Wertebildung im BRU
Projektphase I (2009 - 2012): Qualitative Studie/ Einzelfallanalysen zum Religionsunterricht
An den Religionsunterricht im Bereich der beruflichen Bildung richten sich besondere Erwartungen. Von Seiten der Politik ebenso wie von Handwerk und Industrie wird ausdrücklich die Forderung erhoben, dass der Religionsunterricht einen Beitrag zur Wertebildung leisten soll. Allerdings gibt es kaum empirische Befunde zu den Werthaltungen Jugendlicher im Bereich beruflicher Bildung. So bedarf es zunächst empirischer Klärung, in welcher Art sich Wertorientierungen im Religionsunterricht zeigen, sowie zur unterrichtlichen Realität im Blick auf ihre Bedeutung für die Wertebildung. Ziel des Projekts ist es, die einschlägige Unterrichtsforschung weiter voranzubringen und Handlungsempfehlungen für den Religionsunterricht zu geben.
Die Daten wurden im Zuge von Unterrichtsvideographien erhoben und anschließend im Team ausgewertet. Die qualitativ-empirische Auswertung dient zugleich der Erzeugung weiterer Forschungsfragen. Die Veröffentlichung „Wertebildung im Religionsunterricht” (Schweitzer/ Ruopp/ Wagensommer, 2012) dokumentiert das Projekt und die Ergebnisse der Studie.
Die Befunde des Projekts wurden an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen in die Religionslehrerausbildung eingebracht. Darüber hinaus gab es Projektvorstellungen und Workshops im Rahmen des Berufsschulsymposions „Wirtschaftsethik“ des Deutschen Katecheten Vereins (dkv), Würzburg, März 2010, des EIBOR-KIBOR-Kongresses „Schule-Werte-Religion“, Stuttgart, Mai 2010, des Kongresses „Qualitative Unterrichtsforschung in den Fachdidaktiken. Gemeinsamkeiten – Besonderheiten – Entwicklungen“ an der Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mai 2011, der Tagung „Werte und Wertewandel“ an der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt e.V., Wittenberg, Oktober 2012 sowie des „Zukunftskongress BRU“, Frankfurt am Main, November 2012.
Projektphase II (seit 2013): Unterrichtsinterventionsstudie
Die zweite Projektphase baut auf den Einzelfallanalysen der qualitativen Studie auf und führt das Projekt in Form einer Unterrichtsinterventionsstudie weiter. Deren Besonderheit liegt darin, dass sie die durch den Religionsunterricht hervorgerufenen Veränderungen messen soll. Auf diese Weise können besonders geeignete Formen der Wertebildung im Unterricht identifiziert werden.
Der BRU weckt Fragen nach einer guten Lebensführung, nach Vorstellungen und Hoffnungen von gutem Leben und konfrontiert mit Fragen ethischer Entscheidungsfindung. Anknüpfend an die erste Studie zur Urteilsbildung und Wertebildung werden zwei Themen, die Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise ansprechen, religionspädagogisch für den BRU erschlossen. Diese knüpfen an individualethische Fragestellungen („Glück“) und an gesellschaftspolitisch und sozialethisch herausfordernde Themen („Todesstrafe“) an. Zu diesen beiden Themen wurden Unterrichtseinheiten mit einem jeweils religiösen und einem ethischen Profil entwickelt. Durch eine vergleichende Analyse soll geprüft werden, ob und wie ausdrücklich religiöse Fragen auch bei der Wertebildung das Interesse der Schülerinnen und Schüler finden können.
Das Instrument, das in der Interventionsstudie zum Einsatz kommt, ist ein Fragebogen. Im Sinne einer Interventionsstudie füllen die Schülerinnen und Schüler diesen vor sowie direkt nach der Unterrichtseinheit aus. Durch die Erhebung zu zwei Messzeitpunkten können Effekte im Blick auf bestimmte Fragestellungen vergleichend ausgewertet werden. Die Analyse der Daten gibt Aufschluss darüber, ob bei den Schülerinnen und Schülern durch die Unterrichteinheiten eine Veränderung in den Wertorientierungen, ein Zuwachs an Interesse und/ oder der Fähigkeit des moralischen Urteilens stattgefunden hat. Des Weiteren ist eine Aussage darüber möglich, welche Effekte die jeweils religiös bzw. ethisch profilierten Unterrichtseinheiten haben. Diese Frage ist auch für den Vergleich zum Ethik-Unterricht interessant.
Zielgruppe der Studie sind Schülerinnen und Schüler in Klassen des dualen Systems, die eine Ausbildung absolvieren, zu der sie ihr Hauptschulabschluss bzw. Mittlerer Bildungsabschluss qualifiziert.
Unter folgendem Link finden Sie eine tabellarische Übersicht über das Projekt "Wertebildung im BRU".