Die in Arbeit befindliche Monographie analysiert hochmittelalterliche Missionsinitiativen als ergebnisoffene Prozesse transkultureller Interaktionen. Am Beispiel latein-christlicher Glaubensboten wird nachgewiesen, dass die kulturellen Effekte menschlicher Wanderungen – anders als die gegenwärtige politische Debatte suggerieren mag – nicht allein durch die bloße Anzahl der Migranten bestimmt werden. Viel wichtiger, so zeigt sich in historischer Perspektive, sind die kommunikativen Kanäle, die Migranten zwischen ihren Ausgangs- und Zielgesellschaften etablieren, sowie die sozialen, ökonomischen und politischen Transformationen, die auf diese Weise angestoßen, verstärkt oder blockiert werden. Um neben den bereits vielfach untersuchten Konversionsimpulsen in der Fremde auch die Rückwirkungen auf die Heimat zu erfassen, nehme ich das Zusammentreffen und Zusammenwirken der Missionare mit drei verschiedenen Personengruppen in den Blick: (1.) denjenigen, die sie an ihrem Ausgangsort zurückließen (Eltern, Mönchsbrüder), (2.) denjenigen, die sie auf ihren Wanderungen – physisch oder mental – begleiteten (Händler, Geiseln, andere Missionare, weltliche und kirchliche Fürsten als ‚Lizenzgeber‘ und Schutzherren) sowie (3.) denjenigen, inmitten derer sie fortan leben wollten (lokale Magnaten und Priester, ‚Heiden‘, Konvertiten, Nachzügler aus der Heimat).
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