Das vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Forschungsprojekt zielt auf eine vergleichende wissenschaftshistorische Betrachtung der „südostdeutschen Volkskunden“ als Produzenten, Deuter und Vermittler von Wissen über kulturelle Diversität. Zeitlich setzt das Projekt in der Formierungs- und Institutionalisierungsphase der Volkskunde ab der Mitte des 19. Jahrhunderts an und wird ihre Entwicklungen und Fortführungen durch die Umbrüche des 20. Jahrhunderts hindurch verfolgen. Räumlich konzentriert sich die Betrachtung zum einen auf die im Königreich Ungarn entstehenden volkskundlichen Unternehmungen und die sich in den Nachfolgestaaten Ungarn, Rumänien und Jugoslawien etablierenden ‚kleinen’ deutschsprachigen Volkskunden, zum anderen sollen die historisch spezifischen innerdisziplinären Stellungen dieser „südostdeutschen Volkskunden“ zur ‚binnendeutschen’ Disziplin bestimmt werden.
Das Projekt geht von der Annahme aus, dass den betrachteten „südostdeutschen Volkskunden“ eine bisher unterschätzte Stellung in der Entwicklung der Disziplin zukommt, dass sie vielmehr – zumindest phasenweise – eine zentrale Rolle als innovative Leitwissenschaften spielten, die vor allem aus den methodischen und theoretischen Anforderungen der multikulturellen Lebenswelt Südosteuropas erwuchs. Über die theoretische und methodische Integration der Leitbegriffe „Diversität – Wissen – Kultur“ verspricht das Projekt über die wissenschaftshistorische Dimension hinaus Einblicke in die wissensgenerierenden Potentiale kultureller Diversität.