Aufgabe, diesen altjapanischen Text historisch und textkritisch differenziert zu erläutern. Zugleich wurde dargestellt, wie und aus welchen Gründen das Kojiki seine eigentliche Bedeutung erst mit dem Aufkommen des religiösen Nationalismus im Japan des 18. und 19. Jahrhunderts erhalten hat. Die Neuinterpretation dieses japanischen Texts kann auch einen Schlüssel für die Erklärung anderer politisch-religiöser Fundamentalismen bieten. Das Projekt wurde im Jahr 2012 mit der Publikation des Werks (Link) erfolgreich abgeschlossen.

Die Initiative „Pro Geisteswissenschaften“ ist ein gemeinsames Angebot der Fritz Thyssen Stiftung und der VolkswagenStiftung in Zusammenarbeit mit dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Ihre Zielsetzung ist es, die Geisteswissenschaften mit Angeboten zu unterstützen, die ausdrücklich auf deren Bedürfnisse und Forschungspraxis zugeschnitten sind.

 

„Vergleichende Mythologie“

Als aktives Mitglied der International Association for Comparative Mythology (IACM) organisierte Antoni im Mai 2013 die internationale Jahrestagung der IACM in Tübingen, nachdem die vorherigen Tagungen u. a. in Beijing, Tôkyô, Harvard und St. Petersburg stattgefunden hatten. Die IACM ist eine an der Harvard University eingetragene wissenschaftliche Vereinigung, der Antoni bis 2023 als Vorstandsmitglied angehörte.

 

Promotionsverbund und Interdisziplinäre Arbeitsgruppe: „Heilige Texte. Sakralisierung der Literatur und Literarisierung der Religion“

Interdisziplinäres Projekt an der Universität Tübingen in Kooperation von Praktischer Theologie (Birgit Weyel), Anglistik (Matthias Bauer), Amerikanistik (Jan Stievermann) und Japanologie (Klaus Antoni) in den Jahren 2011 bis 2013 (Link).

Gegenstand des Verbundes war die kulturvergleichende Untersuchung der vielfältigen Beziehungen zwischen Literatur und Religion. Die kulturelle Funktion von Literatur sollte in den gegenläufigen Prozessen von Säkularisierung und religiöser Beharrung wie Erneuerung in den Blick treten. Das besondere Interesse galt dem dynamischen und spannungsreichen Wechselverhältnis zwischen einer in den Kulturen der Moderne zu beobachtenden Literarisierung der Religion einerseits und einer Sakralisierung der Literatur andererseits.

 

„Die Religionen und das Konservative“

Das Thema wurde als Gemeinschaftsprojekt der Universität Tübingen und der Rikkyô-Universität, Tôkyô, bearbeitet. Nachdem die erste Tagung in Tübingen im Jahr 2011 stattgefunden hatte, erfolgten weitere Tagungen alternierend in Tôkyô und Tübingen. Ausgewählte Beiträge wurden im Jahr 2024 von Ryōzō Maeda (Hg.) publiziert: Hōkō suru shūkyōsei to kokumin sho bunka. Kindaika suru nichidoku shakai ni okeru shinwa・shūkyō no shosō, Tōkyō: Benseisha publishing 2024. Link

 

„Grenzüberschreitungen“

Gemeinsam mit dem Tübinger Zellbiologen Professor Alfred Nordheim hat Antoni im WS 2011/12 eine Ringvorlesung zum Generalthema „Grenzüberschreitungen in den Wissenschaften“ veranstaltet. Die Beiträge dieser Vorlesung aus den Geistes- und Naturwissenschaften wurden im Transcrip-Verlag (Bielefeld) publiziert: Grenzüberschreitungen: Der Mensch im Spannungsfeld von Biologie, Kultur und Technik. Hrg. von Alfred Nordheim und Klaus Antoni. Bielefeld: Transcript 2013. Link

 

„Selbstdarstellung und Selbstverständnis von Religionsgemeinschaften im japanischsprachigen Internet – das WWW als Quelle japanologischen Arbeitens“

Das ehemalige DFG Projekt (Leitung Klaus Antoni und Birgit Staemmler) untersuchte in der Zeit von1999 bis 2001 anhand eines konkreten thematischen Teilgebietes die Frage, inwieweit das damals noch neuartige japanischsprachige WWW als empirisch nutzbare Quelle japanologischer Erkenntnis dienen könne. Insbesondere wurde das Selbstverständnis japanischer Religionsgemeinschaften anhand ihrer Eigenpräsentationen im WWW befragt.

