China Centrum Tübingen (CCT)

Sinofuturologie und der Chinesische Traum: Bilder von der Zukunft

„Using the past to serve the present“: so lautet der Titel eines berühmten Buches (1993) über Zusammenhänge von Historiographie und Politik in der Volksrepublik China. Eine Anschlusspublikation „Using the future to serve the present“ hat bisher noch niemand vorgelegt. Mit diesem faszinierenden Thema „Wie kann die Zukunft der Gegenwart dienen“ soll sich der Vortrag „Sinofuturologie“ auseinandersetzen.

Nach einem „Jahrhundert der Schmach“, Aggression und Demütigung durch westliche Mächte und Japan (1840-1949), jahrzehntelanger Revolution (1911-1949) und der Mao-Ära mit ihren Erfolgen, Katastrophen und Turbulenzen (1949-1976) begann 1978 bzw. in den 1990er Jahren ein Aufstieg der Volksrepublik China, der sich zum Chinesischen Traum und der Großen Renaissance der Chinesischen Nation entfaltet. Für nicht wenige ist dieser Aufstieg die größte Erfolgsgeschichte unserer Zeit oder gar „the world’s biggest story“, getragen von einer einzigartigen Dynamik; welcher Zukunft China entgegengeht, bleibt allerdings umstritten.

In seinem Vortrag zu Aufstieg und Zukunft Chinas zeigt Herr Kuhfus, woher das Schlagwort „Sinofuturologie“ stammt und was es beinhaltet; gibt einen einführenden Überblick über wichtige westliche Beiträge zum Thema, von Fucks‘ „Mächte von Morgen“ (1978) bis Shambaughs „China’s future“ (2016); zeigt ausgewählte Prognosen und Szenarien („Bilder“); fokussiert auf den sog. „Jahrhundertzielen“ 2020/21, 2049/50 und 2078; berichtet von Xi Jinpings Vision „Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“; und setzt Dimensionen der „Chinesischen Zukunft“ ins Licht, die in der Literatur bisher nicht (oder: kaum) vorkommen. Den Abschluss des Vortrags bilden, auch als Überleitung zur anschließenden Diskussion, weiterführende Überlegungen zu dem Topos „Using the future to serve the present“ – mit Blick auf China und die Welt.

Peter M. Kuhfus, 1975-2016 wiss. Mitarbeiter und Akad. Rat/Oberrat am Sinologischen Seminar / Abt. Sinologie der Universität Tübingen. Arbeits- und Forschungsfelder u.a.: Moderne und Zeitgeschichte Chinas; China in globalen Kontexten; Ideologiegeschichte; historiographische Fragen; chinesisch-sowjetische und chinesisch-russische Beziehungen; Koreakrieg; Max Weber und China; China in westlichen/russischen Zukunftsvorstellungen, Zukunftstexte und –bilder aus China.