 

„Arbeitskreis Japanische Religionen“ (AJR)

Im Jahre 1994 bildete sich ein loser, informeller Kreis von Japanologinnen und Japanologen im deutschsprachigen Raum, die auf dem Gebiet der japanischen Religionen wissenschaftlich arbeiten, unter dem Namen „Arbeitskreis Japanische Religionen“ (AJR). Die Gründung des Arbeitskreises erfolgte im März 1994 an der Universität Trier unter der Leitung von Klaus Antoni. Die Treffen des Arbeitskreises fanden zunächst in Trier, einmal in Berlin und danach kontinuierlich in Tübingen satt, seitdem unter der Leitung von Birgit Staemmler. Nähere Informationen finden sich hier: „Arbeitskreis Japanische Religionen“ (AJR)

 

„Die Asiatisierung Asiens“

Japanologisches Teilprojekt: „Japanische Sichtweisen (Ost-)Asiens“ (Leitung Klaus Antoni, 1994-1998) im Rahmen des Zentrums für Ostasien-Pazifik-Studien, Universität Trier,

Als Folge der tiefgreifenden globalen Veränderungen ist seit den 1990er-Jahren eine intensive Debatte um die Wiedererstarkung Asiens im globalen Kontext zu verzeichnen. Gerade auch in Japan wurde und wird diese Auseinandersetzung, unter dem Schlagwort einer "Hin- bzw. Rückwendung" des Landes nach Asien, geführt. Im Rahmen des Generalthemas  „Die Asiatisierung Asiens“ kam in diesem Zusammenhang den Kategorien Identität und Herrschaft eine Schlüsselstellung zu. Ziel des japanologischen Teilprojektes war es daher, die historisch-geistesgeschichtlichen Hintergründe und langfristigen Perspektiven der Asiatisierungs-Debatte Japans in Bezug auf die kulturelle Identität sowie traditionelle Konzeptionen von Herrschaft zu erhellen. Ein Ergebnis dieser Untersuchungen wurde von Klaus Antoni in folgender Publikation dargestellt: „Japans schwerer Weg nach Asien - Geistesgeschichtliche Anmerkungen zu einer aktuellen Debatte”. In: Überwindung der Moderne? Japan am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts. I. Hijiya-Kirschnereit (Hrg.). (edition suhrkamp, N. F. Band 999). Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1996: 123-145 Link

 

„Interkulturelle Kompetenz für den ostasiatischen Wirtschaftsraum“

Interdisziplinäres Projekt, Universität Trier, 1995-1998, unter der Leitung von Karl-Heinz Pohl (Sinologie) und Klaus Antoni (Japanologie).

Das Projekt befasste sich mit der Konzipierung und Durchführung fachspezifischer Seminare über den ostasiatischen Wirtschaftsraum. Ziel der Veranstaltungen war, Fach- und Führungskräften vertiefte Einblicke in die vielfältigen Dimensionen - Kultur, Politik, Wirtschaft und Recht - des ostasiatischen Sprach- und Kulturraums zu vermitteln und damit einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zur Entwicklung interkultureller Kompetenz im Kontakt mit chinesischen und japanischen Unternehmen zu leisten. Die Fernseminare wurden in Kooperation mit dem Deutschen Institut für Fernstudien-Forschung (DIFF), Tübingen, konzipiert. Vgl. Klaus Antoni: „Kulturgeschichte und traditionelles Wertesystem”. Fernlehrgang Interkulturelle Kompetenz für den ostasiatischen Wirtschaftsraum. Projekt, Universität Trier, 1996.